Immer mehr wollen Zimmerer werden

Von Stephan Herbert Fuchs
 Foto: red

Das Zimmererhandwerk strotzt vor Selbstbewusstsein. „Im Vergleich zu anderen Handwerksberufen geht es uns sehr gut“, sagte Günther Hartmann, Pressesprecher des Landesinnungsverbandes am Donnerstag bei der oberfränkischen Bezirksversammlung in Burgellern bei Bamberg.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Zimmerer machen die gute Lage vor allem an den Ausbildungszahlen fest. „Wir sind das einzige Bauhandwerk mit steigenden Ausbildungszahlen“, sagte Hartmann und sprach von einem Zuwachs bei den Lehrlingen binnen Jahresfrist von bayernweit über fünf Prozent. Der Beruf sei so attraktiv wie schon lange nicht mehr. Als Gründe dafür nannte Bezirksobermeister Manfred Amon aus Hallstadt die intensive Beteiligung des Innungsverbandes an allen Berufsmessen, die engagierte Arbeit der Betriebe, etwa beim Angebot von Berufspraktika, aber auch die intensive Verbandsarbeit, mit der gezielt Absolventen von Mittel- und Realschulen angesprochen werden.

Verbindung von Moderne und Tradition

Für den Bezirksobermeister ist es vor allem die Verbindung von Moderne und Tradition, die den Beruf ausmacht. „Wir arbeiten mit modernsten Techniken, aber auch noch richtig handwerklich, etwa beim Denkmalschutz“, sagte Amon. Dazu komme die Arbeit mit Holz als natürlichen, warmen und sauberen Baustoff, die das Berufsbild so interessant macht, so der beim Landesverband für Aus- und Fortbildung zuständige Referent Martin Paul Gorchs.

Ein weiterer Grund für die gestiegene Attraktivität des Berufes ist die wichtige Rolle des Zimmererhandwerks für den Klimaschutz und das Boomen von Holz als Baustoff. Bauen mit Holz gewinne zunehmend an Bedeutung, sagte Pressesprecher Hartmann. Holz habe nicht nur kurze Bauzeiten, sondern binde auch große Mengen an Kohlendioxid und sei damit in seiner Ökobilanz unschlagbar.

Nachwachsende Rohstoffe

Deshalb fordere das Zimmererhandwerk auch ein Umdenken bei Rohstoffverbrauch, das Einleiten einer Ressourcenwende und damit eine verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Der Nutzung von Holz komme dabei eine große Bedeutung zu. Dies sei auch vor dem Hintergrund des immensen Bauschutts, der jedes Jahr anfällt und über die Hälfte des deutschen Müllaufkommens ausmacht, von großer Bedeutung.

Ein Problem nicht nur in Oberfranken ist für die Zimmerer der Facharbeitermangel. Aufgrund der vielfältigen und flexiblen Ausbildung würden Zimmerer nicht selten regelrecht abgeworben, beispielsweise von den Kommunen für die Bauhöfe oder von der Industrie. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit würden gut ausgebildete Fachkräfte mit Handkuss genommen, so Bezirksobermeister Amon, der den Beruf des Zimmerers auch als „Rundumversorger“, beziehungsweise als „Manager für den Hochbau“ beschreibt.

Weite Wege für viele Berufsschüler

Unzufrieden ist der Berufsstand mit dem Berufsschulangebot in Oberfranken. Während das Berufsgrundschuljahr noch in Bamberg und in Bayreuth angeboten werde, findet die schulische Ausbildung während des zweiten und dritten Jahres nur noch in Bayreuth statt. „Damit gibt es keine dezentralen Berufsschulstandorte mehr“, sagte Amon. Schüler aus dem westlichen Landkreis Bamberg hätten damit oft eine unzumutbar weite Anreise.

In der oberfränkischen Zimmererinnung sind etwa 80 Betriebe mit zusammen rund 700 Mitarbeitern organisiert.

Bilder