Juragruppe erntet Misstrauen

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Vor kurzem wurde die Wassernotversorgung der Juragruppe für Zips gelegt. Wie es für Orte in der Gemeinde Schnabelwaid weitergeht, ist noch unklar. Foto: Archiv/Frank Heidler Foto: red

Das Ansehen der Juragruppe im Marktgemeinderat hält sich in Grenzen. In sehr bescheidenen Grenzen. Als es in der jüngsten Sitzung um die Wasserversorgung der Orte Schönfeld und Preunersfeld und damit letztlich auch von ganz Schnabelwaid ging, hatte ein sofortiger Anschluss an den Wasserzweckverband mit Sitz in Pegnitz keine Chance. Auch wenn er auf einen Schlag alle Wasserprobleme der Marktgemeinde lösen würde. Auch wenn das Risiko besteht, dass die Bürger künftig tiefer in die Tasche greifen müssen.

 
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Die Ausgangslage: Die Versorgung der beiden Orte über die von der Juragruppe betreute Zipser Quelle funktioniert nicht mehr - weil diese oft zu wenig Wasser schüttet. Betroffen ist auch Zips selbst, der Ort wurde von der Juragruppe inzwischen über eine Fernleitung angeschlossen. Für Schönfeld und Preunersfeld wurde eine Notleitung installiert, die eine vorläufige Versorgung sicherstellt. Nach Auflage des Wasserwirtschaftsamtes und der Gesundheitsabteilung am Landratsamt kann dieses Provisorium maximal zwei Jahre bestehen, danach muss eine dauerhafte Wasserversorgung gewährleistet sein.

Die Varianten: Hier beginnen die Probleme. Die Juragruppe hatte Druck gemacht, hatte beim Umweltministerium in München eine Verlängerung jenes Förderprogramms beantragt, mit dem der Bau neuer Leitungen mit einem 50-prozentigen Zuschuss bedacht wird - vorausgesetzt, es handelt sich um eine interkommunale Zusammenarbeit und eine Kommune schafft sich dadurch ein zweites Standbein für eine zukunftssichere Wasserversorgung. Der Marktgemeinderat hatte es in der Sitzung zuvor knapp mit 6:5 Stimmen abgelehnt auf diesen Zug aufzuspringen und den Antrag zu unterstützen.

Das war aus rechtlicher Sicht zulässig, sagte nun Bürgermeister Hans-Walter Hofmann: „Im Landratsamt wie bei der Regierung hat man uns ausdrücklich bestätigt, dass das unsere hoheitliche Entscheidung ist.“ Der zuständige Ministerialrat aus München habe zudem erklärt, er habe mit der von ihm bewilligten Verlängerung des Förderprogramms bis Ende September den Schnabelwaidern „nur einen Gefallen tun wollen“ und nicht gewusst, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Etwa das Bohren eines eigenen Tiefbrunnens oder einen Anschluss an die Creußener Gruppe.

Erste Zahlen von Planungsbüros

Dafür existieren inzwischen erste Zahlen von Planungsbüros. Grobe Schätzungen, wie Hofmann und Klaus Baumgärtner, Verwaltungsleiter der VG Creußen, ausdrücklich betonten. Sie liegen bei gut einer Million Euro für den Tiefbrunnen, bei ebenfalls einer Million für einen Anschluss an die Creußener Gruppe bei Althaidhof, bei 800.000 Euro für einen Anschluss bei Neuhaidhof - hier wäre die zu bauende Leitung mit 1,8 Kilometern Länge etwa 800 Meter kürzer.

Die Konsequenzen: Immer wieder fiel dieser Satz: „Wir müssen also die Katze nicht im Sack kaufen, wir können alle Optionen genau prüfen lassen und uns dann entscheiden“, so Hofmann. Dafür plädierte er. Ähnlich sah dies Baumgärtner. Der wiederum wiederholte im Sitzungsverlauf mehrfach: „Der Gemeinderat trägt die politische Verantwortung, die kann ihm keiner abnehmen.“ Und meinte damit die Gefahr, dass der Kommune Geld durch die Lappen geht.

"Brauchen exakte Untersuchungen"

Denn die bei schnellem Handeln noch mögliche Förderung für das das rund 1,3 Millionen Euro teure Juragruppen-Modell sind dann vom Tisch. Aber, so Hofmann, da Schnabelwaid „wohl noch“ unter die Härtefallregelung der „normalen“ Richtlinien beim Bau neuer Leitungen falle, könne man immerhin von von einem Zuschuss von 80 Euro pro laufendem Meter ausgehen. Was unter dem Strich die günstigste Lösung ist, könne im Moment niemand vorhersagen, „dazu brauchen wir exakte Untersuchungen“. Mit denen könne sich die Kommune natürlich auch nicht lange Zeit lassen, weil zwei Jahre rasch vorbei sind, ergänzte Baumgärtner.

Und verwies auf mehrere Unwägbarkeiten: Keiner könne sagen, wann man bei einer Bohrung auf Wasser stößt und welche Qualität dieses Wasser dann hat. Keiner könne sagen, ob sich dieses Wasser mit dem vorhandenen gut mischen lässt, Gleiches gelte für das Creußener Wasser. Und keiner könne sagen, ob ein Leitungsbau im, deutlich günstigeren, Pflügverfahren möglich ist oder ob man auf Felsen stößt und dann mit großen Aufwand graben muss. Fakt sei, so Baumgärtner: „Die Wasserversorgung muss kostendeckend sein, letztlich tragen das die Bürger.“

Natürlich könne dabei am Ende herauskommen, dass ein Verbund mit der Juragruppe doch die billigste Alternative sei. Und noch einmal: „Alle Behörden sagen, dass wir mit einem Anschluss an die Juragruppe für immer alle Sorgen los wären.“

Die Debatte: Der Mehrheit des Gremiums war das nicht Grund genug sich neu zu orientieren. Nach rund eineinhalbstündiger Diskussion erteilten die Räte bei einer Gegenstimme von Dietmar Hemm (CSU) der Verwaltung den Auftrag, möglichst schnell Gutachter ins Boot zu holen, um belastbares Zahlenmaterial in der Hand zu haben. Zwar hatte neben Hemm auch Volker Barthelmann vorsichtige Zweifel geäußert, ob am Ende eine günstigere Lösung als die mit der Juragruppe zustande kommen kann. Doch letztlich überwog das Misstrauen, überwog eben die Ansicht, „die Katze nicht im Sack kaufen zu wollen“.

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