HipHop bei Hochzeitsfeiern

Von Andrea Munkert
DJ Alexander Lorenz aus Auerbach (rechts einer seiner Schüler), lebt und arbeitet in Forchheim. Foto: red Foto: red

Wer meint, als DJ hätte man einen leichten Job, der täuscht sich. Cool ist der Job aber trotzdem – mehr als das, meint Alexander Lorenz. Der gebürtige Auerbacher hat seine Jobs als Drummer bei bekannten Formationen oder als Lehrer an der Musikschule an den Nagel gehängt. Und stürzt sich voll auf die Turntables.

 
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Am Nachmittag steht Üben an. Und das obwohl die Sonne scheint und die Temperaturen sich noch einmal mit aller Anstrengung eines der letzten Male wunderbar sommerlich präsentieren. „Ich stehe jeden Tag fünf bis sechs Stunden an meinem Mischpult. Man muss viel Zeit investieren“, sagt Lorenz und freut sich hörbar über diesen Schwung, den sein Job offenbar mit sich bringt. „Wenn ich nicht an den Turntables stehe, dann höre ich Musik, so viel Musik – beim Autofahren, tagsüber. Ich muss immer mehr Songs kennen“, erzählt der 36-Jährige aus seinem Alltag als DJ.

Musikrichtung House

Es geht beispielsweise darum, dass die Beats der Titel gut ineinander übergehen und darum, sich in der Musikrichtung House heimisch zu fühlen. „Denn die wird immer mehr verlangt.“ Der zweite musikalische Renner ist R‘n‘B (Rhythm and Blues) und HipHop. Danach wird er immer häufiger gefragt, gerade auf Hochzeiten zu später Stunde.

Studio in Forchheim

„Am Anfang geht es eher um Gassenhauer, Bekannteres – alles, was auch das gesetztere Publikum begeistert“, sagt er. Lorenz lebt Musik – und auch von ihr. Inzwischen hat er ein Studio in Forchheim, in dem er seine Ausrüstung lagert: Kabel, Equalizer, Laptopständer und mehr.

Ein Mann mit festem Blick und einer großen musikalischen Bandbreite. Smart und am Mischpult absolut in seinem Element. 50 bis 60 Hochzeiten und 30 bis 40 Firmenevents absolviert er pro Jahr – zu seinen Kunden zählen Adidas, Uvex oder Siemens. „Zu 98 Prozent werde ich für geschlossene Feiern gebucht. Für Clubs oder Diskotheken ganz selten – da gibt es viele gute Leute, die locker zehn Jahre jünger sind als ich“, sagt er, muss schmunzeln und anschließend kurz auflachen.

Ehepaar aus San Francisco

Seine Buchungen kommen nicht nur aus der Oberpfalz und Oberfranken, sondern reichen auch bis nach Nürnberg, Frankfurt – und noch viel weiter. Er war schon auf einer Hochzeit auf Ibiza oder hat den Klangteppich für ein Ehepaar aus San Francisco am Ammersee in Oberbayern ausgelegt. „Zu 90 Prozent kommen Interessenten über Mundpropaganda zu mir. Klienten, Fotografen oder Weddingplaner empfehlen mich und ich empfehle sie. Vernetzung ist immens wichtig“, erklärt er. House hat er momentan im Fokus, weil er findet, dass er da noch Aufholbedarf hat.

Playlists großer DJs

Hört sich im Auto auf dem Weg zum Termin in Frankfurt zum Beispiel die Playlists großer DJs über eine Spotify-App an. Schaut sich Videos an von Gigs weltberühmter Discjockeys auf Tomorrowland, einem der bekanntesten Open-Air-Festivals für elektronische Musik im belgischen Boom. Verinnerlicht die Töne und Bässe, damit in seinem Kopf Sets geknüpft werden, er in der Nacht beim Auflegen sich erinnert, was wozu passt.Dennoch würde Alexander Lorenz niemals behaupten, dass er für die Musik geboren wurde. Doch schon früh hat sich sein Talent für Töne gezeigt – und er hat es verfolgt. „Während mein Bruder Handball gespielt hat, bin ich in der dritten Klasse zur Knabenkapelle Auerbach hinzugestoßen“, erinnert er sich. Und blieb bis zu seinem 20. Lebensjahr.

Keller Mountain Blues Band

Er gründete dann seine Band, startete bald darauf mit „Los Chicolores“ am Schlagzeug durch. Das alles handhabte Lorenz während seines Studiums an der Musikhochschule Würzburg. Heute bezeichnet er sich als DJ, Drummer, Bandleader und Drum-Coach. „2006 amtlich verbrieft durch die Musikhochschule Würzburg mit Diplom für Schlagzeug Jazz/Rock/Pop“, sagt er. 2008/2009 trommelte er für John Davis, der bis in die frühen 90er Jahre zur Band Milli Vanilli zählte. Zu seinen Aufttraggebern zählten auch Ray Horton, David Arnold (Rod Stewart, Tina Turner), die Nürnberger Symphoniker, Jazz-Musiker Torsten Goods, The Blues Brothers Show.Außerdem gründete er die Keller Mountain Blues Band.

Dozent an Musikschulen

Seit 2012 coacht er als Dozent an den Musikschulen in Forchheim und Ebermannstadt den Drummer-Nachwuchs. Einige seiner Schüler studieren heute selbst Musik und sind in professionellen Bands engagiert. Meister am Mischpult Doch jetzt will er sich ganz auf seine Karriere als DJ konzentrieren. Er gibt erste Übungsstunden in seinem Forchheimer Studio: Seine Kunden sind Heranwachsende, aber auch Erwachsene, die musikalische Energie auf dem Tanzboden schicken und die Hüften ihrer Zuhörer zum Schwingen bringen wollen. Sein jüngster Schüler ist elf Jahre alt, die älteren Mitte 40.

DJ wird erstmals Papa

Lorenz meint: „Für einen DJ ist es ganz wichtig, dass er sein Publikum lesen kann. Dass er weiß, was er machen kann, um die Leute auf die Tanzfläche zu bringen und jeder die Party mit einem glücklichen Gefühl verlässt.“ Bei ihm sei es besonders wichtig, dass es durch die Musik nie zu laut für Gespräche wird: „Der Equalizer und wenig Bass sind da extrem bedeutsam“, erklärt er. Deswegen rückt er zu einer Buchung auch mit seinem vollen Equipement an, bietet den vollen Service, verkabelt und stellt sogar die Band technisch ein.

Im Dezember hat Alexander Lorenz das nächste große Projekt: Er wird erstmals Papa. Mozart oder Heavy Metall spielt er den Bauch seiner Freundin aber dennoch nicht vor – soll ja die Kleinen schon früh prägen. „Für mein Kind hoffe ich, dass es die selbe Einstellung zur Musik hat wie für das Leben: Man muss offen sein für alles. Alles ausprobieren, allem eine Chance geben und dann entscheiden, ob man es gut findet.“