Das Geld, mit dem der Staat Sami A. seit 2001 monatlich alimentiert habe, hätte man auch in Kindertagesstätten stecken können, meint sie. Landtagskandidat Thomas Rausch argumentiert ähnlich: Wenn man zur Sanierung des deutschen Rentensystems 40 Milliarden Euro brauche, wie könne man dann 38 Milliarden als Entwicklungshilfe ins Ausland schicken? Gelder aus deutschen Sozialkassen fütterten ganze Familien in anderen Ländern durch.
Deutsche "Weicheier" großgezogen
Flüchtlinge, sagt er pauschal, seien Menschen, die "schlagen, vergewaltigen, messern und morden". Und er mutmaßt, die Gewalt sei wohl "bereits in der DNA dieser Asylforderer angelegt". Gerd Kögler, selbst Schulleiter, fordert mehr männliche Lehrer. Deutsche Jungs würden zu oft von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen, von Erzieherinnen in den Kindergärten beaufsichtigt und von Grund- und Hauptschullehrerinnen bis zur neunten Klasse betreut. Ihnen fehlten also männliche Vorbilder, schlussfolgert Kögler. "Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn wir eine Weicheier-Generation haben."
Zu manchen Themen äußert sich Alice Weidel nicht. Als einer der Zuhörer "die Deutschland-Frage" anspricht und mit dem Reim "Breslau, Königsberg und Stettin sind deutsche Städte wie Berlin" untermauert, verweigert sie ihm eine Antwort, distanziert sich aber auch nicht klar von derart revanchistischem Gedankengut.
Rückwärtsgewandte Partei mit autoritären Zügen
"Die Zeit, in der man passiv hinnimmt, dass es die AfD als Partei gibt, ist endgültig vorbei", sagte Jörg Nürnberger. Der Kreisvorsitzende der SPD im Fichtelgebirge, die zu der Kundgebung aufgerufen hatte, erläuterte, die Partei, die als Bewegung euroskeptischer Wirtschaftsprofessoren begonnen habe, sich zur rückwärtsgewandten Partei mit autoritären Zügen entwickelt habe und jetzt ganz offen die Zusammenarbeit mit Rechtsextremen und Neonazis betreibe, stelle inzwischen eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft dar. Einige Besucher der AfD-Veranstaltung wurden von den Gegendemonstranten als aktive Rechtsextreme identifiziert.
Nürnberger sagte, es freue ihn, dass die AfD-Gegner in nur 48 Stunden nach Bekanntwerden des Versammlungsortes ein so breites Bündnis auf die Beine stellen konnten. Neben der SPD waren unter anderem die Grünen, die Linke, die CSU und die Freien Wähler vertreten. Mitglieder der Jusos, der Gewerkschaften, der Evangelischen Jugend und der Initiative "Wunsiedel ist bunt" protestierten gemeinsam gegen die AfD.
Auch Halil Tasdelen von der Bayreuther SPD machte sich heute auf den Weg nach Wunsiedel. Er hätte eigentlich zahlreiche Termine und Veranstaltungen im eigenen Wahlkreis gehabt, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ich habe aber drauf verzichtet, um mit der Menge hier ein Zeichen zu setzen". Tasdelen lobte das breite Bündnis, das dann doch so schnell und kurzfristig auf die Beine gestellt werden konnte. In Anlehnung an Martin Schulz sprach der SPD Kandidat von einer verkorksten Ideologie bei der AfD, die "auf den Misthaufen der deutschen Geschichte" gehöre.