Kameras für "Jack the Ripper"

Direkt aus dem Magazin des Kameramuseums zu Dreharbeiten in Litauen: diese Laterna magica gehörte ebenfalls zu den Requisiten. ⋌Foto: red Foto: red

Wenn am Dienstag, 29. November, ab 20.15 Uhr der Sat.1-Kriminalfilm „Jack the Ripper“ ausgestrahlt wird, achten Museumsleiter Kurt Tauber, Eventmanager Jens Werlein, Fördervereinsvorsitzenden Karlheinz Escher und ihre Mitstreiter weniger auf die Gruseleffekte dieses Historienfilms, als vielmehr auf die Ausstattung. Denn Kameras, Vergrößerungsgeräte und Laborartikel stammen aus dem Plecher Kameramuseum.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die als „das große Sat.1-TV-Event“ vom Sender heftig beworbene Produktion hat eine abenteuerliche Entstehungsgeschichte hinter sich, in der das Deutsche Kameramuseum in Plech eine Art Hauptrolle spielt. Produktionsdesigner Pierre Pfund war im Frühjahr im Auftrag der Produktionsfirma Pantaleon auf der Suche nach passenden fotografischen Requisiten für den im London des Jahres 1888 spielenden Film über den berühmtesten englischen Serienkiller. Pantaleon Films realisierte mit „Jack the Ripper“ in Koproduktion mit Fire᠆works Entertainment erstmals einen Event-Film für das TV, bei dem Sebastian Niemann Regie führte.  Fündig wurde Requisiten-Scout Pfund nicht bei den großen Museen des Landes, sondern nach einem Telefonat mit Museumsleiter Tauber in Plech.

Förderpreis für das Museum

Das im Dezember 2011, also ziemlich genau vor fünf Jahren, eröffnete Deutsche Kameramuseum gehört inzwischen deutschlandweit zu den größten und wichtigsten Einrichtungen auf diesem Sektor, was Fachzeitschriften und Besucher immer wieder bestätigen. 2014 wurde das Museum mit dem Förderpreis des Kulturpreises des Landkreises Bayreuth ausgezeichnet.

Und immer wieder stellt das Deutsche Kameramuseum seine Schätze für Film- und Fernsehaufnahmen leihweise zur Verfügung. Im April kam also Requisiteur Pierre Pfund mit einem Kleintransporter aus Köln angefahren und bediente sich, beraten von Tauber sowie Profifotograf und Hochschullehrer Jens Werlein, im Plecher Fundus.

Ein Auto voller Requisiten

Als Pfund einige Stunden später Richtung Berlin zum Zwischenlager weiterfuhr, wo die Requisiten für den in Litauen gedrehten Film gesammelt wurden, hatte er diverse antike Studiokameras, Stative, Messingobjektive, Laterna magicas, Vergrößerer, Laborflaschen, Entwicklerschalen, Dunkelkammerleuchten, Fotoplattenständer, Beleuchtungseinrichtungen, eine Daguerreotypie, Stereobetrachtungsgeräte, Papierschneider, Retuschiergestelle und andere typische Utensilien für ein historisches Fotostudio und das passende Negativ- und Positivlabor eingeladen – insgesamt weit mehr als 50 Teile, von der zehn Zentimeter kleinen Laborzange bis zum zwei Meter großen Holzgestell eines uralten Homrich-Vergrößerers.

Im Juni kamen alle diese Teile, sorgfältig verpackt und absolut unbeschädigt, nach einer insgesamt 3000 Kilometer langen Reise aus der litauischen Hauptstadt Vilnius zurück, wo die Filmleute die passenden Locations und Kulissen für ihren Londoner Kriminalfilm gefunden hatten. Dass sich das Vertrauen der Museumsmacher in die Kollegen vom Fernsehen auch für die Kasse des Fördervereins Deutsches Kameramuseum auszahlte, war ein durchaus wichtiger und lukrativer Nebeneffekt der Ausleihe.

Viel wichtiger aber ist den Plecher Museumsmachern, dass sie mit dieser durchaus anstrengenden und aufwendigen Aktion wieder einmal die Kompetenz ihrer Einrichtung eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.  Schließlich haben die Plecher nicht zum ersten Mal große Produktionen mit ihrem Wissen und ihren Geräten unterstützt.

Info: Das Deutsche Kameramuseum ist vor der Winterpause nur noch an den Sonntagen 20. und 27. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet (letzter Einlass: 16 Uhr).

Autor