Haushalte im Schuldenstrudel

Von Christopher Michael
 Foto: red

Immer weniger Firmen müssen in die Insolvenz. Dafür steigt die Zahl der überschuldeten Haushalte. Zinslose Ratenkredite verleiten zu Käufen, die es eigentlich nicht braucht.

 
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Die gute Konjunktur wirkt sich positiv auf die Unternehmen in Oberfranken aus. „Die Zahl der Insolvenzen geht seit 2009 kontinuierlich zurück“, sagt Norbert Ritter, Geschäftsführer der Creditreform Hof, und stützt sich dabei auf die jüngste Marktanalyse der Ratingagentur zu Ausfallraten in der deutschen Wirtschaft.

Kauf auf Pump fast überall möglich

Doch während die Unternehmen florieren und kaum mit Überschuldung und Insolvenz zu kämpfen haben, geraten gleichzeitig immer mehr Privatleute in die Schuldenspirale. „Das Risiko, sich zu verschulden, ist größer geworden“, weiß Ritter. Das liege unter anderem daran, dass es viel mehr Möglichkeiten gebe, im Internet einkaufen zu gehen. Und an den zahlreichen Angeboten für Null-Prozent-Finanzierungen: egal ob im Elektronikgeschäft, dem Möbelhaus oder beim Autoverkäufer. „Der Kauf auf Pump ist fast überall möglich“, kritisiert Ritter. „Es besteht die Gefahr, bei niedrigen Zinsen zu viele Produkte zu finanzieren.“

 Kaufen die Kunden hingegen auf Rechnung, trage der Händler das Risiko, ob der Kunde zahle. Vor Kurzem hat die Creditreform nun eine Firma übernommen, die den Internethändlern ein Stück weit Sicherheit beim Verkauf ihrer Waren geben soll. Mit einem Online-Bezahlsystem, das auf den Namen Crefopay getauft ist, und Ähnlichkeiten zu den Konkurrenten Paypal und Paydirekt aufweist, möchte das Finanzunternehmen nicht nur die Dienstleistung der Onlinezahlung übernehmen, sondern auch die Technik dahinter in eigener Hand behalten, wie Ritter sagt.

Folgen beim Rating

Da zahle sich auch die Erfahrung der Creditreform im Rating aus. Kunden mit schlechter Bonität würden beispielsweise bei der Auswahl der Zahlungsmodalitäten am Ende einer Bestellung bestimmte Optionen gar nicht angeboten, weil ihre Bewertung zu schlecht sei, erklärt der Finanzfachmann. „Dann wird ein Produkt eben erst nach Vorkasse versandt“, weiß Ritter. Die Gründe für schlechte Zahlungsmoral unterscheiden sich bei gewerblichen und privaten Kunden. Bei Privatkunden sei der Grund für den Zahlungsverzug häufiger Vorsatz als bei Unternehmen, schildert Ritter. Andere Gründe seien Überschuldung, Arbeitslosigkeit oder ein kurzfristiger, finanzieller Engpass. Dass eine Rechnung schlichtweg nur vergessen wird, komme nur sehr selten vor.

Bei Unternehmen sind die Gründe für mangelnde Zahlungsbereitschaft laut der Creditreform-Erhebung andere: schlechte Auftragslage, zu wenig Eigenkapital und die Ausnutzung von Lieferantenkrediten stehen an der Spitze der Gründe. Dennoch: „Die Stabilität des deutschen Unternehmenssektors hat zugenommen“, heißt es in der Studie. Lag die Wahrscheinlichkeit für Unternehmen, insolvent zu werden, 2015 noch bei 1,6 Prozent, sank diese Zahl im vergangenen Jahr auf 1,45 Prozent, was laut Erhebung etwa 40.000 Unternehmen entspricht. Firmen mit mehr als 20 Millionen Euro Jahresumsatz sind besonders selten von einer Pleite betroffen. 2016 lag das Ausfallrisiko bei Großunternehmen bei gerade einmal 0,49 Prozent.

 Besonders positiv: Nach Thüringen (1,14 Prozent) liegt Bayern mit 1,23 Prozent auf dem zweiten Platz. Nur etwas schlechter sah die Situation in Sachsen mit 1,36 Prozent aus. Schlusslicht bleibt Berlin mit 2,01 Prozent. 

Bayreuth eine der besten Regionen bundesweit

Eine der besten Regionen deutschlandweit ist Bayreuth, wie aus der
 Studie hervorgeht. Pro 10.000 Unternehmen gingen 2016 gerade einmal 67 in die Insolvenz (0,67 Prozent). Auch die Landkreise Kulmbach (0,70 Prozent), Kronach (0,72 Prozent) und Lichtenfels (0,81 Prozent) stehen gut da. Im Mittelfeld liegen Stadt und Landkreis Coburg mit 1,13 und 1,16 Prozent sowie die Landkreise Wunsiedel mit 1,24 Prozent und Hof mit 1,33 Prozent.

Schlusslicht in Oberfranken bleibt die Stadt Hof, in der das Risiko für Unternehmen, insolvent zu werden, mit 1,99 Prozent am höchsten war. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Stadt jedoch einen enormen Sprung nach oben gemacht – 2015 lag die Ausfallwahrscheinlichkeit noch bei 2,43 Prozent.