Harte Arbeit: Medi-Sieg in Bremerhaven

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Für die kleine Gruppe Bayreuther Schlachtenbummler hatte sich die 600 Kilometer weite Anreise an die Nordsee gelohnt. Sie feierten am Ende den ersten Bayreuther Sieg in Bremerhaven mit Bastian Doreth, Trey Lewis und Trainer Raoul Korner (von links). Foto: Alex Müller Foto: red

Zum ersten Mal seit dem Aufstieg im Jahr 2010 hat eine Bayreuther Mannschaft ein Bundesligaspiel in Bremerhaven gewonnen. Allerdings musste das Medi-Team bis in die Schlussphase hinein härter arbeiten, als es die Höhe des 80:69 (38:37)-Sieges vermuten lässt.

 
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Noch 1:48 Minuten vor dem Ende führten die Gäste lediglich mit 68:67. Zudem schied in diesem Moment durch das fünfte Foul von Assem Marei nach Andreas Seiferth auch der zweite Center mit dem fünften Foul aus. Mit dem Selbstvertrauen der vielen Erfolge in dieser Saison gingen die Bayreuther mit der Spannung aber abgeklärter um als die Gastgeber und leisteten sich bis zum Schluss keinen erfolglosen Angriff mehr. Entschieden war die Partie 34 Sekunden vor dem Ende, als Kyan Anderson unter dem Druck der 24-Sekunden-Uhr einen weiten und schwierigen Dreier zum 76:69 verwandelte. Damit krönte der Spielmacher auch seine überzeugende Gesamtleistung.

Beide Medi-Center ohne Wirkung

Auf anderen Positionen lief dagegen längst nicht alles nach den Bayreuther Vorstellungen. Vor allem von den erhofften Vorteilen unter den Körben war wenig zu sehen, weil die Center Andreas Seiferth und Assem Marei gleichermaßen unter ihren Möglichkeiten blieben. Einen Teil dieser Schwäche machte immerhin die gute Leistung von De’Mon Brooks wett.

Trey Lewis 36 Minuten lang ohne Punkt

Am empfindlichsten wurde das Medi-Konzept aber dadurch getroffen, dass Trey Lewis von der Bremerhavener Verteidigung so aus dem Spiel genommen wurde wie noch nie zuvor – zumindest beinahe. Nach 36 Minuten ohne Punkt und mit nur vier Wurfversuchen ließ es sich der Medi-Topscorer aber doch nicht nehmen, besonders wichtige Treffer zu erzielen: Sein Dreier zum 64:58 markierte 3:40 Minuten vor dem Ende die bis dahin höchste Führung, und sein Solo zum 68:65 trug wesentlich dazu bei, dass sie nie mehr verloren ging.

Einen Teil ihrer Probleme hatten sich die Gäste mit ihrem schwachen ersten Viertel eingehandelt. Nach dem 5:0-Start folgte ein 13:23-Rückstand (10.), weil die Medi-Verteidigung in der Zone oft schlecht aussah, wenn die Eisbären konsequent den Korb attackierten. Die Gäste hatten sogar ein wenig Glück, dass die Schiedsrichter den einen oder anderen Bremerhavener Treffer nach einem Foul nicht noch zählen ließen.

Dreier von Linhart und Bastian Doreth unmittelbar vor und nach der Pause hatten den Rückstand zwar schnell reduziert, aber mehr als ein ausgeglichenes Spiel gelang trotz der drei Dreier von Anderson zwischen der 15. und 18. Minute nicht. Im dritten Viertel wurde die vor allem auf Bremerhavener Seite sehr schnell geführte Partie plötzlich von den beiden Abwehrreihen dominiert. Die Folge waren steigende Fehlerquoten auf beiden Seiten und auch die eine oder andere wilde Aktion. Stets schien aber das Medi-Team noch die klarere Linie bewahren zu können, und das bestätigte sich dann auch in den Schlussminuten.

Einzelkritik

KYAN ANDERSON (25 Punkte / 32:45 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 4): Der Spielmacher als Problemlöser: Seine drei Dreier zwischen der 15. und 19. Minute setzten dem Rückstand nach dem ersten Viertel ein Ende, als im dritten Abschnitt spielerisch nicht viel gelang, zog er wirkungsvoll zum Korb, und sein schwieriger Dreier zum 76:69 markierte 34 Sekunden vor Schluss die Entscheidung (8/13 Würfe, 5/5 Freiwürfe).

NATE LINHART (23 / 35:12 / 10): Der Routinier kam nicht nur ohne die Unterstützung des angeschlagenen Robin Amaize aus, sondern machte auch noch den lange Zeit fehlenden Punktebeitrag von Lewis wett; startete gleich mit den ersten sieben Medi-Punkten und traf dann zuverlässig mit guter Wurfauswahl: 8/13 aus dem Feld, 4/4 Freiwürfe, dazu fünf Rebounds, drei Assists und eine schwierige Defensivaufgabe gegen Diggs.

Bastian Doreth (5 /27:45 / 4): Ganz wichtige Rolle, um die Schwierigkeiten von Lewis zu kompensieren – sicher nicht als Scorer (2/6 Würfe), aber mit solidem Aufbau (vier Assists bei zwei Ballverlusten) und guter Defensivarbeit gegen Karvel Anderson.

ANDREAS SEIFERTH (2 / 15:58 / 2): Harmlos im Vergleich zur Zweikampfstärke von Kamp und Physis von Austin: 1/3 Würfe, kein Freiwurf, nur ein Rebound; viertes und fünftes Foul innerhalb von 13 Sekunden (jeweils an Elliott 35.). TREY LEWIS (9 / 24:30 / 15): 36 Minuten lang zeichnete sich das schwächste Spiel des Medi-Topscorers ab: Null Punkte und drei Ballverluste verzeichnete er bis dahin gegen die aufmerksame Bewachung von Karvel Anderson und Diggs. Sein erster Korb per Dreier zum 64:58 war dann aber der wohl wichtigste des Spiels, und dann ließ er noch sechs weitere Punkte folgen (2/6 Würfe, 4/4 Freiwürfe).

Steve Wachalski (0 / 16:55 / 10): Solide Defensivarbeit gegen Elliott und sogar Kamp, aber in der Offensive gar kein Faktor (0/2 Würfe).

Moritz Trieb: Nicht eingesetzt.

DE’MON BROOKS (14 / 24:53 / 9): Anfangs mit Problemen in der Defensive, wenn Elliott nach außen auswich; dann aber zunehmend einer der verlässlichsten Faktoren auf beiden Seiten des Feldes: 6/8 Würfe, fünf Rebounds, vier Ballgewinne.

Marius Adler: Nicht eingesetzt.

Assem Marei (2 / 22:02 / 1): Weit davon entfernt, unter den Körben den gewohnten Impuls von der Bank zu geben; anfangs noch wie immer der gewohnte Kämpfer, der diesmal nur etwas Pech im Abschluss hatte, später aber verunsichert und mit zunehmender Fehlerquote (1/8 Würfe, kein Freiwurf, auch mit vier Rebounds unter seinen Möglichkeiten); zudem an den Schiedsrichtern verzweifelt: fünf Fouls (39.).

Statistik

Eisbären Bremerhaven: KA. ANDERSON (8 Punkte / 31:49 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -5), Schmitt (0 / 9:21 / 1), Cvetanovic, Breitlauch (0 / 4:50 /4), Bleck (6 / 14:35 / -21), HULLS (11 / 27:22 / -11), DIGGS (14 / 37:19 / -9), ELLIOTT (13 / 30:18 / -1), Wendt (0 / 4:20 / -6), Austin (7 / 17:44 / -14), KAMP (10 / 22:22 / 7), Meister; Feldwurfquote: 25/54 (46 Prozent), davon 8/22 Dreier (36 Prozent): Bleck (2/3), Elliott (2/4), Hulls (2/5), Anderson (2/6); Freiwürfe: 11/16 (69 Prozent); Rebounds: 24 defensiv, 12 offensiv (Elliott 8/2); Ballgewinne: 7 (Diggs 3); Ballverluste: 20 (Diggs 6); Assists: 18 (Diggs 5); Effektivität: 82 (Elliott 23, Diggs 17, Kamp 12, Hulls 11).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 28/59 (47,5 Prozent), davon 10/20 Dreier (50 Prozent): Anderson (4/6), Linhart (3/5), Brooks (1/2), Lewis (1/2), Doreth (1/4); Freiwürfe: 14/14 (100 Prozent); Rebounds: 20 defensiv, 6 offensiv (Brooks 3/2, Linhart 4/1); Ballgewinne: 13 (Doreth 4); Ballverluste: 12 (Lewis 3); Assists: 13 (Doreth 4); Effektivität: 88 (Anderson 25, Linhart 25, Brooks 23).

SR: Fritz, Kovacevic, Oruzgani; Zuschauer: 2350.

Stationen: 0:5 (1.), 15:9 (5.), 15:13 (6.), 23:13 (10.), 23:16 (1. Viertel), 27:27 (16.), 34:29 (18.), 34:36 (19.), 37:38 (Halbzeit), 39:42 (32.), 44:42 (26.), 46:52 (28.), 50:52 (3. Viertel), 55:54 (33.), 58:64 (37.), 65:66 (38.), 67:68 (39.), 69:80 (Ende).

Stimmen zum Spiel

Raoul Korner (Trainer Bayreuth): „Das war der Kampf, auf den wir uns im Vorfeld eingestellt hatten. Bremerhaven hat uns alles abverlangt in einem Spiel, in das wir sehr holprig gestartet sind. Im ersten Viertel haben wir defensiv massive Fehler gemacht. Wir haben uns dann aber mit zunehmendem Spielverlauf buchstäblich in die Partie hineingebissen. Ein wichtiger Schlüssel zu diesem hart erkämpften Sieg waren sicher die 20 Ballverluste der Eisbären. Mit unserer Reboundarbeit bin ich hingegen nicht zufrieden.“

Sebastian Machowski (Trainer Bremerhaven): „Mein Team hat alles in die Waagschale geworfen. Leider konnten wir uns nicht mit einem Sieg belohnen. Wir haben nach dem dritten Viertel verschiedene Dinge nicht richtig gemacht und zu viele Freiwürfe und offene Würfe liegen lassen. In einem so engen Spiel ist das ein entscheidender Faktor. Das Endergebnis mit elf Punkten Unterschied spiegelt nicht den wahren Spielverlauf wider. Unter dem Strich kann man sagen, dass wir gegen ein Spitzenteam an Erfahrung gewonnen und viele Dinge besser gemacht haben als zuletzt.“

Kyan Anderson (Topscorer des Medi-Teams): „Es war so hart wie erwartet. Entscheidend war, dass wir in der zweiten Halbzeit besser und aggressiver verteidigt haben.“

Bastian Doreth (Kapitän des Medi-Teams): „Wir wussten, dass Bremerhaven gegen gute Mannschaften immer gut spielt, vor allem daheim. Deswegen bin ich stolz darauf, wie wir das am Ende gelöst haben. Kyan Anderson und Nate Linhart waren fantastisch. Wir müssen aber sehen, dass wir die Großen wieder besser ins Spiel bekommen.“

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