Kein Rad-Verleih zur Gartenschau

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Heinrich Hacker (rechts) und Kay Buschmann hätten gerne mit ihrer original indischen Rikscha Besucher der Landesgartenschau von der oder in die Stadt transportiert. Was sie ebenfalls bedauern: Dass Besucher keine Möglichkeit haben, die Stadt mit Leihrädern zu erfahren.⋌⋌Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Traum ist geplatzt: Heinrich Hacker hat seinen Plan, mit seiner Rikscha Besucher der Landesgartenschau zwischen dem Ausstellungsgelände und der Innenstadt zu transportieren, aufgegeben. Die von der Bürokratie gesetzten Hürden und die daraus resultierenden Kosten sind zu hoch. "Ich müsste für ein technisches Gutachten eine vierstellige Summe investieren und weiß dann immer noch nicht, ob ich vom Ordnungsamt die Genehmigung erhalte", begründet Hacker seinen Verzicht.

 
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Hacker, der das Fahrradgeschäft Radbar betreibt, hat die Rikscha im vergangenen Jahr in München erworben. Das 120 Kilogramm schwere Gefährt mit der bunt lackierten Ladefläche, das sich noch immer  im Originalzustand befindet, wollte er in erster Linie für Werbezwecke einsetzen, aber auch für Hochzeiten und Kindergeburtstage. Oder eben für den Taxidienst während der Landesgartenschau. Erste technische Veränderungen wie neue Bremsen, eine Sieben-Gang-Nabenschaltung, kleinere Hinterräder und einen Elektroantrieb hat er zwischenzeitlich getätigt. Was noch fehlte, war die Genehmigung, den Pickup auch gewerblich zur Personenbeförderung zu nutzen. Hacker: "Ohne Gutachten erhalte ich keine Genehmigung, Personen zu transportieren. Das ist ja auch in Ordnung. Dafür habe ich Verständnis. Nicht aber für die Kosten von rund 2000 Euro, die ich für ein Gutachten aufbringen müsste. So viel Geld habe ich bisher schon in die Umrüstung gesteckt."  Das fehlende Gutachten kann Hacker aber nicht davon abhalten, mit seiner Rikscha auf Bayreuths Straßen unterwegs zu sein. Zum Beispiel auf dem Unigelände. Studenten, die dort einen Sportevent veranstalten, hätten bei ihm angefragt, ob er nicht mit seiner Rikscha vorbeikommen wolle. "Und auf dem privaten Gelände darf ich auch Fahrgäste transportieren, ohne dass mir das jemand verbieten könnte", sagt Hacker.

Vertane Chance

Apropos Landesgartenschau: Als eine "vertane Chance" bezeichnet Hacker den Umstand, dass es den Veranstaltern nicht gelungen sei, einen Fahrradverleih einzurichten. "Viele Städte haben in den vergangenen Jahren allein oder mit Vertragspartnern Verleihstationen eingerichtet. Nur Bayreuth schafft das nicht, nicht mal zur Landesgartenschau, wo es bestimmt Nachfrage von Besuchern geben wird", ist sich Hacker sicher. Haben die Geschäftsführung der Landesgartenschau (LGS) und die Bayreuther Tourismus und Marketing GmbH (BTMG) die Chance verschlafen? Nein, sagt  LGS-Pressesprecher Mirko Streich. "Wir haben lange darum gekämpft, viele Gespräche geführt, aber letztendlich niemanden gefunden, der einen Radverleih betreiben würde", sagt Streich.

Händler winken ab

BTMG-Mitarbeiterin Nicola Mattern wird deutlicher: "Wir haben im Vorfeld bei Bayreuther Fahrradhändler angefragt, ob sie vor dem Haupteingang der Landesgartenschau einen Radverleih einrichten wollen. Aber alle haben abgewunken." Auch Gespräche mit dem bundesweit agierenden Radverleiher Nextbike, eine laut Mattern "Supervariante", seien wegen der hohen Kosten gescheitert. Ebenso sei die angedachte Variante, selbst Räder anzuschaffen und vor dem Eingang zu platzieren, wieder aus logistischen und personellen Gründen verworfen worden. "Die Frage ist doch", sagt Mattern, "ob die Besucher überhaupt einen Radverleih nutzen würden, wenn es einen kostenlosen Shuttlebus gibt. Wir haben uns bei anderen Veranstaltern, beispielsweise in Bad Essen, wo 2010 eine Landesgartenschau veranstaltet wurde, erkundigt.  Die Erfahrungen waren dort, wo ein Radverleih angeboten wurde,  negativ. In Bad Essen hatte man sogar 50 Räder angeschafft. Dort würde man es, sagte man uns, nicht mehr tun." In Bayreuth bleibt es deshalb bei den vier E-Bikes, die in der Tourismus-Info ausgeliehen werden können.

Totes Kapital

Wer seinen Besuch der Landesgartenschau und der Stadt Bayreuth mit dem Fahrrad erleben will, hat auch ohne Radverleih am LGS-Gelände die Möglichkeit, an ein Leihrad zu kommen. Wolfgang Müller, Betreiber des Geschäfts Radgarten, verleiht einige Räder, die besonders in der Festspielzeit genutzt werden. Die er aber mangels Mitarbeiter nicht am LGS-Eingang platzieren kann. Weitere Räder kann und will er nicht anschaffen. Müller: "Das wäre nur totes Kapital." Auch Nicole Frenzel vom gleichnamigen Fahrradfachgeschäft ist auf die Anfrage nicht eingegangen. "Ein Stand ist für uns nicht interessant", sagt sie, "das können wir auch zeitlich gar nicht leisten, weil es viel zu aufwendig ist." Ihre Leihräder finden dennoch Abnehmer. "Mitarbeiter der Festspiele, darunter viele Stammkunden, reservieren oft schon Monate im voraus bei uns Räder, so dass wir während der Festspiele oft keine Leihräder mehr haben."

Konzept fehlt

Stefan Steurer vom Kreisverband des ADFC findet es bedauernswert, dass es keinen Radverleih während der Landesgartenschau geben wird. "Das wäre sicherlich eine Bombengeschichte", ist er überzeugt. "Aber ohne einen Investor nicht zu machen." Dabei gebe es in Bayreuth Bedarf, wie Anfragen beim ADFC belegen würden. Was fehlt, sei ein sinnvolles Konzept, an dem die Stadt sich beteiligen müsse. Einen Standort hätte er schon: Gegenüber dem Wagner-Museum.

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