Klima-Argumente gegen Klinikum-Parkplatz

Von Thorsten Gütling
Meteorologieprofessor Christoph Thomas rät dem Stadtrat dringend vom Bau eines Parkplatzes nördlich der Preuschwitzer Straße ab. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Die Stimmung kippt. Ein Meteorologieprofessor der Universität Bayreuth hat im Bauausschuss der Stadt dringend vor dem Bau eines Klinikparkplatzes nördlich der Preuschwitzer Straße abgeraten.

 
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Die fraktionslose Bayreuther Stadträtin Christa Müller-Feuerstein, sowie der Arzt und Stadtrat Stephan Huttner (FDP) sprachen nach dem Vortrag des Professors von einem Volltreffer und von einer Argumentation, an der das Klinikum Bayreuth nun nicht mehr vorbei komme. Beinahe gleichzeitig hat sich der Fraktionssprecher der CSU im Bayreuther Stadtrat, Stefan Specht, in einem offenen Brief an Klinik-Geschäftsführer Joachim Haun gewandt. Darin unterstellt Specht dem Klinikchef „Salami-Argumentation“, „erhebliche Kommunikationsdefizite“ und ein „reichlich unprofessionell und improvisiert anmutendes“ Vorgehen.

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Auf Einladung des Stadtrates hat Christoph Thomas, Leiter der Abteilung für Mikrometeorologie an der Uni Bayreuth, zunächst Einblick in die Wetteraufzeichnungen von Stadt und Universität gewährt. Er stellte dar, dass seit dem Jahr 2003 acht der zehn heißesten, jemals in Bayreuth gemessenen Jahre vergangen seien. Er erklärte, dass es ein „riesiges Problem“ sei, dass es in Bayreuth keinen Monat mehr mit einer Durchschnittstemperatur von unter Null Grad gebe. Thomas warnte, dass sich mit jedem Grad mehr Wärme die Sterberate der Über-65-Jährigen verdopple. Und er zeigte auf, dass die Stadt auch selbst dazu beigetragen habe, dass es im Sommer an manchen Stellen in Bayreuth stickiger und heißer werde, als an anderen.

 

Christoph Thomas, Professor für Mikrometeorologie an der Uni Bayreuth.

Was der frischen Luft im Wege steht

Auf Karten machte Thomas deutlich, wo sich in und um Bayreuth herum kühle, frische Luft bilde: am Sophien- und am Eichelberg, am Siegesturm, am Röhrensee, an der Universität, entlang des Mistelbachs und am Hofgarten. Überall dort, wo Flussläufe verlaufen oder größere, zusammenhängende, grüne Flächen seien. Und der Professor zeigte auf, was der Frischluftzufuhr in den vergangene Jahrzehnten in den Weg gestellt wurde: die Autobahn, das Rotmaincenter, des Gebäude daneben, in dem sich heute Schuh-Mücke befindet, viele Wohngebiete, allenvoran im Osten der Stadt und große, dunkel asphaltierte Parkplätze in Nähe der Hohen Warte. In der Folge gebe es „Hitzeinseln“, vor allem die Innenstadt, aber auch die Gewerbegebiete St. Georgen und Neue Spinnerei, den Roten Hügel, Meyernberg und die Saas.

"Vorsicht rechts der Preuschwitzer Straße"

„Bayreuth, schütze deine Wälder“, appellierte der Meteorologe und riet zum Erhalt und Ausbau von Kaltluftschneisen, zum Rückbau großer Parkplätze und einem Ende der Versiegelung von Boden. „Von jeder Maßnahme, die das Verkehrsaufkommen weiter stärkt, würde ich abraten“, sagte Thomas. Und: „Vorsicht bei einer Parkfläche rechts der Preuschwitzer Straße. Die Luftströme werden dadurch erheblich abgemildert“. Ein Parkdeck vor dem Klinikum sei demnach die bessere Lösung. Zu dem Einwand, Stadt und Klinikum planten, den neuen Parkplatz zu begrünen, sagt der Mikrometeorologe: „Das würde schön aussehen, aber in Sachen Kaltluftbildung nichts bewirken.“

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