Gestern Abend gegen 21.30 Uhr hielt dieses Zittern noch an, die Tendenz lag eher auf „nicht“. Susanne Bauer ist dennoch zufrieden mit ihren knapp elf Prozent, in ihrem Heimatort Reisach bei Pegnitz sind es sogar mehr als 20 Prozent. Die politische Zukunft im Bund? Die sieht Bauer gespalten. Am liebsten wäre ihr „natürlich Rot-Rot-Grün“ gewesen. Das funktioniere jetzt nicht, nun müsse man aufpassen, dass die AfD nicht in der Opposition eine führende Rolle spiele und letztlich eine für sie „undenkbare“ Regierungsbeteiligung anstrebe. Sie selber werde jetzt nach anstrengenden Wochen erst einmal kürzertreten, sich aber nicht aus der politischen Szene verabschieden, so Susanne Bauer.
Freie Wähler: Thomas Mainusch ist enttäuscht
Geschockt reagierte Thomas Mainusch auf die bundesweit gut 13 Prozent für die AfD: „Ich bin erschrocken“, sagte der Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis Bayreuth-Forchheim dem Kurier. Die anderen Zahlen seien ziemlich vorhersehbar gewesen, „aber das hohe AfD-Ergebnis habe ich nicht erwartet. Das bedeutet 13 Prozent Nazis in Deutschland.“ Wenn man AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland im Fernsehen gehört habe, wie er tönte „Wir holen unser Land zurück“, dann „klingt das ein bisschen wie bei Nazi-Chefpropagandist Joseph Goebbels“, sagte Mainusch.
Auch von seinem eigenen Abschneiden ist Mainusch enttäuscht. Knapp 3,5 Prozent bei der Erststimme – „ich hätte das Doppelte erwartet“. Allerdings habe Peterka vor vier Jahren sogar noch weniger Stimmen gehabt. Die Freien Wähler hätten bundesweit einen schweren Stand, sagte Mainusch. Er finde es aber wichtig und richtig, dass die Freien für den Bundestag antreten. „Keine andere Partei trägt wie wir die kommunalen Belange nach oben, die Kommunen fallen mit ihren Anliegen sonst hinten herunter.“ An Themen wie schnellem Internet und löchrigem Mobilfunknetz in der Fränkischen Schweiz sei das gut zu sehen. Bei der Landtagswahl 2018 hofft Mainusch, dass die Freien ihr Potenzial besser ausschöpfen. Das liege bei 20 Prozent, glaubt er.
Die Linke: Sommerer sieht gutes Signal
„Schade, dass wir im Bundestag nicht mehr größte Oppositionspartei sind“, sagte Sebastian Sommerer, Direktkandidat der Linken in Bayreuth. Die Ursachen müssten noch aufgearbeitet werden. Mit über sechs Prozent in Bayern hätten die Linken ihren Stimmenanteil im Freistaat nahezu verdoppelt. „Das ist ein Jahr vor der Landtagswahl ein gutes Signal für uns, dass wir hier den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen könnten“, sagte Sommerer. Das hohe AfD-Ergebnis habe ihn hingegen nicht überrascht. „Wenn man an die vielen Talkshows mit AfD-Politikern denkt, braucht man sich über dieses Ergebnis nicht zu wundern“, sagte Sommerer. Viele enttäuschte CSU-Wähler seien offenbar zur AfD abgewandert, die Kampagnen beider Parteien seien auch sehr ähnlich gewesen.
Über sein persönliches Abschneiden zeigte sich Sommerer erfreut. Gegenüber der Bundestagswahl 2013 machte er bei den Erststimmen rund eineinhalb Prozentpunkte gut. „Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn ich das Ergebnis gehalten hätte.“ Bei den Zweitstimmen liegt die Linke im Wahlkreis über fünf Prozent. „Trotz des Rechtsrucks konnte die Linke ihr Ergebnis verbessern“, sagte Sommerer. Das sei ein gutes Zeichen. Aber man müsse auch auf dem Boden bleiben. „Die AfD hat ja im Wahlkreis das Doppelte erzielt.“
Die PARTEI: Wolfgang Karl ist "mehr als glücklich"
Zum Abschneiden der AfD hatte Wolfgang Karl bloß ein lautes Lachen übrig. „Wir haben jetzt mit den 13 Prozent endlich mal eine belastbare Zahl darüber, wie viele Vollidioten es in Deutschland gibt“, sagte der Direktkandidat der Partei „Die Partei“. Ansonsten hoffe er, dass die SPD sich nach ihren schmerzhaften Einbußen nicht weiter selbst auflöse, indem sie in die Regierung gehe, sondern dass sie zu ihrem Wort stehe und in die Opposition gehe. Fast müsse einem die SPD leidtun, die erneut eine Watschn bekommen habe. Dabei seien fast alle Reformvorhaben in der vergangenen Wahlperiode von der SPD gekommen. Die Regierungsbildung in Berlin werde schwierig, sagte Karl. Er glaube nicht, dass es zu einer Jamaikakoalition aus Union, FDP und Grünen komme. „Wenn ich Özdemir wäre, würde ich kein Bündnis mit FDP-Chef Lindner schließen“, sagte Karl. Er rechnet eher mit baldigen Neuwahlen.
Über seine rund 1,5 Prozent Erststimmen sei er „mehr als glücklich“, sagte Karl. „Wahnsinn, damit habe ich nicht gerechnet.“ Seine Frau habe ihn zuvor gewarnt, er solle nicht enttäuscht sein, wenn er keine dreistellige Zahl von Stimmen bekomme. Nun waren es mehr als 1500 Erststimmen für ihn. „Ich bin froh, dass es so viele im positiven Sinn Verrückte gibt“, sagte Karl.