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Hirschhausen im Audimax Wer lacht, lebt länger

Von Charlotte Pekel
„Ein Gehirn – ich habe eins dabei, ich hoffe Sie auch.“ Einfach und mit viel Witz erklärte Eckart von Hirschhausen seinem Publikum im Audimax, was im menschlichen Körper vor sich geht. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Ich bin Arzt und ich werde Sie alle gut behandeln“ – gleich den ersten Lacher landete Eckart von Hirschhausen (51) mit diesem Satz. Der Mediziner, der inzwischen Kabarettist, Moderator und Buchautor ist, sprach am Mittwoch im gut gefüllten Audimax der Uni Bayreuth zum Thema „Mehr Humanität in der Humanmedizin“. Der Vortrag war eine Benefizveranstaltung für seine Stiftung Humor Hilft Heilen (HHH) in Kooperation mit der Evangelischen Familien-Bildungsstätte und dem Mehrgenerationenhaus.

 
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„Lachen ist so wichtig, weil es innerhalb von Sekunden Stress entgegenwirkt.“ Dass Hirschhausen damit recht hat, konnte das Publikum in diesem Fall wirklich am eigenen Leibe erleben. Kurz zuvor hatte der Kabarettist seine Zuhörer – darunter viele Studierende, Senioren und Pfleger – dazu gebracht, sich gegenseitig von einem ärgerlichen Erlebnis zu erzählen. Wenige Minuten später sollten sie das Ganze wiederholen, aber dabei den Buchstaben S weglassen. Wer das einmal ausprobiert, merkt: Der Ärger verpufft innerhalb von Sekunden, dieser einfache Trick bringt einen zum Lachen. 

Der Mediziner ist überzeugt: Wer lacht, lebt länger und gesünder. Deswegen bringt seine Stiftung Clowns in Kliniken und Pflegeheime, fördert Humor-Schulungen für Pflegekräfte und Ärzte und treibt die wissenschaftliche Erforschung des Lachens voran.

Konkret kann das Engagement auch so aussehen wie auf der Frühchen-Station der Berliner Charité: Dort bezahlt die Stiftung eine Musiktherapeutin, die mit den Müttern von Frühgeborenen singt. Ein Beispiel, das Hirschhausen nannte, nachdem er den gesamten Hörsaal zum Singen gebracht hatte. Eine der fünf Fragen, die das Publikum ihm direkt stellen konnte, lautete nämlich: Ist Singen gut für die Gesundheit?

Schnell fand Hirschhausen ein Geburtstagskind im Saal, teilte das Publikum in zwei Hälften auf und ließ einen Kanon des Geburtstagslieds „Viel Glück und viel Segen“ anstimmen. „Beim Singen wird das gleiche Glückshormon ausgeschüttet wie beim Kuscheln, beim Stillen eines Babys oder beim Sex“, sagte Hirschhausen nach der kollektiven Gesangseinlage. 

Hirschhausen sorgte für ungewöhnlich viel Gelächter im Hörsaal, machte aber auch klar, wie ernst es ihm ist. „Bildung ist der größte Faktor für die Gesundheit.“ Bildungsferne Menschen lebten durchschnittlich zehn Jahre
kürzer als der Rest der Gesellschaft.

Hirschhausens Strategie: Gesundheitsthemen mit Humor vermitteln. Aus seiner Zeit als Kinder-Neurologe wisse er: „Nicht alle Probleme sind mit einer Tablette zu lösen.“ Oft sei es schon zu spät, weil Eltern ihre Kinder nicht rechtzeitig zum Arzt brächten. 

Probleme sieht Hirschhausen aber nicht nur in der gesundheitlichen Bildung, sondern auch im Gesundheitssystem. Er kritisierte Hierarchien, die „nicht nach Kompetenz organisiert“ seien, und das sogenannte Pauschalsystem in Krankenhäusern. Damit ist gemeint, dass für jeden Patienten eine Geldsumme bestimmt wird, die für seine Behandlung aufgewendet werden darf.

Hirschhausen kritisierte, dass dadurch einerseits „unsinnige Leistungen“ erbracht würden und jeder Tag Pflege unter einem Geldbetrag stünde. „Das Wohl des Kranken ist das höchste Gut.“ Schließlich wurde der Kabarettist auch politisch, sprach sich für die EU und für einen engagierten Klimaschutz aus. 

Die Uni Bayreuth war nicht Hirschhausens einzige Station in Bayreuth: Am Mittwochabend trat er mit seinem Programm „Endlich!“ in der Oberfrankenhalle auf. Weswegen er seinen Vortrag im Audimax nicht ausufern ließ: „Ich muss heute Abend auch noch lustig sein.“

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