"Immer wieder reingrätschen" Inge Aures tritt zum dritten Mal für den Landtag an

Von Stefan Linß
BU:Seit vielen Jahren sammelt Inge Aures alte Puppenstuben und natürlich auch das dazugehörende Geschirr. Die Sammlung ist inzwischen an vielen Orten in Bayern ausgestellt worden und hatte viel Erfolg. Foto: Melitta Burger Foto: Peter Gisder

KULMBACH. Die SPD in Oberfranken setzt auf Inge Aures als Zugpferd. Die Kulmbacherin führt die Liste zur Landtagswahl am 14. Oktober an. Gleichzeitig ist sie Direktkandidatin im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach. Die 62-Jährige bewirbt sich zum dritten Mal um einen Sitz im Landtag, dem sie bereits seit zwei Legislaturperioden angehört. Denn dort hat sie noch viel vor.

 
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Die Umfrageergebnisse sahen die SPD bei 13 Prozent. "Das trifft mich schon sehr, muss ich ganz ehrlich sagen. Das ist wie ein Schlag in die Magengrube", sagt Inge Aures. Gott sei Dank sei aber der Wähler der Souverän. Volkes Stimme trifft die Entscheidung. "Und dem muss man sich stellen. Egal, wie es ausgeht."

Man merke am Wahlkampfstand, dass die Stimmung relativ gut ist, sagt Inge Aures. Allerdings sei die Stimmung in der Vergangenheit oft gut gewesen und danach fiel das Ergebnis bei der Wahl trotzdem schlecht für die SPD aus. "Es ist wichtig, dass man auf der Straße steht, dass die Menschen sehen, die SPD ist präsent", sagt die Direktkandidatin der Sozialdemokraten.

Beim Nahverkehr benachteiligt

Auch in München will sie Präsenz zeigen. Gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern auch für die Oberfranken erkämpfen - für dieses Ziel werde sie weiterhin hart arbeiten. Ein Beispiel für die Benachteiligung sei der Öffentliche Personennahverkehr. "In München fährt alle zwei Minuten eine U- oder S-Bahn und bei uns alle heilige Zeit mal ein Bus", kritisiert die Landtagsvizepräsidentin.

Die Dörfer sollen über den ÖPNV besser angebunden werden. Millioneninvestitionen, wie sie in München üblich sind, will Inge Aures auch für Oberfranken. "Der Kampf wird sicher noch lange dauern. Aber wir dürfen uns nichts gefallen lassen", betont die Kulmbacherin.

Genauso wichtig sei die ärztliche Versorgung. "In München hocken die Ärzte aufeinander. Bei uns werden die Landärzte immer weniger", sagt Inge Aures.

Um das Problem anzugehen, müssen zuerst die Menschen dafür sensibilisiert werden. "Wir sind doch keine Exoten oder Menschen zweiter Klasse in Oberfranken." Hin und wieder komme mal der Minister, schaue nach, ob wir noch da sind und dann ist er wieder weg in München.

Um jede Stimme kämpfen

Politik in Bayern werde mit Sicherheit schwieriger werden, wenn mehr Parteien im künftigen Landtag vertreten sind. "Die demokratischen Parteien müssen deshalb um jede Stimme kämpfen", betont Inge Aures. Was es bedeutet, wenn die AfD einzieht, wie sich der Sprachgebrauch im Parlament ändert und welche Parolen verwendet werden, das sehe man bereits im Bundestag.

Es sei nachvollziehbar, dass Bürger politikverdrossen geworden sind. "Die Menschen wollen Antworten auf ihre Fragen", sagt Inge Aures. Einem Rentner seien womöglich andere Dinge wichtig als dem Studenten, der gerade ein Wohnung sucht. Es gehe darum, diesen Spagat zu schaffen. Grundsatz sei die soziale Gerechtigkeit.

"Die Schere geht immer weiter auseinander. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer", kritisiert die SPD-Politikerin. Auf der Strecke bleibe dabei die Mittelschicht. "Das ist unsere Aufgabe. Dass sich alle aufgehoben fühlen und alle ihr Recht bekommen", sagt sie.

Gelernte Architektin

Inge Aures ist seit 1976 in der SPD und seit 1990 Stadt- und Kreisrätin. Die gelernte Architektin, die zudem ein Masterstudium für Denkmalpflege abgeschlossen hat, war Mitglied im Bezirkstag und Bezirksvorsitzende der oberfränkischen SPD. Von 1994 an war sie zwölf Jahre lang Oberbürgermeisterin in Kulmbach.

Auf Listenplatz fünf trat Inge Aures bei der Landtagswahl 2008 an und erzielte das zweitbeste Ergebnis aller oberfränkischen SPD-Kandidaten. Im Maximilianeum ging die politische Karriere der gebürtigen Presseckerin weiter. Sie wurde in der aktuellen Legislaturperiode zur Vizepräsidentin den Landtags gewählt.

Inge Aures gehört dem bayerischen Rundfunkrat an. Sie hat sich unter anderem dafür eingesetzt, den Skandal um die Bayern LB aufzuklären. Ihr größtes Hobby sind die historischen Puppenhäuser. Zusammen mit ihrer Schwester Liane Weber hat sie eine große Sammlung, die regelmäßig an verschiedenen Orten in Bayern ausgestellt wird. Inge Aures ist verheiratet mit dem Architekten Hans-Hermann Drenske.

Präsenz zeigen

Als Oberbürgermeisterin in Kulmbach habe sie gezeigt, dass sie sich für die Menschen in ihrer Heimat einsetzt. Genauso sei es in den vergangenen zehn Jahren im Landtag gewesen. "Wir haben viel versucht, für Oberfranken zu erreichen", sagt Inge Aures. Aus einigen Punkten sei leider nichts geworden. Dass beispielsweise der Bahnhof barrierefrei wird, darauf warten die Kulmbacher immer noch. Dass dort kein Aufzug gebaut wurde, könne sie nicht verstehen. "Man muss eben immer wieder reingrätschen. Das will ich tun."

Präsenz will die Kulmbacherin weiterhin zeigen, im Schützenverein, im Sportverein oder bei den Wohlfahrtsverbänden. Das ehrenamtliche Engagement bei der AWO oder der Baugenossenschaft trage dazu bei, bei den Menschen zu sein und zu hören, wo ihnen der Schuh drückt.

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