KI IN WIRTSCHAFT UND FORSCHUNG:
In der Medizin soll KI bei der Früherkennung von Krebs unterstützen, Roboter führen Teile von Operationen schon jetzt wesentlich präziser durch als ein Chirurg. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz arbeitet unter anderem an Exoskeletten, die zum einen an unzugänglichen Orten wie in Tiefsee oder Weltraum eingesetzt werden könnten, die aber auch Pflegekräften die körperlich anstrengende Arbeit erleichtern sollen.
Die lernenden Algorithmen sollen auch den Finanzmarkt erobern und die Aktienauswahl von Fonds steuern. In der Landwirtschaft arbeiten die Wissenschaftler an Systemen, die erkennen, ob Kartoffeln von Krankheiten befallen sind - der Einsatz von Fungiziden soll dadurch deutlich reduziert werden. Wohl bekanntester Einsatzbereich ist autonomes Fahren. KI muss dafür nicht nur Stoppschilder erkennen, sondern Gefahren vorhersehen - zum Beispiel antizipieren, dass einem Ball, der zwischen parkenden Autos auf die Straße rollt, ein Kind hinterlaufen könnte.
DEUTSCHLAND WILL AUFHOLEN:
Weltweit führend bei der KI sind die USA und China mit Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook, Apple, Alibaba oder Huawei. "Sie alleine investieren jedes Jahr Milliarden in KI", sagt der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg. Deutschland sei zwar in der Grundlagenforschung viele Jahre Weltspitze. "Aber es entstanden daraus zu wenige Produkte." Industriepräsident Dieter Kempf sieht dennoch eine gute Ausgangsposition: "Wenn es uns in Deutschland gelingt, unser Industrie-Know-how mit KI-Know-how zu verbinden, werden wir uns eine hervorragende Wettbewerbsposition sichern."
DIE STRATEGIE DER BUNDESREGIERUNG:
Die Bundesregierung will Forschung und Anwendung Künstlicher Intelligenz bis 2025 mit drei Milliarden Euro unterstützen - und baut darauf, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Länder mindestens noch einmal genauso viel investieren. Unter anderem soll ein Netz von mindestens zwölf vernetzten Forschungszentren aufgebaut werden. An den Hochschulen werden 100 zusätzliche Professuren eingerichtet. Mittelständische Unternehmen sollen bei Tests unterstützt werden. Außerdem sollen mehr Daten zur Verfügung stehen, mit denen KI-Systeme lernen können.
IN WELCHEN BRANCHEN KI WICHTIG WIRD:
In fast allen Branchen, sagen Wirtschaftsverbände. KI werde wichtig dort, wo Daten gesammelt und interpretiert werden können, dies treffe nahezu auf die gesamte Wirtschaft zu. Auch Berg sagt: "Künftig wird es kaum noch Produkte oder Dienstleistungen geben, die nicht auf die eine oder andere Weise KI-Technologie nutzen." KI werde Grundlage für die Entwicklung autonomer Autos ebenso wie für eine effiziente Logistik mit optimaler Routenplanung. Und in der Fertigung seien KI-Systeme in der Lage, Fehler in Bauteilen automatisch zu erkennen.
WAS KI FÜR JOBS BEDEUTET:
Braucht man künftig noch Taxi- oder Busfahrer, wenn Autos und Busse autonom fahren? Und was passiert in den Fabriken? Die Wirtschaft versucht, Ängste zu nehmen. Zwar bringe es der technische Fortschritt mit sich, dass manche Tätigkeiten wegfallen und andere neu entstehen, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben. DIHK-Umfragen aber deuteten unterm Stich auf keine Beschäftigungsverluste hin.
Die Anforderungen an die Beschäftigten jedoch werden steigen. "KI wird in unser Berufsleben ebenso wie in unser Privatleben einziehen", sagt Berg. "Dabei wird Künstliche Intelligenz in absehbarer Zukunft in den allermeisten Fällen niemandem die Arbeit komplett abnehmen, sondern uns bei unserer Tätigkeit unterstützen."
WANN IST ES SO WEIT
Bis KI flächendeckend eingesetzt wird, dürfte es noch dauern. Erst 20 Prozent aller deutschen Unternehmen wenden KI an, 30 Prozent befinden sich noch in der Entwicklungsphase, so der BDI. In einer repräsentativen Bitkom-Befragung geben zwei Drittel der Bürger an, dass KI spätestens in zehn Jahren die Gesellschaft spürbar verändert haben wird.