Jazz: Martin-Auer-Quintett im Bechersaal

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Er gibt den Ton an und denkt den Mainstream weiter: Der Jazz-Trompeter Martin Auer. Foto: Udo Bartsch Foto: red

Im Rampenlicht stehen meistens die anderen. Großes Aufheben hat der Trompeter Martin Auer nie gemacht. Nicht um sein Quintett. Und um sich schon gar nicht. Das lässt sein Selbstverständnis auch gar nicht zu.

 
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Denn wenn er auf der Bühne steht, geht es weniger um Individualität. Dann steht die Gemeinschaft im Vordergrund. So musizieren er und seine Mitstreiter schon seit mehr als 20 Jahren zusammen. Die Gemeinsamkeiten sind groß. So groß, dass weder künstlerische Orientierungen noch Frauen die fünf Freunde auseinanderbringen konnten. Nur am Freitag im Bechersaal war das anders. Da fehlte der den Klang des Quintetts prägende Florian Trübsbach am Saxophon. Warum, das sagte der Bandleader Martin Auer nicht. Doch dazu gleich mehr.

Das Quintett bedient sich der Formen und Farben des Modern Jazz, der seine starken Jahre längst hinter sich hat. So möchte man jedenfalls meinen. Wären da nicht Auer und seine Mitstreiter. Charakteristisch für das Quintett sind die stets wiederkehrenden Unisono-Passagen. Entweder von Trompete und Sopransaxofon oder von Flügelhorn und Tenorsaxophon. Auer spielt einen zuweilen sanften, stets warmen, den Ohren schmeichelnden Trompetenton. Auer kann aber auch explodieren. Dann lässt er scharfe, schneidende Töne spritzen.

Nun zum Thema Saxophon. Wer schon früher die Jazzkonzerte in der Stadt besucht hat, der wird sich auch an den Saxophonisten Hubert Winter erinnern. Der war bereits Anfang der 90er Jahre mit seinem Quartett im Podium an der Mainstraße zu Gast. Wer das Konzert damals erlebt hat, der denkt zurück an das intellektuelle, verklausulierte Spiel des jungen Musikers. Am Freitag stand nun ein ganz anderer Typ auf der Bühne.

Vielleicht war Hubert Winter auch der Mann des Abends. In seinen ausgedehnten Improvisationen jonglierte er souverän mit den Melodien. Gut eingefügt in die Rolle, die sonst der temperamentvolle Florian Trübsbach mit seinem druckvollen Saxophonspiel übernimmt. Winter versteht es, aus wenigen Tönen viel Musik zu machen. Mit ausdrucksvollen Läufen, am Ende leidenschaftlich überblasen, schien er dem Bandleader Auer die Show zu stehlen.

Doch was war sonst? Das Martin-Auer-Quintett bot ein kompaktes Programm aus überwiegend eigenen Stücken. Eine einzige Anleihe gab es. Und zwar bei Miles Davis, beim Titel Sketches of Spain aus dem Jahr 1960. Das Stück, gespielt gegen Ende des Konzerts, war kaum wiederzuerkennen. Auer denkt die Klassiker weiter.

Jan Eschke am Klavier, Andreas Kurz am Bass und Bastian Jütte am Schlagzeug trugen ihre eigenen Kompositionen bei. Die Musiker sind extrem gut eingespielt. Balladen und temperamentvolle Stücke hielten sich im Übrigen die Waage. Alles klingt schon sehr amerikanisch, bleibt aber stets bodenständig. Das irritiert und macht den Reiz des Ganzen aus. Schnelle Wechsel und das spannende Stegreifspiel ergeben einen erfrischenden Mainstream ohne Schnickschnack. Der begeistert das Publikum. Den Abschluss bildete eine rasende Bebop-Nummer – auch aus eigener Feder. Und das sagt viel über das Selbstverständnis dieses Quintetts.

Info: Das nächste Konzert veranstaltet das Jazzforum am 23. Februar, 20.30 Uhr. Dann tritt das Oddgeir Berg Trio aus Norwegen im Becher-Saal auf.

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