In zwei Sekunden Geschäftsführer

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Sein Vater war Tischler, baute die Fenster fürs eigene Haus – vielleicht hat es Ivica Maurovic deshalb ins Geschäft mit Fenster- und Türprofilen gezogen. Mit 38 Jahren ging der Kroate nach Deutschland, heute ist er 47 und Sprecher der Geschäftsführung der Gealan Fenster-Systeme GmbH in Oberkotzau bei Hof. Und das kam so.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Maurovic studiert Maschinenbau in Zagreb, arbeitet nach seinem Abschluss bei einem Fensterrahmenhersteller, wird nach zwei Jahren Vertriebschef. Jahre später bekommt er einen Anruf von Gealan, baut für die Firma eine Handelsgesellschaft in Kroatien auf, die ihren Umsatz von 2004 bis 2009 von 400.000 auf 15 Millionen Euro hochschraubt. Gealan fragt Maurovic, ob er nicht nach Deutschland wechseln möchte. Der sagt ja und wird Geschäftsführer Vertrieb und Marketing. „Ich hab‘ nur zwei Sekunden überlegt.“

Es folgen ups and downs. Mehrfach wechselt der Eigentümer von Gealan (Finanzinvestoren) bis schließlich 2014 die westfälische Veka AG (Sendenhorst) das oberfränkische Unternehmen übernimmt. Das Familienunternehmen mit über einer Milliarde Umsatz und 5500 Mitarbeitern ist Weltmarktführer bei Kunststoffprofilen.  „Jetzt sehen wir Stabilität“, sagt Maurovic. „Es wird kein Wechsel mehr kommen.“

Der Herzstück

In Oberkotzau arbeiten rund 300 der 1350 Gealan-Beschäftigten. Hier sind die zentrale Verwaltung und der Werkzeugbau. Oberkotzau ist das „Herzstück“ von Gealan. Produziert wird mit über 500 Mitarbeitern in Tanna/Thüringen sowie in Polen, Litauen und Rumänien. Die Geschäfte laufen gut.  223 (Vorjahr 218) Millionen Euro Umsatz waren für dieses Jahr geplant. Es werden wohl 226 Millionen werden, so Maurovic. Auch die kommenden Jahre will die Firma mit drei bis vier Prozent wachsen. 16 Millionen Euro wurden dieses Jahr investiert. Die Personalkurve zeigt nach oben.

Gealan ist aktuell ausschließlich in Europa aktiv, rund 30 Prozent des Geschäfts entfallen auf Deutschland. „Unsere Kunden sind Fensterbauer.“ Geht’s demnächst vielleicht auf nach Amerika und Asien? „Wir wollen uns keine Möglichkeiten abschneiden. Aber es gibt noch keine konkreten Pläne“, sagt Maurovic. Erst wolle man sich in Europa weiter stärken.

Vom Bauboom profitiert

Der von den Nullzinsen angeheizte Bauboom kommt Gealan entgegen. Auch der Architektur-Trend zu immer mehr Transparenz fördert das Geschäft: Mehr Fenster, größere Fenster und Türen, gerne vom Boden bis zur Decke. Bei Innovationen geht es oft um Statik, Oberfläche, Dämmung, Einbruchschutz. Um Aussteifungen, versteckte Dichtungen, verdeckte Rahmen, hitzebeständige Farben, unempfindliche Oberflächen, neue Klebetechnologien. An einer neuen Rahmen-Serie wird schon mal zwei Jahre geforscht und entwickelt.

Maurovic sitzt nicht nur im Büro. Rund ein Viertel seiner Arbeitszeit ist er bei Kunden. „Man muss selber riechen, was draußen los ist. Man muss hinter den Berg schauen, nicht nur im Büro sitzen und philosophieren.“ Wissen sei eben auch Erfahrung, sagt er. „Erfahrung kannst Du nicht lernen.“ Seine Karriere sei so nicht vorhersehbar gewesen, er habe im Leben eben auch viel Glück gehabt. „Ich habe gar nichts geplant. Es hat sich alles entwickelt.“

Pendler von Bayreuth aus

Mit Frau und zwei Söhnen lebt Maurovic in Bayreuth und pendelt zum Arbeitsplatz. Deutschland ist für ihn „ein wunderbares Land“. „Wir hatten nie Probleme, wurden sehr gut angenommen.“

Und in seiner Freizeit, was macht er da? „Ich habe Gealan als Freizeit“, meint er. Was sagt denn da seine Frau dazu? „Ihr sag‘ ich schon seit 25 Jahren: Nächstes Jahr wird alles besser.“