Kinder interviewen den neuen Chefredakteur

Von Thorsten Gütling

Ist es nicht unbequem, ständig Anzug zu tragen, und langweilig, in so vielen Konferenzen zu sitzen? Fragen wie diese hatte Torsten Geiling noch nicht gehört. Bis die Sechstklässler den neuen Kurier-Chefredakteur am „Tag der Begabtenförderung“ ins Verhör nahmen.

 
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Herr Geiling, wie viel verdient eigentlich ein Chefredakteur?

Torsten Geiling: Als Chefredakteur kann man ganz gut leben. Bei uns gibt es einen Tarifvertrag, das heißt, man kann nachschauen, was ein Redakteur verdient. Chefredakteure müssen aber mit dem Über-Chef verhandeln, dem Geschäftsführer – der verdient noch mehr. Gut ist: Ich bekomme einen Dienstwagen, mit dem ich auch in den Urlaub fahren kann. Das ist ein Teil meiner Bezahlung.

Können Sie als Chef leichter als andere sagen: Heute mache ich mal frei?

Geiling: Könnte ich schon, aber die Arbeit macht mir ja Spaß.

Wollten Sie früher etwas anderes werden?

Geiling: Ganz früher konnte ich mir einmal vorstellen, Arzt zu werden. Anderen Leuten helfen zu können, fand ich toll. Wer als Journalist auf Missstände hinweist, kann das aber auch.

Haben Sie in der Schule immer nur Einser geschrieben?

Geiling: Ich hab mich immer dann angestrengt, wenn es nötig war. Ich hatte in der 8. Klasse auch mal ’ne 5 in Mathe und Latein im Zwischenzeugnis.

Sind Sie musikalisch?

Geiling: Ja, ich kann Klavier spielen.

Wie ist das, jeden Tag Anzug tragen zu müssen?

Geiling: Da gewöhnt man sich dran. Ich komme manchmal auch in Jeans, wenn ich keine Termine habe. Die kann aber mal drücken, während Anzughosen eigentlich ganz bequem sind.

Finden Sie Besprechungen manchmal auch langweilig?

Geiling: Das kommt immer auf das Gegenüber an. Manche sind schon langweilig und wenn es zu viele sind, dann ist das auch anstrengend.

Was ist das Spannendste, über das Sie jemals berichtet haben?

Geiling: Ich war einmal in Kroatien, als dort noch Krieg war, und habe dort über die Bundeswehr berichtet. Das war spannend, weil es gefährlich war. Ich habe aber auch schon mit Prominenten wie dem späteren Box-Weltmeister Vitali Klitschko Interviews geführt. Spannend ist auch, wenn man Sachen einmal ausprobieren kann: Schlittenhunderennen oder Ballonfahren zum Beispiel.

Waren Sie früher auch gut in Sport?

Geiling: Das hat mir immer großen Spaß gemacht. Ich habe Fußball und Tennis gespielt. Jetzt ist mein Knie ruiniert und ich gehe lieber joggen und schwimmen.

Als Journalist soll man ja erst relativ spät Geld verdienen. Wie alt sind Sie?

Geiling: Ich bin 42. Dass man erst so spät Geld verdient, hängt damit zusammen, dass man erst studieren und ein Volontariat machen muss, das ist die Ausbildung zum Redakteur. Aber neben dem Studium kann man schon ganz gut für eine Zeitung schreiben. Richtig Geld verdient habe ich aber auch erst mit 27 Jahren.

Redakteure sollen recht spät zur Arbeit kommen und dafür abends lange bleiben. Würden Sie nicht lieber früher aufstehen und früher heimkommen?

Geiling: Ich stehe eigentlich ganz gerne früh auf und lese dann erst mal ausführlich Zeitung. Aber es gibt auch Kollegen, die sagen, dass sie den Job deshalb ausgesucht haben, weil sie dann länger schlafen können.

Haben Sie in der heutigen Ausgabe schon einen Schreibfehler entdeckt?

Geiling: Ja, im Sport. So was kommt vor. Obwohl es jemanden gibt, der das alles Korrektur liest. Ganz fehlerfrei funktioniert das aber noch nicht.

Stimmt. Auf Seite 17 ist auch einer.

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