Hohe Förderung: Vom Helfer zur Fachkraft

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Anna Krawczyk (links) managt die Tierarztpraxis ihres Mannes Krzysztof (rechts) Michael Schaffer (hinten) von der Arbeitsagentur hat sie dabei beraten. Hund Jaffrey wird's egal sein. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Viele Betriebe klagen über zunehmenden Fachkräftemangel und können auch manche Ausbildungsstelle nur schwer oder gar nicht besetzen. Ein möglicher Ausweg ist es, Helfer aus den eigenen Reihen zu Fachkräften zu machen. Ein Programm der Arbeitsagenturen fördert diesen Weg mit nennenswerten Summen.

 
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Anfang 2014 übernahm Krzysztof Krawczyk die Tierarztpraxis in Bad Berneck. Und seither kümmert sich seine Frau Anna um die Organisation und den Papierkram. „Ich bin da so reingewachsen, hab’ mich durchgewurschtelt“, sagt sie. Was fehlte, war das nötige Hintergrundwissen und damit die Sicherheit, ob auch alles richtig läuft. „Ich habe ja vorher nie in einem Büro gearbeitet.“ Mittlerweile ist das anders, denn Anna Krawczyk hat erfolgreich die Externen-Prüfung zur Kauffrau für Büromanagement abgelegt, nachdem sie zuvor sechs Monate eine Weiterbildungsmaßnahme durchlaufen hatte – gefördert von der Agentur.

Maßnahmen für 2,1 Millionen Euro

„Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen“ (WeGebAU) heißt das Programm, aus dem die Agentur Bayreuth-Hof im vergangenen Jahr neue Maßnahmen im Umfang von 2,1 Millionen Euro bewilligt hat. Bezahlt werden ganz oder teilweise unter anderem Kosten für Lehrgänge, Fahrten oder Kinderbetreuung. Da viele externe Maßnahmen während der Arbeitszeit stattfinden, kommt auch ein Lohnkostenzuschuss von bis zu 50 Prozent in Betracht. Das gilt zumindest dann, wenn die Aus- oder Weiterbildung nicht im eigenen Betrieb, sondern bei zertifizierten externen Anbietern stattfindet. „Das ist auch ein Anreiz für den Arbeitgeber. Schließlich müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich einig sein und beide die Durchführung einer Qualifizierungsmaßnahme wollen“, sagt Evelyn Kannhäuser, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof.

Mehrere Säulen

Von einigen Wochen bis zu 28 Monate kann eine solche Maßnahme dauern, je nachdem, welche Qualifikation erworben werden soll und wie die Vorkenntnisse sind. Dabei hat das Programm mehrere Säulen, die sich mit unterschiedlichen Fördermöglichkeiten an unterschiedliche Interessenten wenden: Unterschieden wird unter anderem zwischen Firmen mit weniger als zehn und solchen mit bis zu 249 Beschäftigten, zwischen Arbeitnehmern bis und über 45 Jahren sowie Geringqualifizierten überhaupt.

Alle Bereiche der Wirtschaft

„Hört sich ein bisschen kompliziert an“, gibt der für Bayreuth/Pegnitz zuständige Ansprechpartner Michael Schaffer zu, das Programm werde aber zunehmend angenommen. Die geförderten Maßnahmen seien dabei ebenso vielfältig wie die Branchen, aus denen die Geförderten kommen. Häufige Beispiele seien der Erwerb von Lkw-Führerscheinen oder Schweißer-Zertifikaten, sagt Schaffer. Auch im Bereich der Pflege würden viele Maßnahmen gefördert. „Es geht eigentlich quer durch alle Bereiche unserer Wirtschaft“, sagt der Experte.

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Pressesprecherin Kannhäuser verweist darauf, „dass alle Beteiligten Vorteile haben“. Der Arbeitgeber wisse, dass er einen bewährten Mitarbeiter zur Fachkraft aufbaue: „Der muss nicht lange überlegen, ob sich das lohnt. Er weiß ja schon, was er an seinem Mitarbeiter hat.“ Für den Arbeitnehmer wiederum bedeute die Qualifizierung nicht nur ein meist höheres Gehalt, sondern auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, „wenn er sich dann doch mal wieder anderswo bewerben muss oder auch will“.

Ungelernte viel häufiger arbeitslos

Was sich durch Zahlen belegen lässt. Ralf Holtzwart, Chef der Regionaldirektion Bayern in Nürnberg verwies erst kürzlich darauf, dass es im Freistaat 2016 für knapp 100.000 arbeitslose Helfer gerade 16.700 offene Stellen gab, dass aber zugleich 87.000 qualifizierte Arbeitskräfte gesucht wurden. Zahlen, die sich auf Oberfranken herunterbrechen lassen. Hier wurden laut Kannhäuser im September 3590 Helfer, aber 8090 Fachkräfte gesucht. Und: Im Bezirk waren 12,3 Prozent der Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung arbeitslos, aber nur 2,8 Prozent derer mit Ausbildung.

Wichtig für das Selbstbewusstsein

Argumente genug, sich über das Programm zu informieren, meinen Kannhäuser und Schaffer. Anna Krawczyk hat das getan, nachdem sie über eine Bekannte von dem Programm gehört hatte. Heute ist sie froh, die Maßnahme trotz der Mehrbelastung durchgezogen zu haben. „Jetzt kann ich es wirklich, das ist auch sehr wichtig für das Selbstbewusstsein.“ Übrigens mit einer weiteren positiven Folge für den Arbeitsmarkt. Seit Anfang September bilden die Krawczyks eine junge Mitarbeiterin zur Tierarzthelferin aus. „Ohne meine erweiterten Kenntnisse hätten wir uns mit diesem Schritt zumindest schwer getan.“

INFO

Ansprechpartner für das Programm WeGebAU bei der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof sind:

  • Bayreuth/Pegnitz: Michael Schaffer, 09 21/88 73 91
  • Kulmbach: Sarah Schlechtweg, 09 21/88 72 32
  • Hof: Brigitte Hennig, 0 92 87/99 11 32.

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