Hundesteuer: überholt und ungerecht

Von Thorsten Gütling
Der Stadtrat Bayreuth hat die Hundesteuer deutlich erhöht. Kommentator Thorsten Gütling, der selbst keine Hunde mag, findet das eine ungerechte Entscheidung. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Hundesteuer ist nicht nur überholt. Sie ist auch ungerecht. Der Stadtrat Bayreuth hat sie gerade deutlich erhöht, dabei wäre es höchste Zeit, sie neu zu denken.

 
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Wir schreiben das Jahr 1796: Napoleon bricht zum Italien-Feldzug auf. Die USA bestehen aus nur 16 statt der heute 50 Bundesstaaten und Beethoven startet nach seinem Unterricht bei Haydn als Komponist so richtig durch. Im gleichen Jahr führt Großbritannien als erstes europäisches Land die Hundesteuer ein. Elf Jahre später ist es in den ersten deutschen Städten soweit.

Zur Tilgung von Kriegsschulden soll die Steuer dienen, zur Reduzierung der Seuchengefahr und zur Versinnbildlichung, dass es sich beim Hund um ein Tier handelt, dass damals noch als Luxusgut gilt. Zu dieser Zeit ist es gerade 100 Jahre her, dass das Ende einer Einnahme besiegelt wurde, die zuvor 300 Jahre lang vom Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zur Abwehr der „Türkengefahr“ eingefordert wurde.

Was uns dieser Exkurs in die Geschichte lehrt? Dass alles seine Zeit hat und die der Hundesteuer längst vorbei sein müsste.

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Auch wenn das Halten eines Hundes Geld kostet, ein Luxus ist es nicht. Gerade wer sozial schwach ist, kompensiert mit den Tieren oft, was ihm im Leben fehlt: Freunde, Partner, eine geregelte Beschäftigung und Anerkennung. So paradox das klingt: Von einem Leben im Luxus ist, wer sich einen Hund leisten kann, oft weit entfernt. Ganz anders bei einem Pferd. Aber über eine Pferdesteuer wird in Bayreuth gerade nicht diskutiert.

Eine Pferdesteuer wäre höchste Zeit

Dabei gebe es gute Gründe dafür: Dass Reiter mit ihren Pferden Wege beschädigen, ist bekannt. Dazu kommt: Hinter einem Pferd läuft selten jemand her, der die Pferdeäpfel in Tüten packt und in öffentliche Mülltonnen wirft. Das allerdings wäre eine berechtigte Forderung, genauso wie der dann logische Ruf nach einer Pferdesteuer.

Denn nach dem Ausscheiden von Kriegsschulden und Seuchengefahr ist das letzte verbliebene Argument der Hundesteuerbefürworter schließlich dieses: Dass die Entsorgung der Kotbeutel nicht auf Kosten der Allgemeinheit gehen könne.

Und was ist mit Katzen?

Ganz abgesehen von Katzen, deren Kot und Erbrochenes im Freien auch niemand weg macht, die Vögel zum Spaß jagen, für die niemals eine Leinenpflicht gefordert würde und über deren Streunerei sich Nachbarn genauso in die Haare bekommen wie über Hundegebell, ist die Hundesteuer nicht nur überholt. Sie ist auch ungerecht. Der Stadtrat hat sie gerade deutlich erhöht, dabei wäre es höchste Zeit, sie neu zu denken.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de

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