Kirchenmusikerin auf Thomas Hackers Spuren

Von Peter Rauscher
Luisa Funke-Barjak will für die Bayreuther FDP in den Landtag einziehen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie schätzt klare Kante und Rückgrat: Luisa Funke-Barjak will bei der Wahl im Herbst 2018 für  die Bayreuther FDP in den bayerischen Landtag einziehen. Auch wenn sie dabei einem oberfränkischen Liberalen in die Quere kommt, der prominenter ist als sie.  

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat der gebürtigen Bad Windsheimerin Lust auf die FDP gemacht. Dass die damalige Bundesjustizministerin 1995 aus Protest gegen den großen Lauschangriff zurücktrat, weil sie Freiheit und Bürgerrechte verteidigen wollte, hat bei der damals 22-Jährigen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Die liberalen Ideen haben mich immer begeistert“, sagt sie.

Warum sie in Bayreuth blieb

Zur Partei kam sie allerdings erst in Bayreuth, weil hier die FDP präsenter sei als in ihrer Geburtsstadt. 2002 begann sie in Bayreuth ihr Studium für evangelische Kirchenmusik - und sie wäre wohl wieder weggezogen, hätte die Liebe nicht dazwischengefunkt. Luisa Funke-Barjak entschied sich für ihren Partner, begann eine Zweitausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation.

Als Kirchenmusikerin ist sie seit 2007 nebenberuflich in der Erlöserkirche tätig, übernahm die Chorleitung und den Orgeldienst. In Teilzeit arbeitet sie am Uni-Lehrstuhl für Controlling in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Dann ist die 34-Jährige auch noch Mutter einer vierjährigen Tochter. Und jetzt eben auch Politikerin, die sich in den Wahlkampf stürzen will.

Erster Versuch im Stadtrat

Wie die Musik in der Politik spielt, das hat Luise Funke-Barjak  bei Thomas Hacker gelernt. Als der jetzige Bayreuther Bundestagsabgeordnete 2008 bis 2013 im Landtag saß, war sie seine Mitarbeiterin im Bayreuther Wahlkreisbüro – dann schon als FDP-Mitglied. Mittlerweile ist sie stellvertretende Kreisvorsitzende und wandelt auf Hackers Spuren. Bei der Stadtratswahl 2014 stand sie auf Platz zwei der Liste, wurde aber überholt und schaffte nicht den Einzug. „Ich bekam rund 2000 Stimmen, für den ersten Versuch bei einer Wahl ist das ganz okay.“, sagt sie nüchtern. Bei der nächsten Wahl - zum Landtag - soll es besser werden. Bislang ist sie die einzige Kandidatin der Bayreuther FDP, das kann sich bis zur Nominierungsversammlung am 9. Januar aber noch ändern.

Antreten gegen ein Schwergewicht

Höher dürfte die zweite Hürde am Wahltag im Oktober 2018 sein. Zwar rechnet Funke-Barjak fest damit, dass die Liberalen  wieder in den Landtag einziehen, tatsächlich lag die FDP in einer Umfrage im November bei acht Prozent. Doch wie viele und welche Abgeordnete aus Oberfranken es ins bayerische Parlament schaffen werden, hängt von den Wahlergebnissen ab. Für den Listenplatz eins werde der bereits als Landtagskandidat nominierte Forchheimer Sebastian Körber antreten, sagt Funke-Barjak – als ehemaliger Bundestagsabgeordneter und stellvertretender FDP-Landesvorsitzender ist Körber ein politisches Schwergewicht. „Ich überlege, ob ich gegen ihn antrete“, sagt Funke-Barjak. Dass es für zwei oberfränkische FDP-Abgeordnete reichen könnte, nennt sie „sportlich, aber machbar“.

Wahlfreiheit gibt es nicht

Im Landtag würde sie sich für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen wollen. „Es hat sich zwar einiges verbessert bei der Kinderbetreuung, aber die vollständige Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf haben wir noch nicht“, spricht sie aus eigener Erfahrung. Einsetzen will sie sich für die Elektrifizierung der Ost-West-Bahnverbindung Marktzeuln-Oberkotzau. Als weitere Schwerpunkte nennt sie die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet  und gleiche Bildungschancen auch für sozial benachteiligte Kinder. Als stellvertretende Vorsitzende des Vereins Treff e.V. am Menzelplatz arbeitet sie an sinnvollen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche mit.

Eine Stimme für Söder?

Dass die Liberalen 2013 aus dem Landtag und aus dem Bundestag flogen, hat sie geschockt. Und misstrauisch gegenüber einem Bündnis mit der Union gemacht. “Die Koalition ist der FDP nicht gut bekommen.“ Würde sie in einer Koalition der FDP mit der CSU Markus Söder zum Ministerpräsidenten wählen? „Schauen wir mal“, sagt sie. Der Rückzug von FDP-Chef Christian Lindner aus den Jamaika-Sondierungen in Berlin hat ihr jedenfalls imponiert - wie einst der Rücktritt Leutheusser-Schnarrenbergers: „Er hat Geradlinigkeit bewiesen.“

Bilder