Gymnasium Baumeister kleiner Sachen

Von Klaus Trenz
Die Schulleiterin des Gymnasiums, Annett Becker, holte zusammen mit dem Elternbeirat einen Professor und Forscher auf das rote Sofa: André Gröschel, Abiturjahrgang 2001. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

André Gröschel ist so ein Typ, bei dem man sich gut vorstellen kann, ihn abends zufällig in einer Kneipe zu treffen. Mit ihm ein Bier zu trinken und sich mit ihm ungezwungen, aber gepflegt über die Nebensachen dieser Welt zu unterhalten.

 
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PEGNITZ.

Am Freitag nahm Gröschel auf dem roten Sofa des Gymnasiums Pegnitz Platz. Einer mehr, der in dieser Veranstaltungsreihe über seinen Werdegang nach seinem Abitur berichtet, weil sie beispielsweise einen außergewöhnlichen Beruf ergriffen haben. Außergewöhnlich ist Gröschel zunächst einmal selbst. In nur kurzer Zeit macht er das Klischee vom wirren, weltfremden und leicht abgehobenen Professor zu dem was es ist: eine eingefahrene Vorstellung – eine Schablone. Vor 30 Zuhörern präsentiert sich ein noch sehr jugendlich wirkender Mann, der bodenständig geblieben ist, humorvoll von seiner Arbeit berichtet und in der Lage ist, zu erklären, was denn so ein Professor an einer Uni tut, ohne sich in Details zu verzetteln. In seinem Vortrag: „Von Pegnitz in die Welt: Das Leben und Arbeiten als Forscher.“

Studium ja oder nein?

2001 hat Gröschel das Abitur gemacht und stand wie fast jeder Abiturient vor der Frage: „Studium ja oder nein? Wenn ja, welcher Studiengang und wohin?“ Gröschel entschied sich noch nicht in die weite Welt zu ziehen und im kaum 30 Kilometer entfernten Bayreuth Polymer- und Kolloidchemie zu studieren, sich den Naturwissenschaften zu widmen. Dann folgte die Doktorarbeit. 2012 hatte Gröschel einen Doktortitel vor dem Namen. Danach ging es ins Ausland. Er arbeitete zwei Jahre lang in der Abteilung für angewandte Physik an der Aalto University in Aalto, Finnland. „Ich habe dort viel gelernt für mich selber“, sagt Gröschel, wobei er nicht nur die Forschung meint, sondern auch was das Zwischenmenschliche angeht. Gröschel schwärmt förmlich von Finnland und den dort lebenden Menschen. 2016 ging er dann nach Duisburg als Juniorprofessor. Dort forscht er neben seiner Lehrtätigkeit an der Herstellung programmierbarer Polymere – dem chemischen Stoff, der aus Makromolekülen besteht und zum Beispiel Hauptkomponente jeder Art von Plastik ist, unter anderem in der Nanomedizin eine immer größer werdende Rolle spielen oder für eine moderne Batterietechnik unverzichtbar sind. Gröschel hat es also mit Materie zu tun, die mehrere tausend mal kleiner ist als ein menschliches Haar. Er ist ein Baumeister von kleinsten Teilchen, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen sollen: „Man kann viel machen mit den Polymeren, nicht nur Plastiktüten“, so Gröschel.

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