IHK-Chefin mit Pilotenträumen

Von Roland Töpfer

Ein bisschen kühl wirkt sie manchmal schon, aber vielleicht muss das ja so sein, wenn man es in der Männerwelt der Wirtschaft zu etwas bringen will. Neun IHK-Hauptgeschäftsführer gibt es in Bayern – die Bayreuther IHK-Chefin Christi Degen ist die einzige Frau unter ihnen.

 
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Die 52 Jahre alte Volkswirtin, geboren in Ratingen bei Düsseldorf, führt die 125-köpfige IHK-Mannschaft seit August 2014. Und hat sich noch einiges vorgenommen. Sie will die Kammer noch stärker regionalisieren und die Kundenorientierung optimieren. Zum Beispiel, indem man ein Beitragsschreiben freundlicher formuliert und nicht nur mit Paragrafen daherkommt. Oder sogar die Beiträge weiter senkt? Das sieht Degen zunächst nicht.

Die IHK habe ja bereits von früher einmal 0,4 auf 0,14 Prozent der Ertragssteuern gesenkt. Die Beitragssätze sollen  sich am Verlauf der Konjunktur orientieren. Die Kunden, das sind 47.000 oberfränkische Unternehmen, die nicht immer gut auf die IHK zu sprechen sind.

Degen will Vorbehalte abbauen, die Kommunikation verbessern. „Wir müssen uns unseren Mitgliedern nähern.“ Die Firmen, die Kontakt zur IHK haben, seien zufrieden, sagt sie. Die, die uns nicht kennen, „die schimpfen“. Es gehe darum, den Nutzen, den die IHK Firmen bieten könne, besser rüberzubringen.

Den Standort Oberfranken pushen

Den Standort Oberfranken will die Kammer noch mehr pushen. Warum wollen junge Nachwuchskräfte so gerne bei BMW arbeiten? Weil das Produkt attraktiv ist. Mit einem neuen Internet-Portal, das im Laufe des Jahres an den Start gehen wird, will Degen zeigen, „wie toll die oberfränkischen Produkte sind“, den Standort attraktiver machen. Die IHK könne hier in Vorlage gehen, vielleicht Oberfranken Offensiv auch dafür gewonnen werden.

Degen begann ihre berufliche Karriere 1991 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Köln. Später leitete sie das Zentrum für Internationale Beziehungen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni. Degen spricht Englisch, Spanisch, Französisch, ein bisschen Polnisch. In ihrer Schulzeit war sie ein Jahr in den USA, während des Studiums zwei Jahre in Spanien.

In Weidenberg ist es schön

Ab 2010 war Degen drei Jahre lang Geschäftsführerin bei der IHK Köln. Danach wechselte sie als Geschäftsführerin zur F.A.Z. Executive School, ein auf Weiterbildung für Führungskräfte ausgerichtetes Tochterunternehmen der F.A.Z. GmbH Frankfurt.
Sie reist sehr viel, gerne weit weg, nicht in der Gruppe: Lateinamerika, Asien, Afrika, Südsee. „Reisen macht mich reich im Kopf“, sagt sie. Degen ist ledig, hat einen Lebensgefährten, wohnt zur Miete in Weidenberg, das ihr sehr gefällt. „Oben auf dem Berg, da ist es richtig schön.“ Ihre Woche habe über 60 Arbeitsstunden. Da will man auch mal Rückzug haben. „Auf der Fahrt nach Weidenberg fahr’ ich richtig runter.“

Die IHK-Managerin hat viele Interessen, mag Sport und Natur. In Köln spielte sie mal acht Jahre lang Fußball in einer Thekenmannschaft. Das ist kein Verein. „Da organisiert man sich rund um eine Kneipe.“ Degen war Rechtsaußen. Torgefährlich? Sie schmunzelt. „Offensiv und mit Überblick.“
Und heute. Die Volkswirtin mag die Musik und das Schreiben. Latin Jazz spricht sie besonders an. Sie trommelt, spielt etwas Klavier. Und will vielleicht auch mal ein Buch schreiben. Irgendwann.

Helikoptertraum

Selber fliegen würde sie auch gerne mal. Am liebsten Helikopter. „Reizen würde mich das nach wie vor.“ Das könne sie dann ja mal machen, wenn sie mehr Zeit hat. Und wann soll das sein? „So genau plane ich das nicht.“ Die kommenden Jahre bleibt die IHK ihre erste Aufgabe. Oberfrankens Wirtschaft will in der Weltspitze dabei sein – und die IHK muss dafür Flankenschutz geben.

Nächste Folge unserer Serie mit Living-Logic-Chef Alois Kastner-Maresch aus Bayreuth.

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