Kaum Frauen bei der Polizei

Antje Düthorn (42) ist eine der wenigen weiblichen Polizisten der Polizeiinspektion Kulmbach. Foto: Christina Holzinger Foto: red

Weniger als ein Drittel aller Polizisten in Bayern sind Frauen – in Führungspositionen sind es sogar weniger als zehn Prozent. Das ergab eine Anfrage der Grünen Landtagsabgeordneten Katharina Schulze. Obwohl der Frauenanteil bei der Polizeiinspektion Kulmbach noch deutlich niedriger liegt, warnt Inspektionsleiter Peter Hübner davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.

 
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Antje Düthorn (42) ist verheiratet, Mutter dreier Kinder – und eine der wenigen Polizistinnen der Polizeiinspektion Kulmbach. Der Frauenanteil liegt hier mit 18 Prozent weit unter dem bayerischen Durchschnitt. Trotzdem fühlt sich Düthorn wohl. „Für mich ist das ideal“, sagt sie.

Für den niedrigen Frauenanteil in bayerischen Dienststuben hat Peter Hübner, Leiter der Polizeiinspektion Kulmbach, eine Erklärung: „Erst seit dem Jahr 1990 sind Frauen zur Ausbildung für den Polizeidienst zugelassen.“ Vor diesem Stichtag wurden Frauen nur für den Dienst bei der Kriminalpolizei eingestellt. Die Auswirkungen werden auch in den kommenden Jahren noch zu spüren sein. „Erst in zehn bis 15 Jahren wird sich der Frauen- und Männeranteil angleichen“, sagt Hübner. Dennoch wachse der Anteil der Frauen, die in den vergangenen Jahren an den Polizeischulen ausgebildet werden. Doch bis die nach Oberfranken in die Dienststuben kommen, kann es laut Jürgen Stadter, Pressesprecher der Polizei Oberfranken, noch dauern. Denn viele junge Polizisten und Polizistinnen arbeiten zunächst in den Ballungszentren oder bei der Bereitschaftspolizei.

Kein Job im Büro

So war es auch bei Düthorn, die erst vor einem Jahr nach Kulmbach kam. Die 42-Jährige ist seither als Dienstgruppenleiterin für ein Team mit sieben männlichen Kollegen zuständig. Ihr Geheimnis? „Man darf sich nicht als arme schwache Frau hinstellen, sondern muss zeigen, dass man genauso mit anpacken kann“, sagt sie. Düthorns Vater war lange Jahre Polizist, da kannte sie das Arbeitspensum und die Aufgaben. „Ein Job im Büro wäre für mich nie in Frage gekommen“, sagt Düthorn. Nach dem Abitur entschied sie sich im Jahr 1995 für den gehobenen Dienst bei der Polizei. „Nach der dreijährigen Ausbildung legt man eine Prüfung ab und wird so zum Kommissar“, sagt sie. Mit dieser Qualifikation hätte sie sich bereits auf eine Führungsposition bewerben können. „Um Dienstgruppenleiterin zu werden, muss man aber einige Jahre gearbeitet haben und die entsprechende Leistung bringen“, erklärt Düthorn.

 

 

Die Leistung eines Polizeibeamten wird jedes dritte Jahr bewertet – die Polizisten bekommen Punkte anhand derer sie sich auf verschiedene Positionen bewerben können. „Auch wenn ich eine Frau bin, kriege ich da nichts geschenkt“, betont die 42-Jährige. Denn nur derjenige mit der besten Punktzahl bekomme die Stelle – unabhängig von dem Geschlecht und Arbeitszeitmodell.

Düthorn arbeitet in Teilzeit bei der Polizei, um mehr Zeit mit ihren drei Kindern verbringen zu können. „Wir haben mehrere Frauen mit Kindern, die sich natürlich nicht so flexibel einsetzen lassen wie ein ledige Polizeibeamtinnen und -Beamte“, sagt Hübner. Doch in Düthorns Fall sei das kein Problem – der Dienstplan lässt genügend Raum für Elternabende, Fußballspiele und Familienausflüge.  Ihre Kinder hätten sich schnell an den Schichtrhythmus ihrer Eltern gewöhnt, denn auch der Mann der 42-Jährigen arbeitet bei der Polizei.

Keine Frauenquote

Von einer Frauenquote bei der Polizei, wie sie Katharina Schulze, Landtagsabgeordnete der Grünen in Bayern, fordert, hält Düthorn nichts. „Es macht keinen Sinn, dass jemand aufgrund seines Geschlechts eine Position bekommt, für die er vielleicht gar nicht geeignet ist“, sagt sie. Ihr eigener Lebenslauf ist dafür vielleicht sogar das beste Beispiel: Trotz dreier Schwangerschaften mit Babypausen und Elternzeit ist Düthorn mit 42 Jahren in einer Führungsposition. Und das, obwohl sie nicht Vollzeit arbeitet.  

 

Frauen bei der Polizei

Frauen wurden erstmals am 1. März 1990 in den uniformierten Polizeivollzugsdienst eingestellt. In Bayern konnten sie jedoch seit den 1950er Jahren in der Weiblichen Kriminalpolizei mitwirken. Diese war vorrangig für minderjährige Straftäter, Opfer und Zeugen zuständig. Bei Jungen war sie nur bis zu einem Alter von 14 Jahren zuständig, bei Mädchen bis 21. Die Weibliche Kriminalpolizei wurde im Rahmen der Neuorganisation der Polizei in den 1970er Jahren aufgelöst, ihre Angehörigen in die Kriminalpolizei integriert. Eine Besonderheit gibt es jedoch im Polizeidienst: Männer und Frauen erhalten den gleichen Lohn für ihre Arbeit. 

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