Berufs- und Technologiezentren HWK: Millionen für berufliche Bildung

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Unter anderem auf Berufsmessen wie hier in Bayreuth präsentiert sich das Handwerk Schülern und will dabei auch vermehrt Gymnasiasten in den Fokus nehmen.Foto: Ronald Wittek/Archiv Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die Entscheidung der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken, einen nennenswerten zweistelligen Millionenbetrag in ihre Berufs- und Technologiezentren zu investieren, ist schon vor einiger Zeit gefallen. Jetzt wird es beim geplanten Neubau in Hof langsam ernst. Anschließend soll der Westen des Kammerbezirks drankommen – und hier deutet sich eine Konzentration auf den Standort Bamberg an.

 
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Konkret ist noch nichts, aber intern laufen Gespräche. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller hat auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt, dass es mittelfristig – und das heißt ab etwa 2025 – wohl nur noch drei Berufs- und Technologiezentren (BTZ) der HWK in Oberfranken geben wird. Neben Bayreuth und Hof wahrscheinlich in Bamberg. Coburg würde dann wegfallen, sagte er bei der Vollversammlung.

Im Westen ab etwa 2025 nur noch ein BTZ Bamberg

Dass die vorhandenen Räumlichkeiten an den derzeitigen Standorten Coburg und Bamberg zunehmend nicht mehr den Anforderungen einer zeitgemäßen Ausbildung entsprechen, sei unstreitig, so Koller. Die HWK habe eine entsprechende Förderanzeige gestellt.

In enger Zusammenarbeit mit einem Gutachter würden Prognosen zur künftigen Auslastung der Werkstätten unter Berücksichtigung der absehbaren demografischen Entwicklung erstellt, sagte Koller, und: „Eine Reduzierung der Übungseinheiten und Werkstätten ist für die langfristige Sicherung einer attraktiven Ausbildungsinfrastruktur für unsere Betriebe und Lehrlinge unausweichlich.

Dabei zeichnet sich ab, dass hierbei für Oberfranken West eine Konzentration auf einen Standort angezeigt erscheint, mit Präferierung auf Bamberg.“

Verwaltungssitz in Coburg bleibt

Das heiße nicht, dass sich die HWK aus Coburg zurückziehe, der Verwaltungssitz bleibe bestehen. Aber die HWK sei angehalten, effizient mit ihren Mitteln umzugehen. Auch der staatliche Zuschussgeber, also der Bund, fordere das neue Konzept für den Westen des Kammerbezirks, sagte Koller auf Kurier-Nachfrage.

Da die Auszubildenden für ihren Blockunterricht vor Ort untergebracht sind, sei eine etwas größere Entfernung verkraftbar. „Wichtig ist für sie und die Betriebe vor allem die Qualität der Ausbildung.“ Mit einer Umsetzung des Konzepts sei nicht vor 2025 zu rechnen – eher etwas später.

Baustart in Hof 2019

Deutlich früher soll es mit dem Neubau in Hof losgehen. Hier laufen die Vorbereitungen. In den kommenden Monaten würden vor allem Planungsleistungen vergeben, Baubeginn der auf eineinhalb Jahre veranschlagten Maßnahme sei nicht vor Mitte 2019. Das liege auch daran, dass viele Regularien beachtet werden müssten, um die Förderquote von wahrscheinlich gut 80 Prozent nicht zu gefährden.

Rücklagen bilden

Konkrete Zahlen zu den Baukosten könne er noch nicht nennen, sagte Koller. In Hof könnten sie bei knapp unter zehn Millionen Euro bleiben. Für die Gesamtinvestitionen der HWK bis 2027 bestätigte Koller eine mögliche Summe inklusive Fördermitteln und Zuschüssen von bis zu 50 Millionen Euro. Dafür müsse die Kammer auch in den kommenden Jahren Rücklagen bilden. Die wuchsen im vergangenen Jahr um rund 1,5 auf jetzt 5,8 Millionen Euro, während die Verbindlichkeiten auf knapp unter eine Million Euro sanken.

Die HWK-Jahresrechnung

Das Haushaltsvolumen betrug gut 32 Millionen Euro, davon entfielen gut 29 Millionen auf den Verwaltungshaushalt und drei Millionen Euro auf Investitionen. Rund 1,5 Millionen Euro konnten den Rücklagen zugeführt werden.

Bei den Einnahmen steht die Kammer vor allem auf drei Säulen: 46 Prozent Kursgebühren, 38 Prozent Kammerbeiträge und zwölf Prozent Zuschüsse.

Die Ausgaben (ohne Investitionen) gingen zu 85 Prozent in den Dienstleistungsbereich mit beruflicher Bildung oder Unternehmensberatung. 15 Prozent entfielen auf die klassische Kammerverwaltung.

1285 Kurse (2016: 1209) mit 15.253 Teilnehmern (14.700) fanden in den BTZ statt. Nach Teilnehmerstunden entfielen 38 Prozent auf Meisterkurse und 37 Prozent auf die überbetriebliche Schulung von Auszubildenden.

Gute Lage

HWK-Präsident Thomas Zimmer verwies in seiner Rede auf die weiterhin gute Lage im oberfränkischen Handwerk, das zudem wieder steigend Ausbildungszahlen verzeichne. Dennoch blieben viele der angebotenen Stellen unbesetzt, weshalb eine weitere Gleichstellung von beruflicher Bildung mit dem Studium unabdingbar sei.

Elke Büdenbender, die die HWK zusammen mit ihrem Mann und Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Mai besucht hat, habe gesagt: „Bildungsgerechtigkeit haben wir dann erreicht, wenn nicht nur die Arbeiterkinder auf die Unis kommen, sondern auch Akademikerkinder die berufliche Bildung wählen.“

Entsprechend müsse das Handwerk die Abiturienten mehr in den Fokus nehmen. Zugleich sprach sich Zimmer aber gegen einen Mindestlohn für Auszubildende aus.

Rege Diskussion

Dem widersprach in einer für eine Vollversammlung ungewöhnlich regen Diskussion Klaus-Peter Wittig, der für die Arbeitnehmer als Vizepräsident fungiert. Er forderte, dass für die Arbeitnehmer am Ende mehr übrig bleiben müsse. Außerdem mache eine gute Bezahlung auch eine Ausbildung im Handwerk attraktiver. Es sei zudem auch Aufgabe der Firmenchefs, an einem positiven Image zu arbeiten.

Dem pflichtete der Hofer Kreishandwerksmeister Christian Herpich bei. Gerade auch im Lebensmittelhandwerk dürften in der Öffentlichkeit nicht immer nur negative Seiten herausgestellt werden, sagte der Metzgermeister. Claudia Ebert, Geschäftsführerin der Bayreuther Schlenck GmbH, beklagte, dass einem immer mehr Vorschriften den Spaß an der Arbeit vermiesen.

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