Info-Veranstaltung Familienfreundlichkeit: Da geht noch was

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Informationen zum Thema Familienfreundlichkeit gaben (von links): Kirsten Frohnert (Projektleiterin Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie), Kerstin Heim und Sascha Bohne (beide Medi), Eva Rundholz (Wirtschaftsförderung Bayreuth), Denise Bär (Koordinatorin Sommerkinder). Foto: Tom Schwarz Foto: medi gmbh & co. kg

Das sollte eigentlich mittlerweile in den Unternehmen angekommen sein: Wer seine Mitarbeiter bei Laune und damit in Zeiten des Fachkräftemangels an Bord halten will, sollte unter anderem für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen. So ganz scheint das aber doch noch nicht der Fall zu sein, zeigen Studien. Obwohl es auch in der Region positive Beispiele gibt, über die sich jetzt gut 30 Firmenvertreter bei einer Veranstaltung in Bayreuth zum Thema "Betriebliche Ferienbetreuung" informierten.

 
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BAYREUTH.

Bei Medi scheint man verstanden zu haben. Dirk Treiber, Geschäftsführer des Bayreuther Spezialisten für medizinische Hilfsmittel und Gastgeber der Veranstaltung, verwies darauf, dass die Mitarbeiter heute ganz andere Wünsche und Anforderungen an ihren Arbeitgeber hätten als früher: "Und die müssen wir möglichst erfüllen, um attraktiv zu bleiben." Und Sascha Bohne aus der Medi-Personalabteilung sagte: "Die Zeiten, in denen man diese Faktoren nicht beachten musste, sind sowas von vorbei. Wer das immer noch nicht verstanden hat, dem ist wohl nicht zu helfen."

Unterschiedliche Einschätzungen

Und doch gehen die Ansichten über die Familienfreundlichkeit in den Betrieben teils weit auseinander, je nachdem, ob man die Unternehmensleitung oder die Mitarbeiter fragt. Entsprechende Zahlen hatte Kirsten Frohnert vom bundesweiten Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" aus Berlin nach Bayreuth mitgebracht. So bezeichnen sich in einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zwar 44 Prozent der Firmen als sehr familienfreundlich, doch sehen das nur 24 Prozent der Mitarbeiter ebenso. Und während sich nur 16 Prozent der Arbeitgeber als weniger oder gar nicht familienfreundlich sehen, fällen immerhin 32 Prozent der Beschäftigten dieses vernichtende Urteil über ihr Unternehmen.

Höhere Zufriedenheit

Dass gut 96 Prozent der Beschäftigten mit Kindern Familienfreundlichkeit im Betrieb für sehr wichtig halten, verwundert nicht. Schon eher, dass das auch mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter ohne aktuellen familiären Hintergrund so sehen. "Weil sie wissen, dass sich ein solcher Arbeitgeber um alle seine Beschäftigten kümmert", sagt Frohnert. Bekannt sei, dass in solchen Betrieben die Zufriedenheit unter der Belegschaft höher sei, es weniger Fehlzeiten gebe und die Produktivität zunehme. Und - da schließt sich der Kreis: Gut 80 Prozent der Mitarbeiter in familienfreundlichen Unternehmen würden es als Arbeitgeber weiterempfehlen. Gegenprobe: magere 30 Prozent.

Kinderbetreuung in den Ferien

Es gibt viele Lebenssituationen, in denen Unternehmen ihren Mitarbeitern unter die Arme greifen können. Demnächst wieder akut wird der erhöhte Betreuungsbedarf in den Ferien. Dabei könne natürlich nicht jeder Arbeitgeber alles anbieten, sagte Frohnert. Vor allem kleinere Betriebe täten sich schwer, alleine etwas auf die Beine zu stellen. Doch sei das meist auch gar nicht nötig. Den ersten Schritt zu tun und die Mitarbeiter bei der Suche nach externen Angeboten zu unterstützen, sei immer möglich und signalisiere Anteilnahme. Wichtig sei es auch, den Bedarf in der Belegschaft abzufragen. Wobei Frohnert rät: "Fragen Sie nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter. Das ist kein reines Frauentema."

Kooperationen eingehen

Noch besser sei es natürlich, als Unternehmer selber aktiv zu werden, sich einem bestehenden Programm anzuschließen, einen externen Dienstleister zu beauftragen oder eine Kooperation mit einem oder mehreren anderen Unternehmen einzugehen.

Programm Sommerkinder

Ein solches Programm nennt sich Sommerkinder, wird von der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration angeboten und von mehreren Bayreuther Unternehmen genutzt.. So sperrig der Name, so flexibel ist das Angebot, das es seit 2013 in Bayreuth gibt. In den ersten vier Ferienwochen können Kinder zwischen drei und zwölf Jahren für mindestens vier und maximal neuneinhalb Stunden am Tag betreut werden. Und zwar überwiegend von Fachpersonal, so Koordinatorin Denise Bär. Pro Stunde werden neun Euro fällig, von denen der Arbeitgeber mindestens 6,50 Euro zahlen muss. Rund 50 Kinder sind in diesem Jahr angemeldet.

Medi investiert 5500 Euro

Rund 20 davon haben Eltern, die bei Medi arbeiten. "Wir lassen uns das rund 5500 Euro kosten", sagte Sasche Bohne. Das Unternehmen unterstütze seine Mitarbeiter aber auch anderweitig, etwa beim Thema Pflege. Was das insgesamt im Jahr kostet, kann der Personaler nicht genau beziffern. "Es ist aber ein nennenswerter Bertrag." Gut investiertes Geld, ist er überzeugt. Schließlich will Medi seine Mitarbeiter ja nicht nur halten, sondern weiter wachsen. In Bayreuth arbeiten für das Unternehmen mittlerweile bereits knapp 1600 der weltweit 2500 Beschäftigten. 1990 waren es gerade 275.

Weitere Informationen im Internet unter:

www.erfolgsfaktor-familie.de

www.die-gfi.de/bayreuth/

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