Kippenverbot im Kinderparadies

Von Stefan Linß
Spuren der Gelage finden sich auf dem Spielplatz in der Orlamünder Straße. Foto: Stefan Linß Foto: red

Eine Satzung regelt ganz genau das Verhalten in den Kulmbacher Grün- und Spielanlagen. Die meisten Nutzer lieben die Sauberkeit, doch andere schlagen über die Stränge.

 
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Lea ist eine Spielplatzexpertin. Die junge Kulmbacherin mag am liebsten den Grünzug hinter der Dr.-Stammberger-Halle. Schöne Schaukeln, eine Wippe, Klettergerüste, Rutschen und ein Sandkasten gehören dort zu den Attraktionen. In den Ferien und am Wochenende besuchen auch Familien aus den Nachbarlandkreisen den großen Spielplatz in der Kulmbacher Innenstadt.

Erst vor Kurzem hat die Stadt das Areal für die Sommersaison hergerichtet und rund um die Geräte frischen Rindenmulch verteilt. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Denn manchmal spotten Kulmbacher Grün- und Spielanlagen jeder Beschreibung.

Einfach toll

"Der beste Spielplatz in Kulmbach", schreibt Julia im Internet über den Grünzug. Bei der Google-Bewertung erhält er 4,8 von fünf möglichen Sternen. Der Platz sei sauber, schön und einfach toll, teilen die begeisterten Nutzer mit.

Saufgelage und Zerstörungswut, herumlungernde und pöbelnde Jugendliche und Erwachsene - das ist das andere Bild in Kulmbacher Grün- und Spielanlagen. Die oftmals stadtbekannten Missetäter lärmen, hören laut Musik und hinterlassen ihren Müll. Um solche Exzesse zu verhindern, hat der Stadtrat vor genau einem Jahr eine neue Rechtsgrundlage beschlossen. Die sogenannte Satzung für die Benutzung der öffentlichen Grün- und Spielanlagen stellt klare Regeln auf.

Welche Fehlgriffe trotz dieser Regeln noch vorkommen, zeigt sich in der Anlage zwischen der Orlamünder Straße und dem Kreuzstein. Vor Jahrzehnten befand sich an gleicher Stelle ein Abenteuerspielplatz. Es gab Hängebrücken, Tunnels und eine Seilbahn.

Rüpel-Treffpunkt

Heute zählt das Gelände anscheinend nicht mehr zu den offiziellen Spielanlagen der Stadt, obwohl das grüne Schild am Eingang das Gegenteil behauptet. Wer sich aus Versehen dort mit seinen Kindern verirrt, der wähnt sich im falschen Film.

Zwar stehen auf der weitläufigen Rasenfläche noch Rutsche, Wippe und Karussell bereit. Doch allem Anschein nach hat sich das einstige Kinderparadies zum Rüpel-Treffpunkt entwickelt. Rund um die Ruhebänke ist ein Meer aus Zigarettenstummeln zu sehen.

Zwischen den Kippen verteilt liegen Dutzende Kronkorken wie kleine Inseln im staubigen Boden. Die Stammgäste bevorzugen offenbar Bier und alkoholische Mixgetränke. Ein Pfandsammler hat das Areal entdeckt und ergattert eine ganze Reihe von leeren Flaschen und Dosen.

Was sich auf dem Spielplatz in der Orlamünder Straße abspielt, dürfte es eigentlich gar nicht geben. Denn die Satzung regelt in Paragraf drei das Verhalten. Demnach ist es auf allen Spielanlagen der Stadt unzulässig, zu rauchen und sich alkoholisiert aufzuhalten.

Umfangreiche Verbotsliste

Tiere mitzubringen ist übrigens genauso verboten wie Wettkampfsportarten auszuüben sowie die Ruhestörung durch laute Musik. Die Satzung ist recht umfangreich und anscheinend für alle Eventualitäten gewappnet. Fahrzeuge sind in allen Grün- und Spielanlagen nicht erlaubt. Als Ausnahmen gelten Dreiräder, ähnliche kleine Kinderfahrzeuge und Behindertenfahrzeuge.

Die Verbotsliste umfasst auch Zelte, Wohnwagen und offene Feuerstellen. Ausdrücklich werden die Nutzer darauf hingewiesen, dass sie nichts beschädigen dürfen. Auch Verunreinigungen sind untersagt, insbesondere durch Unrat, Abfälle und Hundekot.

Wer sich trotz Mahnung in schwerwiegender Weise nicht daran hält, der darf vom Platz verwiesen werden, heißt es in der Satzung. "Außerdem kann ihm das Betreten der Grün- und Spielanlagen für einen bestimmten Zeitraum oder für dauernd untersagt werden." Liegt eine Ordnungswidrigkeit vor, dann wird der Sünder zur Kasse gebeten. Eine Geldbuße in Höhe von bis zu 2500 Euro ist möglich.

Verstöße gegen die Satzung sind zwar die Ausnahme. Eltern bestätigen, dass die Kulmbacher Spielplätze in einem sehr guten Zustand sind. Die Stadt listet im Internet insgesamt 30 auf. Sie sind über ganz Kulmbach verteilt, unter anderem in der Alten Ziegelei in der Dobrachstraße, in Burghaig, in der Herlas am Söldenacker, in Katschenreuth am Feuerwehrhaus, im Katzbachtal, in Kauernburg, Petzmannsberg, Weiher und vielen weiteren Stadtteilen. Oft ist nebenan ein Bolzplatz angelegt.

Saufgelage verlagern sich

Im Zentrum gibt es Spielplätze am Schießgraben, im Hardenberghof und im Stadtpark. Auch die Stadt empfiehlt besonders den Mehrgenerationen-Spielplatz im Grünzug und verweist auf die Geräte für Kinder und Senioren.

Ein Brennpunkt war zuletzt der Bereich rund um den neuen Spielplatz und den Soccer-Court in der Fritz-Hornschuch-Straße auf dem ehemaligen Spinnerei-Areal. Die Stadt lässt den Platz mit Kameras überwachen, seitdem ist es dort ruhiger geworden.

Die nächtlichen Gelage mit Trinken und Rauchen hören deshalb aber nicht auf. Es verlagern sich nur die Standorte. Stadtpark, Basteigasse und Grünzug waren schon betroffen. Aktuell scheint neben dem Spielplatz in der Orlamünder Straße auch die Skaterbahn am Schwedensteg ein Treffpunkt zu sein.

Die Satzung wird das Problem kaum lösen, aber sie gibt der Stadt mehr Möglichkeiten, Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten.

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