Hollfelder Henne-Ei-Probleme

Von Moritz Kircher
Podiumsdiskussion im Kintopp mit (von links) dem Hollfelder Architekten Stephan Schwarzmann, Gesamtschulleiterin Christina Scharfenberg, dem Landtagsabgeordneten Peter Meyer, Moderator Winfried Hartl, Bürgermeisterin Karin Barwisch, der Bundestagsabgeordneten Silke Launert und Stadtrat Thomas Appl. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Hollfeld feiert dieser Tage seinen 1000. Geburtstag - was liegt da näher, als einen Blick in die Zukunft zu werfen? So geschehen bei einer Podiumsdiskussion am Freitagabend im Kintopp. Es waren nicht die kommenden 1000 Jahre, die die Teilnehmer - allesamt Entscheider aus verschiedenen Bereichen des Stadtlebens - im Blick hatten. Es waren die ganz konkreten Herausforderungen, vor denen die Stadt derzeit steht. Allen voran die Frage: Wie bekommt man Leben nach Hollfeld? Es gab ansatzweise Antworten.

 
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Mehr Tourismus für Hollfeld

Blickt man nach Weißenstadt mit seiner neuen Therme, blickt man in den Süden der Fränkischen Schweiz - in den angrenzenden Regionen ist der Tourismus im Aufschwung. Und in Hollfeld? Eine ernüchternde Bilanz. 400 Übernachtungen zählt die Stadt pro Jahr. Hier war die Podiumsdiskussion vor allem eine Bestandsaufnahme der Probleme.

Einen eigenen Haushaltsansatz für Tourismus gebe es nicht, sagte Bürgermeisterin Karin Barwisch auf die Frage aus dem Publikum, was die Stadt in den Tourismus investiere. Eine Halbtagskraft kümmere sich um die Bewerbung der touristischen Angebote. Zu wenig, wie viele der rund 40 Anwesenden im Kinosaal fanden.

Woran es in Hollfeld krankt, zeigte anschaulich, was Winfried Hartl erzählte. Stolz berichete der Vorsitzende des Vereins der Kintopp-Freunde, dass das Kino auch heuer wieder einen Preis in Höhe von 5000 Euro von der Staatsregierung erhalten habe. Aus München kam die Anfrage, ob Hollfeld nicht die Preisverleihung veranstalten wolle. Jahrlich werden rund 60 Kinos im ländlichen Raum geehrt. Hartl würde gerne, wenn er könnte. Aber es fehle in der Region an Betten, um die rund 100 Teilnehmer der Sause für eine Nacht zu beherbergen.

Die Hotel- und Herbergsbetten - ein Henne-Ei-Problem, wie der Landtagsabgeordnete Peter Meyer (Freie Wähler) feststellte. Ohne Betten keine Touristen. Aber ohne eine entsprechende Nachfrage scheuten die Gastgeber auch Investitionen in eine in die Jahre gekommene Infrastruktur.

Dabei stünden die Chancen derzeit gut wie selten für deutsche Urlaubsregionen, wie die Bundestagsabgeordnete Silke Launert (CSU) diagnostizierte. Zahlreiche traditionelle Tourismuszentren im Ausland seien derzeit politisch unsicher. Der Trend gehe zum Familienurlaub in Deutschland. "Für mich ist es ein Marketingproblem, dass wir die Vielfalt unseres Angebotes nicht anpreisen", sagte Launert mit dem Blick auf ganz Oberfranken.

Wie kann Hollfeld wachsen?

Dass Hollfeld durchaus ein attraktiver Standort für Neubürger sei, unterstrich Gesamtschulleiterin Christiana Scharfenberg. Die Hälfte ihrer etwa 1000 Schüler komme von außerhalb. Mit dem neuen Industrie- und Gewerbegebiet sei die Grundlage geschaffen, sagte Thomas Appel, Stadtrat und Geschäftsführer des ortsansässigen Bange-Verlags. "Jetzt fehlt nur noch der ein oder andere Bauplatz." Die Bürgermeisterin bestätigte: "Ich weiß, dass wir die bräuchten."

Karin Barwisch warf einen Blick auf die zahlreichen Baulücken und Leerstände in der Stadt, die es zu schließen und zu beseitigen gelte. "Das ersetzt aber kein Neubaugebiet", sagte Architekt Stephan Schwarzmann. Hollfeld habe den Vorteil, dass Bauland nur etwa ein Drittel von dem koste, was es zum Beispiel in den Orten des Bayreuther Speckgürtels koste. Er kenne viele Hollfelder, die nur deshalb weggezogen seien, weil sie keinen passenden Bauplätz fänden.

Wer soll das bezahlen?

Die Stadt habe sich zwischen neuem Baugebiet und neuem Gewerbegebiet entscheiden müssen, sagte die Bürgermeisterin. Für beides gleichzeitig sei kein Geld da gewesen. Aufgrund der Ansiedelung eines Unternehmens mit 40 Arbeitsplätzen habe man sich für Zweiteres entschieden.

Hollfeld hat neben der fehlenden Tourismus-Infrastruktur also ein zweites Henne-Ei-Problem, das an diesem Abend allenfalls oberflächlich gestreift wurde: das Geld. Die Stadt hat Millionenschulden. Jeden Euro, den sie ausgeben will, muss sie zweimal umdrehen. Aber wenn Hollfeld sein Wachstumspotenzial ausschöpfen und seine Einnahmen steigern will, muss die Stadt vorher investieren. Doch dafür fehlen der Stadt die Mittel.