Jazz: Eva-Klesse-Quartett im Becher-Saal

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Sie versteht sich auf die leisen und die lauten Töne: Die Schlagzeugerin Eva Klesse. Foto: Udo Bartsch Foto: red

Die Stöcke wirbeln, Besen streicheln die Becken und Frauenhaare fliegen. Am Schlagzeug im Becher-Saal sitzt die temperamentvolle Eva Klesse. Seit nun fünf Jahren mischt die Musikerin eine Männerdomäne auf.                                         

 
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Frauen, die Jazz singen, gibt es viele. Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Dee Dee Brigdewater gelangten zu Weltruhm. Frauen, die Jazz spielen, gibt es schon weniger. Die Zahl der Instrumentalistinnen bleibt überschaubar. Vor rund 20 Jahren trat die Pianistin Azizah Mustafa Sadeh aus Aserbeidschan in der Stadthalle auf. Zu der Zeit war auch die Organistin Barbara Dennerlein mehrmals zu Gast.

Mit der Lupe suchen

Nur ein paar Jahre zurück liegt da der Auftritt der großartigen Tania Maria aus Brasilien im Zentrum. Dann kam die Gitarristin Susan Weinert, später folgten die Saxophonistinnen Angelika Niscier und Nicole Johänntgen. Mit der Lupe suchen muss man Frauen am Schlagzeug. Erst im November war Marilyn Mazur in Bayreuth zu Gast. Eva Klesse hatte bereits vor einigen Monaten ein Gastspiel mit der Bassistin Eva Kruse.

In einer Männerdomäne

Die temperamentvolle Schlagzeugerin dringt nicht nur in eine Männerdomäne ein. Sie komponiert zudem und leitet souverän ein Quartett. Die vier Musiker bilden ein sorgfältig verwobenes Ganzes. Mit dem recht karg ausgestatteten Schlagzeug führt Eva Klesse Regie. Sie schafft Räume und verdichtet, baut Spannung auf, macht Luft und regelt das Tempo. Sie streichelt, schlägt und hämmert mit den Sticks. Filigrane Abschnitte wechseln mit impulsivem Spiel. Für eine Ballade deckt sie die Trommeln sogar noch mit Tüchern ab. Eva Klesse versteht sich auf leise und laute Töne. Immer wieder setzt sie Akzente.

Hohe Ansprüche

Das kreative Quartett stellt sich hohe Ansprüche und wechselt die Klangfarben auf durchgängig hohem Niveau. Prägend gewiss Evgeny Ring aus Russland am Saxofon und Philip Frischkorn aus München am Piano. Fabian Timm ersetzt Robert Lucaciu am Kontrabass. Die jungen Musiker machen Musik ohne Allüren.  Melancholie, Romantik und Leidenschaft stehen einander ausgewogen gegenüber.

Voller Hingabe

Das Publikum erlebte am Freitag ausschließlich eigene, gut durchdachte und nachvollziehbare Kompositionen. Das Quartett hat voller Hingabe einen eigenständigen  Sound entwickelt. Es macht den deutschen Jazz ein Stück spannender.

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