Echte Privatbahn
Mit dem neuen alleinigen Anteilseigner INPP sei Benex eine „echte Privatbahn“, betont Vulpius. Damit grenzt sich der Benex-Chef von vielen Mitbewerbern auf dem deutschen Schienennahverkehrsmarkt ab. „Hinter fast allen Anbietern stehen ausländische Staatsbahnen“, sagt Vulpius. Als Beispiele nennt er die Länderbahn unter dem Dach von Netinera, die mehrheitlich der italienischen Staatsbahn gehöre, und die in mehreren Bundesländern beauftragte Abellio, hinter der die niederländische Bahn stehe.
Die Fahrgäste in den Agilis-Zügen werden wohl – wie die Erfahrung zeigt – kaum etwas von den Veränderungen bei den Mehrheitsverhältnissen in der Benex-Gruppe mitbekommen. Das zeigte sich auch beim dreimaligen Eigentümerwechsel der Länderbahn samt Regental- und Vogtlandbahn. Diese gehörte mehrheitlich zunächst dem Freistaat Bayern, der sie an den britischen Verkehrskonzern Arriva verkaufte.
Verstärkte Beteiligung an Wettbewerben
Nach der Übernahme von Arriva durch die Deutsche Bahn musste die DB die deutschen Anteile weiterverkaufen, die jetzt unter dem Konzernnamen Netinera der italienischen Staatsbahn und dem französisch-luxemburgischen Cube-Fonds gehören. Die offensichtlichste Veränderung war das Aufkleben und Entfernen des Schriftzuges „Arriva“ auf den Loks, Waggons und Triebzügen.
Durch die neuen Mehrheitsverhältnisse bei Agilis und dem Mutterkonzern Benex erwarten Branchenbeobachter eine verstärkte Beteiligung am Wettbewerb nicht nur in Deutschland, sondern auch im benachbarten Ausland.
So hatte sich Agilis nicht an der Ausschreibung für den Personenverkehr auf der im Dezember 2015 eröffneten internationalen Bahnlinie Hof-Asch-Cheb (Eger) beteiligt. Dazu hätte der Hamburger Senat erst in einem Grundsatzbeschluss entscheiden müssen, dass sich die HHA mit ihren Benex-Tochtergesellschaften auch außerhalb von Deutschland für SPNV-Leistungen bewerben darf.