Eilmeldung

Kampfabstimmung: Hohl bleibt CSU-Chef

Von Thorsten Gütling

Es war eine Kampfabstimmung: 57 Jahre altes politisches Schwergewicht und Altoberbürgermeister gegen 34 Jahre jungen Kegler und politischen Ziehsohn des Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk.

 
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Am Ende stand ein Lehrstunde für den Herausforderer Patrick Lindthaler und ein mit 96 zu 41 Stimmen doch recht deutlicher Sieg für Michael Hohl. Die Niederlage erklärte der sichtlich geknickte Lindthaler noch am Abend mit „zu vielen Senioren, die sehr bissig waren“. Die Qualität der Angriffe, denen er in persönlichen Gesprächen ausgesetzt gewesen sei, habe er nicht erwartet.

Tiefe Einblicke in die Seele der CSU

Zuvor hatte der Herausforderer aber auch tiefe Einblicke in das Innenleben des Kreisverbandes gewährt. Lindthaler sagte, dort werde schon lange diskutiert, ob die Rolle des Parteichefs durch Hohl noch zeitgemäß ausgefüllt werde. Lindthaler sprach von Querelen innerhalb der Partei, die mittlerweile schon vier Jahre andauerten, und davon, dass er sich wundere, wie das so lange unter Verschluss gehalten werden konnte. Lindthaler wörtlich: „Michael Hohl ist gut vernetzt, aber Parteiarbeit kann er nicht.“ Und er forderte: „Wir müssen wieder vom Ich zum Wir kommen.“

Hohls Zeitung stößt auf Kritik

Demnach sei allenvoran Hohls persönliches Mitteilungsblatt „Bayreuth Plus“ in der Partei schlecht angekommen, das er mit dem Kreisverband nicht abgesprochen hatte. Lindthaler wörtlich: „Das war eine Unverschämtheit.“

Lindthaler fordert den Wechsel jetzt

Während Hohl vor der Sitzung keine Zeit hatte, sich zu seinen Plänen zu äußern, formulierte Lindthaler sein Anliegen so: Die Mitglieder müssten jetzt und nicht erst vor der Kommunalwahl 2020 an die Hand genommen werden. Und neuen Gesichtern müsse die Zeit gegeben werden, während des Bundestagswahlkampfs auf sich aufmerksam zu machen.

Demgegenüber hatte Hohl in einem Brief an die Mitglieder erklärt, ein letztes Mal kandidieren zu wollen und die Zügel erst 2019 aus der Hand geben zu wollen.

Werben mit Briefen auf beiden Seiten

Auch der Herausforderer hatte mit einem Schreiben versucht, die Mitglieder von seiner Sache zu überzeugen. In Lindthalers Brief war zu lesen, dass die politische Arbeit in den vergangenen Jahren von Arbeitsgruppen und Ortsvereinen gemacht worden sei. „Der Kreisverband war in einer Art Dämmerschlaf.“ Vier Jahre lang habe man versucht, den Führungsstil zu verändern, zuletzt mit einem Brandbrief an Hohl, aber ohne Erfolg.

Die Stellvertreter ziehen Konsequenzen

Der Brief trug auch die Unterschrift der Ortsvorsitzenden Gabriele Pastor und Claus Müller: Beide und auch Lindthaler selbst legten gestern Abend ihre Ämter als Stellvertretender Hohls nieder. Wiedergewählt wurde Stephanie Kollmer, neu gewählt wurden Christian Wedlich, Ingrid Heinritzi-Martin und Christopher Huth.

Das ist Patrick Lindthaler

Patrick Lindthaler führt zwei Arbeitskreise des CSU-Kreisverbandes, ist stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender und leitete das Büro des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk. Im Herbst 2016 hatte Lindthaler seine Kandidatur um die Nachfolge Koschyks in den Bundestag zurückgenommen und gesagt, er wolle lieber dem Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Stefan Specht, den Rücken stärken. Seit April leitet er das Büro der Bundestagskandidatin Silke Launert.

Das ist Michael Hohl

Michael Hohl ist Anwalt und war von 2006 bis 2012 Oberbürgermeister von Bayreuth, bis ihn Brigitte Merk-Erbe per Stichwahl ablöste. Auch Hohl hatte im Herbst 2016 seine Kandidatur um ein Bundestagsmandat zurückgezogen, mit der Begründung, er wolle sich nach dem Kahlschlag bei der BAT auf seine Arbeit in Bayreuth konzentrieren.

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