Handwerk: Auftragsbücher randvoll

Von Elmar Schatz
Die meisten Handwerker haben derzeit alle Hände voll zu tun. Foto: Maja Hitij/dpa Foto: red

Die Handwerker haben alle Hände voll zu tun, um die gegenwärtige Auftragsflut zu bewältigen. Das gilt auch für sehr viele oberfränkische Betriebe. Die gute Stimmung im Handwerk hält unvermindert an.

 
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Die Rekordbeschäftigung und ausgabefreudige Verbraucher verbessern die ohnehin gute Geschäftstätigkeit der Handwerksbetriebe noch einmal. Das geht aus dem Konjunkturbericht des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) zum dritten Quartal hervor.

Kapazitätsauslastung bei bis zu 90 Prozent

Für Oberfranken erklärte der Geschäftsführer der Handwerkskammer in Bayreuth, Rainer Beck, unserer Zeitung: „Die Auftragsbücher der oberfränkischen Handwerker sind randvoll.“ Wer jetzt einen Auftrag erteile, dürfe oft kaum damit rechnen, dass dieser noch bis zum Ende des Jahres ausgeführt wird. „Die Kapazitätsauslastung der Handwerksbetriebe liegt aktuell bei 80 Prozent, im Ausbaugewerbe sogar 90 Prozent.“ Allerdings würden zum Beispiel Arbeiten an Heizungen im Winter auch kurzfristig erledigt.

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Die Handwerkskammer sieht gegenwärtig eine sehr gute Konjunktur, die wohl bis ins nächste Jahr hinein anhalten werde. Jedenfalls wollten kaum Betriebe in den nächsten Monaten Personal reduzieren, sagte Beck. Im Gegenteil: „Händeringend – um in der Sprache des Handwerks zum bleiben – suchen Betriebe vielmehr nach Fachkräften.“

Suche nach Fachkräften und Nachwuchs

Die Betriebe engagierten sich sehr stark in der Ausbildung. „Die andere Seite der Medaille ist: Wir brauchen auch die Jugendlichen dazu.“ Mittlerweile setze sich aber erfreulicherweise allmählich ein Sinneswandel durch. Junge Leute kämen zu der Einsicht, sich im Handwerk eine Lehrstelle zu suchen, statt an der Uni zu sitzen.

Handwerker gehen an Schulen, um Nachwuchs zu gewinnen, erklärte Beck. Der beruflichen Ausbildung werde wieder ein höherer Stellenwert beigemessen. Die Meisterausbildung sei gleichwertig mit einem Bachelor-Abschluss. Derzeit sind bei der Handwerkskammer noch rund 500 offene Lehrstellen gemeldet. In Zukunft seien die Perspektiven noch besser wegen der Digitalisierung mit Smart-Home, E-Mobilität oder 3-D-Druck.

Kräftige Konjunktur

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke ergänzte, 58 Prozent der Betriebsinhaber seien sehr zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. „Im Handwerk läuft es richtig rund: Steigende Umsätze, dicke Auftragspolster, deutlich mehr Neueinstellungen und - besonders erfreulich - mehr neue Ausbildungsverträge sowie zunehmend kräftige Investitionen prägen derzeit das Konjunkturbild“, sagte Schwannecke.

IG Metall: Oft wird kein Tariflohn gezahlt

IG-Metall-Vorstandsmitglied Ralf Kutzner erklärte ebenfalls, die Unternehmen hätten oft Probleme, geeignetes Personal zu finden: „80 Prozent der Handwerksbetriebe klagen über einen Mangel an Fachkräften.“ Dieser Fachkräftemangel sei jedoch hausgemacht. Zwei Drittel der ausgebildeten Gesellinnen und Gesellen kehrten nach ihrer Ausbildung dem Handwerk den Rücken. Das Handwerk habe an Attraktivität verloren, weil sich etliche Branchen weigerten, Tariflöhne zu zahlen. Mit höherer Tarifbindung, guten Arbeitsbedingungen, Beteiligung sowie Fort- und Weiterbildung könnte sich die Branche im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter besser behaupten, argumentierte Kutzner.

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