Der bejahte – und an einer Stelle bohrten die beiden Forscher dann nach. Buchstäblich. Als Untersuchungen mit modernster Technik von Wärmebildkameras bis hin zu Radarmessungen mit elektromagnetischen Wellen besagten: Das lohnt sich. Der Anfang war gemacht. Dann ging alles relativ schnell. Die Entdecker räumten gut einen Kubikmeter Lehm auf die Seite, stießen auf einen „wurmartigen Durchschlupf“. Dem folgten sie Meter um Meter. Kriechend.
Über den Wurm in die Kluft
Auf einmal dann eine Kluft – und dahinter dann das, wonach sie über viele Jahre hinweg so sehnsüchtig geforscht hatten. Ein neuer Höhlenraum. Von einer Größe, die sie so nie erwartet hätten. Da sei Ehrfurcht im Spiel gewesen, sagt Hanns Nägerl.
Für den 80-Jährigen erfüllte sich ein Traum nach all den Jahren. Der Sulzbach-Rosenberger, der so vieles in seinem Leben angepackt hat, unter anderem zur See fuhr und bis zu seinem Ruhestand als Physiotherapeut gearbeitet hat, ist fit wie der gerne zitierte Turnschuh. Hatte kein Problem damit, durch den „Wurm“ zu krabbeln.
Das hat wohl auch damit zu tun, dass er immer sportlich unterwegs war, „ich war mit 60 auch Weltmeister im Bankdrücken“, sagt er so nebenbei im Kurier-Gespräch. In seiner Altersklasse. Und vor ein paar Jahren auch noch mal deutscher Meister. Nach einer krankheitsbedingten Pause will er jetzt wieder das Trainieren anfangen.
Ehrfurcht im Spiel
Das mit dem Entdeckerglück hat ihn spürbar bewegt. „Das hatte etwas Ehrwürdiges.“ Allein schon mit Blick auf die Größe. „Das wirkt wie eine Kathedrale“, ergänzt Hans-Joachim Betko. Und so sollte der Raum aus Sicht der beiden Forscher auch genannt werden. Damit hat Bürgermeister Stefan Frühbeißer kein Problem. Auch ihn nimmt das Ganze emotional mit, auch wenn er nicht wie Betko von einem „Jahrtausend-Ereignis“ spricht.
Aber eine Sensation sei das schon schon irgendwie.Wie man diese für den Tourismus nutzen kann, sei noch offen. Er könne sich vieles vorstellen: „Von der Einbindung in den ganz normalen Führungsweg für Besucher über einen Veranstaltungssaal bis hin zu einem zweiten Raum in Sachen Höhlentherapie.“ Das wiederum hängt unter anderem vom Radon-Gehalt der Luft wie des Lehms in der Höhle ab – „vielleicht lässt sich der als Heil-Lehm nutzen, der hilft bei vielen Hautkrankheiten“, sagt Betko.
Doch zunächst haben die Wissenschaftler das Wort, die Boden-, die Naturkundler. Wie viel Geld da für welches Forschungszwecke aus welchen Töpfen fließt, „werden wir sehen, da hat jetzt der Zweckverband das Wort“, sagt Bürgermeister Frühbeißer.
In dieser Form selten
Vielleicht finden sie „ja auch Artifakte wie Malereien oder Knochen“, hofft Betko. Und fügt hinzu, dass es hier zwar keine großartigen Tropfsteingebilde zu bewundern gibt. Aber sehr wohl durch das stetige Tropfen erzeugte blumenartige Bodenstrukturen, „wie es sie in dieser Form selten gibt“.
Und, so Nägerl und Betko, der Raum entstand über Millionen von Jahren hinweg durch einen unterirdischen Flusslauf. Da gebe es sicher eine Fortsetzung. Und damit sicher wohl auch weitere Räume, die es noch zu entdecken gilt.
„Das dürfte Forscher noch über Jahrzehnte beschäftigen“, sagt Betko. Doch erst einmal wollen und seine Kollege weitermachen. „Solange ich kann und solange ich lebe, bin ich mit dabei“, meint der 80-jährige Nägerl.