In Thurnau gedreht, ab dem 24. Mai im Kino

Von
Schauspieler am Set von "The Happy Prince" auf Schloss Thurnau. Foto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Rupert Everetts biografisches Drama über Oscar Wilde ist endlich fertig. Auf der Berlinale wurde das Regiedebüt des britischen Schauspielers in fünf Kinos gezeigt – und vom Publikum gefeiert. Nun wartet Oberfranken gespannt auf den Kinostart am 24. Mai. Denn die Hälfte von „The Happy Prince“ ist in Thurnau, Kulmbach, Mitwitz und Schmölz gedreht worden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Während der Dreharbeiten in Bayern im Herbst 2016 wohnte Rupert Everett, der zugleich die Hauptrolle spielte und das Drehbuch schrieb, im Schlosshotel Thurnau. Übrigens im dem Zimmer, wo mittlerweile Professor Martin Ott vom Institut für Fränkische Landesgeschichte sein Büro hat. Nebenan, in der Kemenate und im Nordflügel, entstanden einige wichtige Szenen des Kinofilms. So wurde zum Beispiel der Tod Oscar Wildes hier gedreht.

Schauspieler ziehen sich ins Schloss zurück

Dafür kamen die Stars Colin Firth, der den Schriftstellerfreund Reggie spielt, und Emily Watson, Oscars Ehefrau Constance, nach Thurnau. Die Beerdigungsszene entstand auf dem alten Kulmbacher Stadtfriedhof. Noch heute ist dort das „Grab“ von Oscar Wilde zu finden: Efeu, Blumen und eine Schiefertafel erinnern an „The Happy Prince“. Das wahre Grabmal befindet sich auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, umgeben von einer Glasplatte – und belegt mit einem Kussverbot.

Gesehen haben die Einheimischen während des Drehs von den berühmten Schauspielern nicht allzu viel. Die zogen sich vielmehr für mehrere Tage ins Schloss zurück, um von der Öffentlichkeit abgeschirmt, ungestört zu arbeiten. In die Nähe der Hollywoodstars gelangten allenfalls die Komparsen, von denen viele aus der Region kamen. Manch einer spielte bei einer Marktszene mit, andere waren Gäste und Tänzer in einem Kaffeehaus oder gaben Oscars junge Schriftstellerfreunde. Andere durften in einer Gerichtsszene mitwirken. Und einige erinnern sich sicherlich noch an den Kunstschnee, der vor dem Schloss niederrieselte.

Wilder und bewegender Rückblick auf das turbulente Leben des Oscar Wilde

Everett hatte alle Statisten und Kleindarsteller an einem Abend im Schloss selbst für den Kinofilm ausgewählt. Die Vorauswahl traf die Agentur Movie Office. Die Location-Suche unterstützten die Filmkulisse Bayern und die Film Kommission des FilmFernsehFonds (FFF) Bayern.

Der Streifen über das Lebensende des berühmten Dandys und Exzentrikers spielt Ende des 19. Jahrhunderts. Der Verleih Concorde beschreibt „The Happy Prince“ als „wilden und bewegenden Rückblick auf das turbulente Leben“ von Oscar Wilde. Und macht neugierig auf den Kinostart: „Ein Film wie ein Traum und ein Alptraum, erzählt in Visionen, Zeitsprüngen und Rückblenden, das fiebrige Porträt eines großen und skandalösen Künstlers.“

Wilde bleiben nur wenige echte Freunde

Als erfolgreicher Bühnenautor war Wilde Liebling der bürgerlichen Gesellschaft, geschätzt wegen seines Humors und seines Intellekts. Aber die homoerotische Beziehung zum jungen Lord Alfred Bosie Douglas (Colin Morgan) und zu seinem Studienfreund und späteren Lektor Robbie Ross (Edwin Thomas) brachte ihn in Verruf. Seine Art zu leben provozierte und führte zu Verleumdungen, bis hin zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe. Wilde ging danach ins Exil nach Paris, wo er verarmte und nur noch wenige, ihm treu verbundene Freunde besaß.

In weiteren Rollen zu sehen sind Tom Wilkinson (Priester Dunne), Beatrice Dalle (Café-Concert-Chefin), Benjamin Voisin (Jean), Antonio Spagnuolo (Felice) und Tom Colley (Maurice Gilbert). Das Szenenbild schuf Brian Morris. Für das Kostümbild verantwortlich waren die Italiener Maurizio Millenotti und Gianni Casalnuovo. Die akribischen Künstler waren bei den Aufnahmen in Oberfranken anwesend, etwa beim Einkleiden der Komparsen und dem Dreh im Café Concert.

Open-Air-Kino für August geplant

Zur Berlinale im Februar bewegte der Film 1500 Zuschauer im Friedrichstadtpalast. Das schildert Wolfgang Werner von der Münchner Presseagentur, die den Kinofilm vermarktet. „The Happy Prince wurde in Berlin sehr gut aufgenommen und kam schon im Januar beim Sundance Filmfestival gut an.“

Wann der Kinofilm in der Region zu sehen ist, darauf konnte Michael Thomas vom Cineplex noch keine Antwort geben. „Der Filmverleih hat die genaue Kopienzahl noch nicht festgelegt, so dass wir uns hier noch etwas gedulden müssen“, sagt Thomas. Der Markt Thurnau plant im August ein Open-Air-Kino im Schlosshof. Mit etwas Glück wird „The Happy Prince“ auf dem Programm sein.

Ein aufwendiges Filmprojekt

Ein internationaler Streifen, an dem jede Menge Partner mitwirkten: Maze Pictures aus München zum Beispiel, die beim Bayerischen Filmpreis im Januar für „The Happy Prince“ mit dem Produzentenpreis ausgezeichnet wurden. Entre Chien et Loup in Brüssel, die Tele München Gruppe und weitere Unternehmen trugen zur Entstehung bei.

Der FFF Bayern förderte die Produktion im Sonderprogramm Internationale Koproduktionen. Den Weltvertrieb übernimmt Beta Cinema aus Oberhaching. Neben den bayerischen Drehorten entstanden weitere Aufnahmen in Italien und Belgien. Der Kinofilm wird dem Thomas Filmtheater zufolge in Kulmbach und Bayreuth zu sehen sein.

Autor

Bilder