Junge Flüchtlinge absolvieren Berufschule

Von Hans-Jochen Schauer
Verabschiedung der Flüchtlingsklasse an der Berufsschule Pegnitz. Foto: Hans-Jochen Schauer Foto: red

Als das Klassenfoto gemacht worden ist, löst sich die Anspannung. Mit den Zeugnissen in der einen und den gerade geschenkten Stofftaschen in der anderen Hand gehen die Jungs aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und Somalia aufeinander zu. Sie schütteln sich die Hände, klopfen sich auf die Schulter und werfen sich ein paar aufmunternde Worte zu.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie haben es geschafft. Nach zwei Jahren in der Berufsintegrationsklasse haben sie den Mittelschulabschluss erworben. 17 der 18 Jugendlichen besitzen nun das Sprachniveau B1a. „Ein großer Erfolg, wir sind ehrlich überrascht“, sagt Katrin Regn, die Koordinatorin für die drei Flüchtlingsklassen an der Berufsschule Pegnitz.

Leere Stofftasche überreicht

Die Anfänge waren für alle hart. „Sie kamen mit nix, hatten nicht mal einen Stift und im Kopf viele Dinge, die schrecklich waren“, so Regn, die jedem der jungen Flüchtlinge als Symbol für Beginn mit Nichts in der Abschlussfeier eine leere Stofftasche überreicht. Darauf ist zu lesen: „Du bist der Architekt deines Lebens. Der Regisseur deines Erfolges. Der Dirigent deiner Zukunft.“

„Bleiben Sie nicht stehen"

„Bleiben Sie nicht stehen. Das gilt ein Leben lang“, forderte die stellvertretende Schulleiterin Renate Grellner die Schüler in ihrer Ansprache auf. Die erste Hürde in ihrem Berufsleben hätten sie erfolgreich gemeistert. „Es liegt zwar ein harter Weg vor Ihnen, aber den Grundstock haben Sie gelegt.“ Nicht nur das Deutschlernen sei wichtig. Auch die Persönlichkeit, die von den Lehrern geformt worden sei.

Vielseitige junge Menschen

Die Lehrer sind Motivator, Helfer, manchmal Tröster, aber auch Grenzen-Setzer gewesen. Die Berufswelt brauche vielseitige jungen Menschen, die ihre Begabungen einsetzen. „Seien Sie weiterhin neugierig, wissbegierig und lernbereit. Dann steht Ihnen die Welt offen“, so Grellner.

Hufeisen vom Konditor

Sie hat von einem Konditor geschaffene Hufeisen mitgebracht, die jeder als Glücksbringer zum Abschied erhält. Regn blendete in die Anfangszeit zurück, als sie mit Religionspädagogin Martina Weißmann begann. Am 13. September 2015 startete die Klasse mit vier Flüchtlingen: Zwei aus Pakistan und zwei aus Afghanistan. Ihr Motto damals: „Wir schaffen das“ Daraus seien zwei Jahre mit Höhen und Tiefen geworden. Nun überreichte sie zusammen mit der Klassenleiterin die Zeugnisse: Saad Hidir aus Syrien und Jafar Ali Qasimi (Afghanistan) waren mit einem Notendurchschnitt von 1,8 die Klassenbesten.

Sonderpreis für Mukhtar Nabizad

Einen Sonderpreis, weil er am wenigsten im Unterricht fehlte, bekam Mukhtar Nabizada, der gern Bäcker werden möchte. „Ein sehr fleißiger Schüler“, sagt Schmidt. Der Anfang der Schulzeit sei sehr schwer gewesen, berichtet Hidir. Er konnte niemanden verstehen, zudem sei die deutsche Grammatik schwer. „Ich habe zu Hause viel gelernt. Frau Pavluck, unsere Deutsch-Lehrerin, hat mir sehr geholfen.“ In Kürze beginnt er in Bayreuth eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. „Ich freue mich, dass ich den Job bekommen habe.“

Alle Lehrer waren nett

Ebenfalls mit 1,8 hat Qasimi die Schule abgeschlossen. „Als ich kam, habe ich kein Wort Deutsch gesprochen.“ Die Fächer Deutsch, EDV und Sozialkunde haben ihm am besten gefallen. „Alle Lehrer waren nett, ich bedanke mich bei allen.“ Er macht nun ein Langzeitpraktikum in einem Supermarkt und strebt eine Lehre als Einzelhandelskaufmann an.

Beifall bekam am letzten Schultag der Sprachlehrer Michael Berthold. Er erhielt ein Tragerl mit sechs Bierflaschen zum Abschied und meinte daraufhin: „Was sage ich heute zum letzten Mal? Abmarsch!“

Bilder