Klatschen und trampeln: Kinder-Tannhäuser

Von Michael Weiser
Tannhäuser und seine Kumpels: Kay Stiefermann als Wolfram, Hans-George Priese als Tannhäuser, Raimund Nolte ist Biterolf, Stefan Heibach ist Walter von der Vogelweide und Jukka Rasilainen ein grummeliger aber netter Landgraf. Foto: Bayreuther Festspiele/Jörg Schulze Foto: red

So einfach geht Wagner: Tannhäuser baut Mist, darf nicht mehr mit den anderen spielen, bis die nette Elisabeth ein Wort für ihn einlegt. Alles wird gut. Wer eigentlich wünscht sich das nicht? Eindrücke von der Kinderoper 2017.

 
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Es ist schon so: Höhlen üben auf Kinder, große Anziehungskraft aus. Vor allem, wenn sie so schmuddelig sind, so geheimnisvoll, und wenn da eine Spielkameradin wohnt, mit der man so toll spielen kann. Tannhäuser ist wirklich gerne bei Venus. Und dass dieser Tunnel, dieser Ort, zu dem der Zutritt streng verboten ist, sogar besonders reizt, würde niemand abstreiten. Also niemand, der ehrlich ist und seine Sinne für Spiel und Abenteuer beisammen hat.

Es geht um Verbot und Versöhnung

Also ziemlich viele von denen, die bei der Premiere der Kinderoper anwesend waren: Richard Wagners „Tannhäuser“, gekürzt und bearbeitet von Katharina Wagner und Markus Latsch, musikalisch angepasst von Marko Zdralek, in Szene gesetzt von Szofia Geréb. Es geht in dieser Fassung um Sachen, die man nicht tun darf, es geht um Gemeinschaft, es geht darum, was passiert, wenn man aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen wird, um die Verlockung, die vom Verbot ausgeht, es geht um Versöhnung.

Es geht, genau genommen, um das, worum es auch beim originalen „Tannhäuser“ geht.

Die Truppe reißt mit

Die Truppe auf der Bühne reißt mit und schafft es, dass die Kinder mittendrin trampeln, klatschen und rufen. Klar, ist ja auch Sängerwettbewerb. Und die Sänger haben vorher Papierkronen verteilt. Vor allem Tannhäuser nimmt die jungen Besucher mit: Hans-Georg Priese ist ein bunt angezogener großer Bub, der einfach nicht der Verlockung der Verbotszone widerstehen kann und fürchterlich zerknirscht ist, wenn ihn die andern genauer fragen.

Jule Saworski hat ein Bühnenbild hingestellt, in dem die Kinder mit ihren Sinnen spazieren gehen können. Der Tunneleingang links zeigt denn auch an, welcher Sog von der Versuchung ausgeht.

Ein frischer Tannhäuser

Dirigent Boris Schäfer und das Brandenburgische Staatsorchester aus Frankfurt (Oder) präsentieren den „Tannhäuser“ mit viel Frische, wenn auch manchmal ganz schön laut. Insgesamt ist das ein großer Spaß, wie man auch den Profis ansehen kann, vom grummeligen, aber ganz lieben Landgraf (Jukka Rasilainen) über den verständnisvollen Wolfram (Kay Stiefermann) bis hin zur wilden Venus (Stephanie Houtzeel) und zur auch ganz schön selbstbewussten Elisabeth (Caroline Wenbourne). Walther von der Vogelweide (Stefan Heibach) und Biterolf (Raimund Nolte) singen und spielen ebenfalls so toll, dass es den Kindern am liebsten wäre, wenn diese coole Buben-Gang einfach so weitermachen darf.

Strenger Opa, liebe Oma

Dagegen ist der strenge Großvater (in der Erwachsenenfassung wär's der Papst). Verzeihen aber kann die liebe Großmutter (Maria). Und so wird alles wieder gut. In einem einzigen Satz. Auch davon hat wohl jeder als Kind geträumt.