Kasendorf Ait Deutschland stark gefordert

Von Roland Töpfer
Er möchte, dass in seinem Unternehmen Werte gelebt werden: Marco Roßmerkel. Foto: Roland Töpfer Quelle: Unbekannt

KASENDORF. Seit Mitte März ist der Thurnauer Marco Roßmerkel Geschäftsführer des Wärmepumpenherstellers Ait Deutschland in Kasendorf (Landkreis Kulmbach). Dass Roßmerkel auf Dauer Chef bleibt, ist noch gar nicht sicher.

 
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Das entscheidet die schwedische Mutter Nibe, die verschiedene Lösungen prüft, bestätigte Roßmerkel im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zahlen der ait Deutschland sind schon mal gut. Nach zehn Prozent Wachstum im letzten Jahr soll der Umsatz auch 2019 um zehn Prozent auf 140 Millionen Euro zulegen, sagt Roßmerkel.

Das reicht aber noch nicht. Denn die „klaren Zielvorgaben des Mutterkonzerns“ sehen sogar ein Plus von 20 Prozent vor. Zehn Prozent organisches Wachstum plus zehn Prozent via Zukäufe. Ait ist also stark gefordert. Roßmerkel: „Da muss noch was kommen.“ Auch am operativen Gewinnziel von zehn Prozent muss ait noch arbeiten. Wie ist die aktuelle Ertragslage? „Wir sind ein gesundes Unternehmen“, sagt Roßmerkel.

An der langen Leine

Die schwedische Mutter Nibe ist ein Konzern mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz und 16.600 Beschäftigten, der Haushaltsgeräte, Kaminöfen, Wärmepumpen, Kühlanlagen und Heizelemente für Autobauer herstellt. Der Konzern lasse seiner Tochter schon eine „lange Leine“ - solange das Ergebnis passt, sagt Roßmerkel.

Für 2025 peilt ait 240 bis 250 Millionen Euro Umsatz an. Das geht nur mit mehr Produktionsmitarbeitern. 100 bis 150 zusätzliche Kräfte werden gebraucht, schätzt Roßmerkel. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 660 Mitarbeiter, davon 500 in Kasendorf. Der Rest verteilt sich auf Niederlassungen in den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Schweden, Tschechien und die Slowakei.

20.000 Wärmepumpen baut Ait im Jahr, dazu noch 1400 Kühlanlagen (Chiller). KKT, neben Alpha Innotec und Novelan die dritte Marke im ait-Portfolio, steuert mit Prozesskühlanlagen etwa 15 Prozent zum Umsatz bei. Concept Laser in Lichtenfels kühlt seine Laser mit einer solchen Anlage. Und auch die Magnetresonanztomographen von Siemens, Philips und General Electric werden mit Kasendorfer Technik gekühlt.

Produziert wird überwiegend im Ein-Schicht-Betrieb. Im Drei-Schicht-Betrieb könnte Ait 50.000 bis 60.000 Wärmepumpen herstellen, sagt Roßmerkel.

Größtes Wachstum in den Niederlanden

Die aktuelle Klimadiskussion spielt dem Unternehmen in die Hände. Denn: Wärmepumpen gelten als umweltfreundlich - wenn der Strom vorwiegend aus erneuerbaren Quellen kommt. Bei knapp 44 Prozent aller Neubauten in Deutschland wurde im letzten Jahr eine Wärmepumpe installiert. An zweiter Stelle stehen Gasheizungen, Öl ist stark rückläufig.

„Die CO2-Steuer ist in aller Munde. Da ist viel Luft nach oben“, sagt Roßmerkel. Das größte Wachstum gebe es gerade in den Niederlanden, die ab 2050 völlig ohne Öl und Gas auskommen wollen.

Die Hälfte der ait-Produktion geht in den Export, vor allem nach Holland, in die Schweiz, nach Österreich, Tschechien und Polen. Vor seiner Berufung zum Geschäftsführer war Roßmerkel Finanzchef bei Ait.

Der gebürtige Kulmbacher wohnt mit seiner Familie im wenige Kilometer entfernten Thurnau. Seine berufliche Karriere begann der 47-Jährige als Industriekaufmann bei Baumann Druck in Kulmbach, wurde Bilanzbuchhalter, wechselte zum Fränkischen Tag in Bamberg und arbeitet seit 2008 für Ait, ab 2012 als Finanzchef.

Mit dem TSV Thurnau spielte er früher mal in der Bezirksliga, war Kapitän. Nach einer Verletzung bei einer Altherren-Partie ist Schluss mit Fußball. Und heute, noch sportlich? Ein bisschen schon. Rad, Tennis. Aber im Moment fehlt oft die Zeit.

Wichtige Werte

Die berufliche Ausrichtung war irgendwie vorgegeben, denn, sagt Roßmerkel: „Ich bin ein Zahlenmensch.“ Ein kalter Controller will er aber nicht sein. Das Zwischenmenschliche sei ihm besonders wichtig. „Wir haben Werte.“ Und diese Werte, die würden in der Firma nicht nur aushängen, die wolle man auch leben. Offenheit und Respekt gehören dazu. Wertschätzung auch.

Dazu passt: Auszubildende, die mit besonderen Leistungen auf sich aufmerksam machen, dürfen direkt neben der Geschäftsführung parken. Auf dem Pflaster der Parkfläche steht geschrieben: „Hier parkt die Zukunft.“