Himmelkron: Autohof wird wiederbelebt

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Im Restaurant eine Auszeit nehmen: Für Vielreisende und Einheimische soll das neue Gastronomieangebot am Shell-Autohof zum Anlaufpunkt werden. Das Regensburger Unternehmen Euro Rastpark eröffnete dort seinen 18. Standort. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Himmelkroner Kommunalpolitiker sind erleichtert: Mit der Euro Rastpark GmbH & Co. KG scheint sich ein langfristiger, professioneller Betreiber des einst insolventen Autohofs gefunden zu haben. An ihrem 18. Standort investiert die Gruppe in die Wiederbelebung des Himmelkroner Autohofs einen Betrag von rund 1,5 Millionen Euro.

 
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Das sagte Geschäftsführer Johannes Witt am Dienstag im Gespräch mit dem Kurier, das an die Tankstelle und das Geschäft angrenzende neue Restaurant vorgestellt wurde. "Wir wollen nicht zu groß planen", sagte Witt über die Philosophie des Unternehmens. "Lieber lassen wir etwas brach liegen, als dass wir es nur schlecht bewirtschaften."

"Viele Klippen waren zu umschiffen"

Bis jetzt hat es sich als Glücksfall erwiesen, dass Insolvenzverwalter Holger Christian Buehler im Juni 2013 Kontakt zu Euro Rastpark aufgenommen hat. Für Euro Rastpark sei das Vorhaben nicht problemlos zu verwirklichen gewesen, räumte Witt ein. "Wir hatten viele Klippen zu umschiffen, bis wir mit der Revitalisierung des Autohofs überhaupt beginnen konnten." 

Flüchtlinge hätten Pläne platzen lassen

Eine dieser Hürden sei der Vorschlag der Regierung von Oberfranken gewesen, in dem zum Autohof gehörenden leerstehenden Galerie-Hotel eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge einzurichten. "Das hätte unser Projekt beendet", sagte Witt. Eine andere Schwierigkeit, die es zu überwinden galt, sei das Erbbaurecht gewesen, das zu dem Grundstück der evangelischen Pfründestiftung gehört. Euro Rastpark wollte das nicht ohne Erbbaurecht übernehmen. Hinzu kam: "Die Bausubstanz war anders als erwartet." So sei kein Fundament vorhanden gewesen, der Untergrund sei lediglich aufgeständert worden.

Ohne viele zuverlässige Partner wäre das Projekt kaum zu stemmen gewesen, so Witt. Dazu zählte der Geschäftsführer die Mineralölgesellschaft Shell, mit der Euro Rastpark bereits zehn Autohöfe betreibt. Bei den baurechtlichen Genehmigungen hätten sich die kurzen Wege zwischen Landkreis und Gemeinde ausgezahlt. "Es gibt Standorte, da erleben wir genau das Gegenteil", sagte Witt und lobte die 3500-Einwohner-Gemeinde, in der 2500 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze angeboten würden.

Auszeit für Vielreisende

Das Raumkonzept, das die Gruppe für ihren Gastronomiebetrieb wählte, trägt den Titel "Auszeit". Dabei sei der erste Kunde der Lkw-Fahrer: Um sicher weiterzufahren, könne er hier eine Pause einlegen. Handlungsreisende und Familien sollen sich ebenfalls von dem modernen, zugleich rustikal anmutenden Ambiente angezogen fühlen.

Rund um die Uhr geöffnet

Mit Betreiber Thomas Kreutzmann wurde ein Joint Venture gegründet, um den Autohof langfristig zu entwickeln. "Wir wollen auch den Einheimischen ein sehr gutes Lokal anbieten, in dem sie essen gehen können", sagte Kreutzmann. Der Betrieb werde 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche geöffnet sein. Bereits jetzt würden die Absatzzahlen zeigen, dass die Richtung stimme. Das Ziel ist mit 800 bis 1000 Kundenkontakten täglich hoch gesteckt.

Kreutzmann hält die Zahlen durchaus für realistisch und setzt auf Busreisende, die in der Gastronomie einen Zuwachs bringen sollen. Hinter dem Speiseraum sei ein Konferenzraum geplant. Die Räume des ehemaligen Diners sollen nur noch als Lagerräume genutzt werden. Die Spielothek bleibe bestehen, da hierfür noch Pachtverträge gelten.

Übernachten im Hotel oder Boardinghouse

In dem früheren Hotel planen die neuen Eigentümer einen Drei-Sterne-Übernachtungsbetrieb mit Boardinghouse. Hier können Studenten und Monteure längerfristig Zimmer mieten. 30 Betten stehen dafür bereit. Daneben sollen 60 Betten im Hotel angeboten werden. Als ärgerlich empfindet Witt die beiden Einbrüche in das leerstehende, aber noch möbilierte Hotel. In „blinder Zerstörungswut“ sei die Einrichtung beschädigt worden. Im Aufzug hätten die Täter versucht, Feuer zu legen. Auf eine Brandschutztür sei geschossen worden. „Der Schaden war nicht ohne und liegt im sechsstelligen Bereich“, stellte Witt fest. Zur Abwehr weiterer Einbrecher sei eine Videoüberwachung installiert worden. Mit dem Umbau sei noch nicht begonnen worden.

Videoüberwachung soll für Sicherheit sorgen

Übrigens ist der Lkw-Parkplatz, der zwischenzeitlich von der Gemeinde betreut wurde, inzwischen ebenfalls videoüberwacht. Die Ein- und Ausfahrt über den kostenpflichtigen Stellplatz erfolgt über eine Schranke. Das Sicherheitskonzept setze bundesweit Maßstäbe, sagte Witt.

„Eine lange Periode der Unsicherheit geht zu Ende“, freute sich Bürgermeister Gerhard Schneider. „Hier sind Profis am Werk, die nicht nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung aus sind.“ Die Investoren entwickelten ein langfristiges Konzept mit Zukunft. Beim Bau der Zufahrt und des Gehwegs hätten beide Seiten gut zusammengearbeitet. Auch Landrat Klaus Peter Söllner lobte die „kluge, vorausschauende“ Planung der neuen Eigentümer an der strategisch günstigen Lage an der A 9 und der B 303. Der Landkreis wolle Entwicklung fördern und den Kommunen helfen, Chancen zu nutzen.

Hintergrund

Einen Service für Berufskraftfahrer bietet der Euro Rastpark: Lastzüge mit oft wertvoller Fracht werden überwacht. Das sogenannte Premium-Parken ist in Himmelkron bereits möglich. Eine optimale Ausleuchtung und Videoüberwachung der Stellplätze sowie die lückenlose Dokumentation aller Fahrzeug-Bewegungen an den Zu- und Ausfahrten sollen potenzielle Täter abschrecken. Dass das funktioniert, zeigten schon die ersten Erfahrungen mit dem nach Standards der Vereinigung Deutschen Autohöfe (VEDA) realisierten Modell an viel frequentierten Strecken. Mit zu den Tatort-Schwerpunkten beim europaweit zunehmenden Ladungsdiebstahl zählten die Hauptrouten Richtung Osteuropa. „Wir setzen nicht auf kostspielige Hochsicherheitszonen, sondern vor allem auf Abschreckung und Aufklärungshilfe“, erklärt Johannes Witt, Geschäftsführer der Euro Rastpark-Gruppe mit Hauptsitz in Regensburg. Vor krimineller Energie seien die 80 Lkw-Stellplätze am Euro Rastpark Himmelkron besser geschützt als die oft provisorischen Parkbuchten. Das gelte auch für die 140 Pkw-Parkplätze des Autohofs.

Die Euro Rastpark-Gruppe entwickelt seit Mitte der 80er Jahre erfolgreich private Autohöfe. Bislang wurden bundesweit 18 Rastanlagen an wichtigen Routen für Transport und Touristik eröffnet. Eichenzell an der  A 7/A 66 und Himmelkron an der A 9 sind die jüngsten Standorte. Die Euro Rastpark GmbH & Co. KG, die dieses Geschäftsmodell trägt, zählt wiederum zur Regensburger DV Immobilien Gruppe. Seit fünf Jahrzehnten konzipieren und betreiben die Immobilien-Entwickler Einkaufszentren, Business- und Rastparks.

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