Hip-Hop-Beats im eigenen Tonstudio

Von Annika Braun
Edgar Geigert, Bujar Krasniqi und Sergius Stoll (von links nach rechts) in ihrem eigenen Tonstudio. In diesem schallisolierten Raum finden die Gesangsaufnahmen statt, die dann später bearbeitet werden. Das Mikrofon im Bild hat zirka 1000 Euro gekostet. ⋌Foto: Annika Braun Foto: red

Sie haben eine Vierzimmer-Wohnung gemietet und diese komplett in Eigenregie umgebaut und fertig ist es: das eigene Tonstudio. Über 10 000 Euro haben der Umbau und die Technik gekostet, aber das ist es den drei Pegnitzern von Ownstyle Records wert: Bujar Krasniqi (26), Sergius Stoll (28) und Edgar Geigert (27) produzieren Hip-Hop-Songs.

 
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Studiotechnik und Produktion – das alles haben sich die jungen Männer selbst beigebracht, der Rest ist Intuition Die drei jungen Männer haben vieles gemeinsam. Krasniqis Wurzel sind im Kosovo, Stoll und Geigert sind im Kindesalter aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Alle haben einen Migrationshintergrund. Seit der vierten Klasse kennen sich die drei. Und den gleichen Musikgeschmack hatten sie von klein auf: Hip-Hop.

Aus Musikerfamilien

Dazu kommt, dass sie aus Musikerfamilien stammen und somit Musik quasi im Blut haben. Der Plan, gemeinsam Musik zu produzieren, war früh geboren, der Traum, davon irgendwann leben zu können, ebenfalls. Momentan ist das Komponieren aber nur ein teures Hobby, denn die Pegnitzer arbeiten im Schichtdienst in der Industrie. Viel Zeit für das Verfassen von Rap-Texten und die Aufnahme bleibt da nicht, aber jede freie Minute wird genutzt.

30 Songs komponiert

„Sergius und ich schreiben unsere Raps daheim, Bujar hat uns davor schon die Beats produziert, auf die wir dann die Texte komponieren“, sagt Edgar Geigert. Knapp einen Monat dauert es dann im Schnitt, bis der Song fertig ist, insgesamt haben Ownstyle Records schon dreißig Songs komponiert und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Kooperationen mit anderen Rappern seien schwierig, da man oft unterschiedliche Vorstellungen von einem Song habe. Verkauft haben sie die Lieder nicht, und das steht auch in naher Zukunft nicht an.

Einen eigenen Stil

„Wir wollen Musik produzieren für das Internet und für Leute, die Lust auf deutschen Hip-Hop haben. Wir wollen was Eigenes kreieren, einen eigenen Stil haben und uns nichts von irgendwelchen Rappern abschauen, deswegen auch unser Name Ownstyle Records“, sagt Geigert. In der deutschen Rap-Szene werde viel in einem Mix aus der Herkunftssprache und anderen Sprachen geschrieben, das wollen sie anders machen. Knapp 1000 Follower haben sie schon, das Feedback auf die Musik sei überwiegend positiv.

25 Stunden pro Woche

„Wir haben eigentlich noch keinen gehört, der gesagt hat, dass er die Songs schlecht findet“, sagt Krasniqi. Das motiviert die drei, weiterzumachen. Auch wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt, bis zu 25 Stunden pro Woche sitzen die drei im Studio. In dem Studio, das sie in Eigenregie ein Jahr lang aufgebaut haben – in einer ehemaligen Vier-Zimmerwohnung am Stadtrand von Pegnitz. „Ich kannte den Vermieter der Wohnung, und als die frei wurde, haben wir den Zuschlag bekommen. Wir hatten vorher schon einiges an Equipment in einem kleinen Studio im Haus, aber das hier ist etwas ganz anderes“, sagt Sergius Stoll.

Stolls Künstlername ist „Cyris“

5000 Euro haben sie aus der eigenen Tasche finanziert, für Mikrofon, Computerprogramme, Keyboard, Kompressor und Audio-Interface-Gerät. Weitere 5000 für das Drumherum: Die Wände im Raum mit dem Mikrofon sind schalldicht gemacht worden, damit die Akustik besser ist. Für den besseren Blickkontakt gibt es zum Studio-Raum eine große Glasscheibe. Alles sieht sehr professionell aus und auch die Videos zu ihren Songs lassen Ownstyle Records nun extern produzieren. „Es wurde einfach mit der Zeit zu viel Arbeit. Entweder wir drehen hier Landschaftsaufnahmen oder wir gehen in die Großstadt, zum Beispiel nach Nürnberg“, meint Stoll. Sein Künstlername ist „Cyris“, Krasniqi heißt „Kay-D“ und Geigert „Friko“.

Leben in Armut

Die Songs handeln von Alltagssituationen und Dingen, die sie beschäftigen – alles kommt aus dem Bauch heraus. Die Lieder können von Partys handeln, aber auch von einem Leben in Armut, das sie in der Kindheit erlebt haben. Laute und vom Bass dominierte Passagen gibt es genauso wie melodische Momente. Vieles ist im Gangster-Rap-Stil. Neben den Rap-Parts singen Stoll und Geigert auch in den Refrains, Unterricht hatten sie nie. „Wir haben von klein auf jeden Tag-Hip Hop gehört. Irgendwann weißt du, wie es funktioniert.

Gespür für Musik

Wie ein Song aufgebaut ist, was sich gut anhört. Da muss man einfach rumprobieren“, sagt Stoll. Krasniqi, der die Beats produziert und abmischt, hat sich alles autodidaktisch draufgeschafft. „Ich habe mir Bedienungsanleitungen durchgelesen und im Internet recherchiert, somit die Studiotechnik kapiert, und alles Weitere hast du im Gefühl. Da muss man schon Talent mitbringen, das ist klar.

Das Gespür für Musik kann man nicht erlernen, das kommt von allein“, so der 26-Jährige. Das musikalische Talent liege bei ihm und seinen Bandkollegen in der Familie. Das große Ziel ist es, irgendwann von der Musik leben zu können. Aber dafür müssten Ownstyle Records ihre Songs verkaufen. „Uns selbst zu pushen und zu promoten, das ist nicht so unsere Stärke“, sagt Stoll selbstkritisch. „Aber es kommt alles, wie es kommen soll.“ Bis dahin werden sie weiter in die Hip-Hop-Produktion investieren und Songs schreiben. „Andere kaufen sich von ihrem Gehalt teure Autos, wir machen Musik. Es ist unsere große Leidenschaft“, so Edgar Geigert.

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