Um das Problem anzugehen, müssen zuerst die Menschen dafür sensibilisiert werden. "Wir sind doch keine Exoten oder Menschen zweiter Klasse in Oberfranken." Hin und wieder komme mal der Minister, schaue nach, ob wir noch da sind und dann ist er wieder weg in München.
Um jede Stimme kämpfen
Politik in Bayern werde mit Sicherheit schwieriger werden, wenn mehr Parteien im künftigen Landtag vertreten sind. "Die demokratischen Parteien müssen deshalb um jede Stimme kämpfen", betont Inge Aures. Was es bedeutet, wenn die AfD einzieht, wie sich der Sprachgebrauch im Parlament ändert und welche Parolen verwendet werden, das sehe man bereits im Bundestag.
Es sei nachvollziehbar, dass Bürger politikverdrossen geworden sind. "Die Menschen wollen Antworten auf ihre Fragen", sagt Inge Aures. Einem Rentner seien womöglich andere Dinge wichtig als dem Studenten, der gerade ein Wohnung sucht. Es gehe darum, diesen Spagat zu schaffen. Grundsatz sei die soziale Gerechtigkeit.
"Die Schere geht immer weiter auseinander. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer", kritisiert die SPD-Politikerin. Auf der Strecke bleibe dabei die Mittelschicht. "Das ist unsere Aufgabe. Dass sich alle aufgehoben fühlen und alle ihr Recht bekommen", sagt sie.
Gelernte Architektin
Inge Aures ist seit 1976 in der SPD und seit 1990 Stadt- und Kreisrätin. Die gelernte Architektin, die zudem ein Masterstudium für Denkmalpflege abgeschlossen hat, war Mitglied im Bezirkstag und Bezirksvorsitzende der oberfränkischen SPD. Von 1994 an war sie zwölf Jahre lang Oberbürgermeisterin in Kulmbach.
Auf Listenplatz fünf trat Inge Aures bei der Landtagswahl 2008 an und erzielte das zweitbeste Ergebnis aller oberfränkischen SPD-Kandidaten. Im Maximilianeum ging die politische Karriere der gebürtigen Presseckerin weiter. Sie wurde in der aktuellen Legislaturperiode zur Vizepräsidentin den Landtags gewählt.
Inge Aures gehört dem bayerischen Rundfunkrat an. Sie hat sich unter anderem dafür eingesetzt, den Skandal um die Bayern LB aufzuklären. Ihr größtes Hobby sind die historischen Puppenhäuser. Zusammen mit ihrer Schwester Liane Weber hat sie eine große Sammlung, die regelmäßig an verschiedenen Orten in Bayern ausgestellt wird. Inge Aures ist verheiratet mit dem Architekten Hans-Hermann Drenske.
Präsenz zeigen
Als Oberbürgermeisterin in Kulmbach habe sie gezeigt, dass sie sich für die Menschen in ihrer Heimat einsetzt. Genauso sei es in den vergangenen zehn Jahren im Landtag gewesen. "Wir haben viel versucht, für Oberfranken zu erreichen", sagt Inge Aures. Aus einigen Punkten sei leider nichts geworden. Dass beispielsweise der Bahnhof barrierefrei wird, darauf warten die Kulmbacher immer noch. Dass dort kein Aufzug gebaut wurde, könne sie nicht verstehen. "Man muss eben immer wieder reingrätschen. Das will ich tun."
Präsenz will die Kulmbacherin weiterhin zeigen, im Schützenverein, im Sportverein oder bei den Wohlfahrtsverbänden. Das ehrenamtliche Engagement bei der AWO oder der Baugenossenschaft trage dazu bei, bei den Menschen zu sein und zu hören, wo ihnen der Schuh drückt.