Hoffnung auf Pokal-Heimspiel unerfüllt

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Gabe York (am Ball) zu stoppen, betrachteten die Göttinger sicher als eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Auch dieses klare Foul von Jordan Loveridge (verdeckt) konnte den Bayreuther Topscorer aber nicht aus dem Konzept bringen. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Eine Auswärtshürde wird Medi Bayreuth überwinden müssen, um zum ersten Mal das Final-Four-Turnier um den BBL-Pokal in Ulm zu erreichen. Die Auslosung am Sonntagabend in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels zwischen Bamberg und Ulm bescherte dem Tabellenvierten die Aufgabe beim letzten noch nicht endgültig feststehenden Teilnehmer.

 
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Nach Bonn oder nach Frankfurt geht die Reise für die Mannschaft von Raoul Korner am 20. oder 21. Januar, wobei die Rheinländer die Qualifikation in den eigenen Händen haben. Nachdem sie sich gestern in Frankfurt mit 81:76 durchgesetzt haben, müssen sie jetzt nur noch ihr Nachholspiel am 11. Januar in heimischer Halle gegen die Eisbären Bremerhaven gewinnen.

Bamberger müssen zu Bayern München

Entsetzen bei den Bamberger Anhängern hatte die erste Paarung ausgelöst, die DBB-Vizepräsident Armin Andres zuvor aus dem Lostopf gezogen hatte: Der gebürtige Bamberger zwang den Meister und Pokalverteidiger zum Gastspiel beim BBL-Tabellenführer Bayern München. Im dritten Spiel hat Alba Berlin Heimvorteil gegen die Riesen Ludwigsburg.

Nötiger 93:70-Sieg in Göttingen ungefährdet

Den Bayreuthern war der entscheidende Schritt zur Pokal-Teilnahme ohne große Schwierigkeiten gelungen. Trotz einer nicht in allen Teilen optimalen Leistung gewannen sie ihr letztes Spiel in der Bundesliga-Vorrunde bei der BG Göttingen ungefährdet mit 93:70 (48:40). Noch deutlicher war bisher nur der Sieg in Braunschweig ausgefallen (100:75). Das hatte viel damit zu tun, die Göttinger ohne ihren Topscorer auskommen mussten. Brion Rush war noch nicht vom Heimaturlaub in den USA zurückgekehrt, zu dem er durch einen Trauerfall in der Familie gezwungen worden war.

15 Punkte von Gabe York im ersten Viertel

Ohne den Saisonrekordwerfer (35 Punkte im Spiel gegen München) fehlte den Gastgebern nicht nur ihre mit Abstand gefährlichste Waffe in der Offensive, sondern auch ein Gegengewicht für Gabe York in der Verteidigung. So prägte der erfolgreichste Bayreuther Punktesammler das erste Viertel fast nach Belieben. Seine 15 Punkte (darunter vier Dreier) sorgten dafür, dass der allzu lässige Start der Gäste bis zum 2:8-Rückstand nach drei Minuten schon bei der 28:18-Führung (9.) wieder vergessen war.

Deutlicher wurde der Abstand allerdings zunächst nicht. Einerseits war das Bayreuther Angriffsspiel nicht mehr so zwingend, wenn York auf der Bank saß, hauptsächlich aber waren die Schwankungen in der Formkurve eine Frage der Konzentration in allen Bereichen von der Verteidigung über das Zusammenspiel bis zum Abschluss. Nachlässigkeiten der Gäste wusste insbesondere Göttingens starker Spielmacher Michael Stockton zu nutzen, der mit dem Alleingang zum 49:55 bereits seinen 16. Punkt markierte (23.). Ernsthaft gefährdet war die Führung der Bayreuther aber trotzdem nicht, weil sie selbst am Ende von spielerisch nicht überzeugenden Angriffen auch schwierige Würfe unter Zeitdruck immer noch hochprozentig trafen.

Erst als York nach genau 25 Minuten seinen ersten Feldkorb seit dem ersten Viertel erzielte und wiederum per Dreier zum 60:49 traf, lagen die Bayreuther erstmals mit mehr als zehn Punkten in Führung. Von da an lief es spielerisch besser, und es gab mehr sicher herausgespielte freie Würfe mit entsprechend guter Trefferquote. Zudem litt das Göttinger Spiel sofort sehr stark, sobald Stockton auf der Bank saß.

So kam das Medi-Team mit einem Dreier von Robin Amaize zum 73:54 (29.) noch im dritten Viertel einem 20-Punkte-Vorsprung nahe. Als diese Marke schließlich durch zwei aufeinanderfolgende Distanz-Treffer von James Robinson und Steve Wachalski zum 82:61 übertroffen wurde, waren schon nach gut zwei Minuten des Schlussabschnitts auch die letzten Zweifel am Bayreuther Sieg ausgeräumt. Für das Niveau des Spiels war das allerdings nicht hilfreich, denn vor allem die letzten fünf Minuten verliefen reichlich zerfahren.

Einzelkritik

JAMES ROBINSON (9 Punkte / 25:11 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 20): Die Formkurve des Spielmachers spiegelt die Leistung des Teams wider: Gute Trefferquote (1/2 Zweier, 2/3 Dreier), ein paar spielerische Akzente (vier Assists), aber auch mal ein Pass ins Aus und einige Mühe in der Defensive, dem flinken Stockton zu folgen.

John Cox (1 / 15:10 / 2): Als Werfer diesmal kein Faktor (0/3), aber spielerisch eine nahtlose Ergänzung: Fünf Assists in 15 Einsatzminuten können sich sehen lassen.

NATE LINHART (7 / 22:08 / 12): Sein technisch brillantes Solo zum 48:38 (19.) gehörte zu den Höhepunkten des Spiels; ansonsten nicht sehr auffällig (2/5 Würfe), aber in allen Bereichen zuverlässig (fünf Rebounds, drei Assists)

Bastian Doreth (5 / 14:49 / 3): Starke Defensivarbeit gegen Stockton, aber wenn der Göttinger Spielmacher auf der Bank saß, hätte noch etwas mehr Eigeninitiative von ihm ausgehen können (1/1 Würfe, ein Assist, zwei Ballverluste).

ANDREAS SEIFERTH (5 / 17:45 / 9): Offensiv unauffällig (1/2 Würfe, 3/4 Freiwürfe), defensiv von Kamp gefordert; vier Rebounds, zwei Blocks.

Steve Wachalski (6 / 21:03 / 15): Defensiv einer der Verantwortlichen dafür, dass die Göttinger auf dieser Position nur vereinzelt Akzente setzen konnten (Smotrycz, Loveridge); im Angriff immer gefährlich, wenn man ihn an der Dreierlinie nicht respektiert (2/5).

Robin Amaize (15 / 19:00 / 14): Nicht nur kurzfristiger Energielieferant, sondern auch seriöser Leistungsträger über längere Strecken; 2/4 Zweier, 3/5 Dreier und acht Rebounds werden nur durch sechs Ballverluste getrübt.

DE’MON BROOKS (12 / 18:57 / 8): Offensiv hätte man ihm gegen Haukohl und Co. vielleicht noch etwas mehr zutrauen können, ebenso beim Rebound (1); für eine ordentliche Leistung reichen 4/7 Würfe und 4/4 Freiwürfe aber allemal.

GABE YORK (22 / 25:35 / 21): Seine Treffsicherheit mit 15 Punkten im ersten Viertel half über manche spielerische Ungereimtheit des Teams hinweg; dann nicht mehr so auffällig und von Lockhart effektiver bewacht als vom überforderten Rush-Vertreter Grüttner Bacoul, aber immer noch effektiv (2/3 Zweier, 5/10 Dreier).

Assem Marei (11 / 20:22 / 11): Verlässlicher Faktor im Angriff (5/7 Würfe), Garant für die Rebound-Dominanz unter dem eigenen Korb (9);defensiv bereitete ihm Kramer mit neun Punkten in den letzten viereinhalb Minuten des dritten Viertels ein paar Probleme mehr als erwartet.

Statistik

BG Göttingen: LOCKART (9 Punkte / 31:22 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -13), Williams 4 / 22:22 /-24), Smotrycz (6 / 5:52 / -6), Kramer (10 / 14:12 / -10), Müller, STOCKTON (18 / 34:38 / -15), Loveridge (5 / 22:56 / -15), Stechmann, KAMP (12 / 29:15 / -7), Larysz (0 / 1:31 / 0), HAUKOHL (0 / 7:45 / -8), GRÜTTNER-BACOUL (6 / 30:07 / -17); Feldwurfquote: 26/66 (39 Prozent), davon 7/23 Dreier (30 Prozent): Lockhart (2/5), Stockton (2/5), Smotrycz (1/2), Kramer (1/2), Loveridge (1/3); Freiwürfe: 11/15 (73 Prozent); Rebounds: 23 defensiv, 8 offensiv; Ballgewinne: 8 (Stockton 3); Ballverluste: 14 (Stockton 3); Assists: 19 (Lockhart 6); Effektivität: 72 (Stockton 14, Kamp 13, Lockhart 12, Kramer 10).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 30/57 (53 Prozent), davon 13/29 Dreier (45 Prozent): York (5/10), Amaize (3/5), Robinson (2/3), Wachalski (2/5), Doreth (1/1); Freiwürfe: 20/25 (80 Prozent); Rebounds: 35 defensiv, 7 offensiv (Marei 9/0, Amaize 6/2); Ballgewinne: 5; Ballverluste: 17 (Amaize 6); Assists: 22 (Cox 5); Effektivität: 119 (York 20, Marei 19, Amaize 14, Robinson 12, Brooks 12, Linhart 11).

SR: Simonow, Groll, Frölich; Zuschauer: 2938.

Stationen: 8:2 (4.), 8:12 (6.), 18:19 (7.), 18:28 (10.), 21:31 (1. Viertel), 32:36 (14.), 38:48 (19.), 40:48 (Halbzeit), 47:53 (22.), 49:60 (25.), 54:73 (29.), 59:74 (3. Viertel), 61:82 (33.), 65:90 (39.), 70:93 (Ende).

Stimmen zum Spiel

Raoul Korner (Trainer Bayreuth): „Ich hatte ein bisschen Bauchweh vor der Partie, das sich bestätigt hat. Nach so einem emotionalen Sieg wie gegen Bamberg ist es immer schwer – gerade wenn man auf eine Göttinger Mannschaft trifft, die im Prinzip nichts zu verlieren hat, aber auch sehr gut vorbereitet ist. Wir waren nicht fokussiert und nicht physisch genug über weite Strecken und haben Göttingen länger im Spiel gelassen, als mir lieb war. Zum Glück war unsere Trefferquote besser als die der Schiedsrichter. Das aber gilt für beide Seiten. Ich bin nur froh, dass sich niemand weh getan hat. Und das war nicht die Schuld von Göttingen, sondern lag daran, dass das Spiel emotional fast gekippt wäre. “

Johan Roijakkers (Trainer Göttingen): „Bayreuth hat verdient gewonnen und spielt eine tolle Saison in der Bundesliga und in Europa. Wenn man verliert, ist man nie zufrieden mit dem Ergebnis. Aber meine Mannschaft hat gekämpft. Wenn man Spieler wie Leon Williams und Joanic Grüttner hat, ist es sehr schwer, Mannschaften wie Bayreuth zu schlagen. Der Qualitätsunterschied ist einfach zu groß. Trotzdem haben wir unsere Plays gemacht. Wir haben nicht die Spielmacher und die Schützen, die Bayreuth hat.“

Robin Amaize (Spieler Bayreuth): „In der ersten Halbzeit haben wir uns mit unserer Dreierquote am Leben gehalten. Wir haben ja fast jeden Dreier getroffen. Göttingen hat intensiv gespielt und hart verteidigt. Wir haben dann in der Halbzeit besprochen, dass wir mit mehr Intensität spielen und auch härter angreifen müssen. Das haben wir auch getan. Und deshalb war es dann am Ende auch deutlich.“

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