Zimmermeister Stenglein Über die Herausforderungen für das Handwerk

Von Stefan Linß

SCHMEILSDORF /KULMBACH. Im Jahr seines Dreifach-Jubiläums nimmt sich Günther Stenglein die Zeit für eine kleine Bilanz. "Ich würde rückblickend nichts anders machen. Ich bin glücklich und zufrieden", sagt der Schmeilsdorfer Zimmermeister und Kulmbacher Kreishandwerksmeister im Gespräch mit dem Kurier. Am Josefstag, dem Tag des Schutzpatrons der Zimmerleute, wurde er heuer 60 Jahre alt.

 
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30 Jahre ist es her, dass er von seinem Vater den Familienbetrieb, die Zimmerei Stenglein, übernommen hat. Und vor 20 Jahren kam die Kulmbacher Firma Eber Bedachungen dazu. Dass sich die Welt immer schneller dreht, macht Stenglein keine Angst.

Mit Dächern aufrichten ist es längst nicht mehr getan

Alles ist vernetzt. Der technische Fortschritt erfasst alle Bereiche und damit selbstverständlich auch das Handwerk. So ganz neu ist die Digitalisierung für den Schmeilsdorfer jedoch nicht. "Mit Computern arbeiten wir seit 1988", sagt Stenglein. Die Entwicklung war immens. In den Anfängen gab es die Datensicherung über die Floppy Disk und eine Rechnerkapazität, die heute wie ein Witz klingt.

Dass sich die Zeiten ändern, damit hat der Zimmermeister kein Problem. Alleine mit Dächern aufrichten ist es längst nicht mehr getan. "Wir erschließen uns immer neue Geschäftsfelder. Das ist heute für uns selbstverständlich", erklärt der Firmenchef. "Es ist einfach eine Menge Dynamik drin", sagt er. Vielseitigkeit sei stärker gefragt und ebenso Kreativität.

Stenglein beschäftigt 42 Mitarbeiter

Das trifft auch auf die Nachwuchsgewinnung zu. Prinzipiell ist es im Handwerk nicht einfach, Lehrlinge zu finden. Besonders das oberfränkische Baugewerbe und das Lebensmittelhandwerk hat nach Auskunft der Handwerkskammer Probleme, offene Lehrstellen zu besetzen.

Günther Stenglein befindet sich in der glücklichen Lage, sieben Azubis im eigenen Betrieb ausbilden zu dürfen - fünf Zimmerer, einen Flaschner und einen Dachdecker. Insgesamt beschäftigen die Zimmerei Stenglein und Eber Bedachungen 42 Mitarbeiter. "Derzeit stehen die Signale auf Grün", sagt der Inhaber. Die Zahl der Bewerbungen steigt an. Auch Abiturienten entscheiden sich immer häufiger für eine Karriere im Handwerk.

Stenglein betont die Attraktivität der Handwerksberufe

Den Trend nach oben bestätigt die Handwerkskammer für Oberfranken. Zum Start in das neue Ausbildungsjahr vor wenigen Tagen sind im gesamten Regierungsbezirk 1830 neue Lehrverträge abgeschlossen worden. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem leichten Plus von 0,44 Prozent. Damit falle der Anstieg zwar geringer aus als in den Vorjahren, erklärt die Handwerkskammer. Aber die Tendenz setzt sich fort. 2016 waren die Ausbildungszahlen erstmals seit zehn Jahren wieder angestiegen.

Dass die Zahl der Azubis im Handwerk nach oben klettert, habe möglicherweise mit dem Imagewandel zu tun, der aktuell stattfindet. Die Handwerkskammer macht mit Kampagnen auf die eigene Branche aufmerksam, um Nachwuchs zu gewinnen. Günther Stenglein betont die Attraktivität der Handwerksberufe. Dass sie viel draußen sind und körperlich arbeiten, das trifft auf die Zimmerleute damals wie heute zu. Aber es gibt technische Hilfsmittel, die zur Zeit von Johann Georg Stenglein, der den Familienbetrieb 1774 gegründet hat, undenkbar schienen.

"Mit 60 kann man langsam auf die Übergabe zuarbeiten"

Die Familientradition soll weitergehen, das ist der Wunsch von Günther Stenglein zum diesjährigen Dreifach-Jubiläum. 1988 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen. Als designierter Nachfolger steht Günther Stengleins Sohn Andreas bereit. Er ist gelernter Zimmerer und Holzbauingenieur und will den Betrieb in die nächste Generation führen.

Wann es soweit ist, dafür gibt es noch keinen festen Termin. "Mit 60 kann man langsam auf die Übergabe zuarbeiten", sagt Günther Stenglein. "In den nächsten Jahren denke ich daran, allmählich Abstand zu gewinnen und eine saubere Übergabe hinzukriegen."

Er weiß, dass es im Handwerk auch anders laufen kann. Denn einige seiner Kollegen haben ein massives Problem, einen Nachfolger für ihr Unternehmen zu finden.

Die Zimmerei Stenglein

Seit 1774 ist die Zimmerei Stenglein aus dem Mainleuser Ortsteil Schmeilsdorf in Familienbesitz. Johann Georg Stenglein hat den Betrieb damals gegründet. Der heutige Inhaber Günther Stenglein übernahm das Unternehmen 1988 von Vater Karl. 1998 hat er zudem die Kulmbacher Firma Eber Bedachungen erworben. Mit Andreas Stenglein steht die nächste Generation bereit, um die Betriebe in die Zukunft zu führen.

42 Mitarbeiter sind aktuell in der Zimmerei Stenglein und bei Eber Bedachungen beschäftigt. Darunter sind sieben Auszubildende, fünf Meister, ein Diplom-Ingenieur (FH) der Architektur und ein Holzbauingenieur.

Private Wohnhäuser aus Holz gehören zum Repertoire der beiden Unternehmen - die Mitarbeiter kümmern sich um den Bau, Umbau und Anbau. Die Zimmerleute errichten auch Industriegebäude und sanieren Kirchen sowie regelmäßig das Kulmbacher Wahrzeichen, die Plassenburg.

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