Die Erwartung, dass die Ludwigsburger in ihrem 63. Pflichtspiel der Saison ihre enorme Intensität nicht würden halten können, erfüllte sich nicht. So gab es letztlich nur eine Situation, in der eine Wende denkbar gewesen wäre: Ein Dreier von Gabe York zum möglichen 79:86-Anschluss sprang aus dem Ring, und sechs Sekunden später traf auf der Gegenseite Jeremy Senglin aus der Distanz zum 89:76 (34.). Danach machte sich Resignation breit.
Einzelkritik
JAMES ROBINSON (6 Punkte / 26:29 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -9): Er hat nicht viel falsch gemacht (ein Ballverlust), aber Unauffälligkeit ist in den Playoffs für den Starter auf der Spielmacher-Position nicht genug (2/4 Würfe, vier Rebounds, drei Assists).
John Cox (5 / 11:33 / -1): Solide Ergänzung im Angriff (2/4 Würfe), aber keine Verstärkung der schwachen Defensive auf den Guard-Positionen.
Nico Wenzl (0 / 0:27 / 1):BBL-Debüt in den Playoffs, vier Wochen nach dem 17. Geburtstag.
NATE LINHART (9 / 28:12 / -33): Ein klarer Sieg im Vergleich der „Point-Forwards“ gegen Walkup war nicht zu erwarten – aber so eine haushohe Niederlage auch nicht; 4/8 Würfe, zwei Assists, zwei Rebounds, ein grober Ballverlust, peinliche Plus-Minus-Bilanz.
Bastian Doreth (12 / 18:25 / 1): Der einzige Bayreuther, der die Erwartungen übertraf – nicht nur weil er die Ludwigsburger Playoff-Energie mitgehen konnte, sondern auch wegen seiner starken 4/4 Dreier.
ANDREAS SEIFERTH (10 / 22:28 / -2): Zwei und manchmal sogar drei quirlige Gegenspieler machten dem Center das Leben schwer. Er fand mitunter gute Lösungen mit Pässen (vier Assists), aber dabei häuften sich die Ballverluste (fünf). Zu selten gelang es, ihn so in Szene zu setzen, dass er schnell noch vor dem Doppeln werfen konnte (5/6).
Steve Wachalski (0 / 3:18 / -6): Als Cook gegen ihn beim Kurzeinsatz im ersten Viertel gleich fünf Punkte erzielt hatte, gab es keine richtig passende Rolle mehr für den Routinier.
Robin Amaize (5 / 16:49 / -6): Gerade gegen diese Ludwigsburger wäre noch mehr von seiner Energie nötig gewesen.
Jevon Perschnick (0 / 1:29 / 1): Playoff-Premiere acht Monate nach dem 17. Geburtstag.
DE’MON BROOKS (15 / 25:12 / -14): Ohne Vorsicht im ersten Spiel nach seiner Knieverletzung ging er keinem Zweikampf aus dem Weg; bis ins letzte Viertel hinein der einzige Bayreuther, der Freiwürfe erkämpft hatte (9/11); daher trotz defensiver Probleme mit dem starken Cook und 3/8 Würfen einer der Besten (fünf Rebounds).
GABE YORK (20 / 30:09 / -19): Topscorer allein reicht nicht: Zu viel wirkte erzwungen (6/15 Würfe), und die Defensivarbeit war schwach.
Assem Marei (3 / 15:29 / -8): Trotz allen Eifers eine große Enttäuschung: Die Ludwigsburger konnten mit seinem Kampfgeist mithalten, aber er nicht mit deren Schnelligkeit. Die letzten drei Punkte des Spiels waren seine einzigen (1/4 Würfe, vier Rebounds).
Statistik
Riesen Ludwigsburg: WALKUP (19 Punkte / 30:46 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 21), Evans (12 / 17:05 / -6), JOHNSON (16 / 26:20 / 18), MCCRAY (2 / 15:06 / 13), Geske (0 / 1:29 / -1), Peter-McNeilly (0 / 22:49 / 1), Müller (4 / 9:42 / -6), Koch (0 / 0:27 / -1), Seric (0 / 1:29 / -1), WALESKOWSKI (17 / 21:26 / 26), COOK (26 / 32:57 / 22), Senglin (8 / 20:24 / 9); Feldwurfquote: 35/62 (56 Prozent), davon 13/34 Dreier (38 Prozent): Walkup (4/4), Evans (2/3), Waleskowski (2/3), Cook (2/6), Senglin (2/7), Johnson (1/3); Freiwürfe: 21/26 (81 Prozent); Rebounds: 23 defensiv, 3 offensiv (Cook 7/0); Ballgewinne: 9; Ballverluste: 9 (Cook 3); Assists: 24 (Walkup 6); Effektivität: 125 (Walkup 31, Cook 28, Waleskowski 19, Johnson 18, Evans 14).
Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 29/59 (49 Prozent), davon 11/28 Dreier (39 Prozent): Doreth (4/4), York (4/9), Cox (1/3), Amaize (1/3), Linhart (1/5); Freiwürfe: 16/22 (73 Prozent); Rebounds: 25 defensiv, 8 offensiv (Seiferth 5/2); Ballgewinne: 4; Ballverluste: 17 (Seiferth 5); Assists: 20 (Seiferth 4); Effektivität: 90 (Brooks 16, Doreth 15, York 15, Seiferth 14, Robinson 10).
SR: Anne Panther, Straube, Streit; Zuschauer: 3244.
Stationen: 14:4 (3.), 26:8 (8.), 34:19 (1. Viertel), 34:29 (13.), 42:33 (16.), 44:39 (18.), 53:43 (Halbzeit), 61:45 (23.), 70:60 (27.), 81:64 (30.), 81:67 (3. Viertel), 86:76 (34.), 104:82 (40.), 104:85 (Ende).
Stimmen zum Spiel
Raoul Korner (Trainer Bayreuth): „Glückwunsch an Coach Patrick und Ludwigsburg zum letztlich verdienten Sieg. Wir haben uns leider im ersten Viertel eine Hypothek aufgebaut, die wir nicht mehr korrigieren konnten. Wir waren defensiv zu passiv und wurden im Eins-gegen-eins zu oft geschlagen. Zudem haben wir uns zu viele Ballverluste geleistet. Die Höhe der Niederlage ist egal, denn es ist eine Best-of-five-Serie. Wir werden jetzt alles daran setzen, am Samstag in Bayreuth auszugleichen.“
John Patrick (Trainer Ludwigsburg): „Ich bin sehr stolz darauf, wie wir nach dem Wochenende in Athen reagiert haben. Wir sind sehr konzentriert ins Spiel gestartet. Bis wenige Minuten vor Schluss hatten wir nur fünf Ballverluste auf dem Konto und haben den Ball sehr gut bewegt, was sich auch in der Zahl von 24 Assists widerspiegelt. Bayreuth hat zwar besser gereboundet aber das konnten wir gut kompensieren“
Thomas Walkup (Ludwigsburger ohne Fehlwurf): „Meine Leistung ist nicht so wichtig, es war insgesamt ein sehr gutes Spiel unserer Mannschaft. Nach dem Ausfall von Justin Sears haben andere einen Schritt nach vorn gemacht und gemeinsam beim Rebound gearbeitet. Wir wollen uns jetzt nicht nur auf unsere Heimspiele verlassen, sondern auch in Bayreuth gewinnen. Schließlich kann man durch eine Niederlage in ein Loch fallen.“
Henrik Rödl (Bundestrainer): „Dass die Ludwigsburger zwei Tage nach dem Top-Four in Athen so viel Energie aufbringen konnten, war überragend. Ich gehe aber davon aus, dass es in Bayreuth ein viel engeres Spiel geben wird.“