Beckstein und Reformation Das Thema seines Lebens

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PEGNITZ/LINDENHARDT. Christ und Politik – ein spannendes Thema. „Es ist das Thema meines Lebens“, sagt Günther Beckstein, der von 1974 bis 2013 dem Bayerischen Landtag für die CSU angehörte. Am Mittwoch, 31. Oktober, hält er dazu bei der zentralen Reformationsfeier des Dekanates Pegnitz den Festvortrag.

 
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„Ich bin stark geprägt durch mein Engagement beim CVJM früher, durch meine Mitgliedschaft bei der EKD- und bei der Landessynode“, sagt Beckstein auf Kurier-Nachfrage. Im Zusammenhang mit seiner politischen Arbeit als Innenminister und Ministerpräsident sei das oft sehr spannungsreich gewesen.

Ethische Verantwortung

Der Christ wolle gesinnungsethisch leben. Das heißt, nach dem Motto „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. „Als Christ habe ich Mitleid, als Politiker muss ich ethische Verantwortung übernehmen“, so Beckstein. Das bedeute, als Innenminister auch mal harte Entscheidungen durchsetzen zu müssen, zum Beispiel einen Schießbefehl zu geben oder Asylbewerber auszuweisen.

Das sei für einen Politiker oft eine Belastung, gerade auch, wenn er in seiner kirchlichen Rolle mit dem Bischof rede. Er selber habe häufig versucht, beispielsweise beim Thema Kirchenasyl, viel über Härtefallkommissionen zu regeln. „Man muss da seinen Weg finden, um die richtige Entscheidung zu treffen“, sagt Beckstein.

Christ und Politik

Bei dem Thema „Christ und Politik“ stünden sich Gott und Mensch gegenüber, so der ehemalige Ministerpräsident. Der Kirche empfehle er das persönliche Verhältnis zu Gott. Bei der Politik gehe es meist nur um die Menschen untereinander. Man könne sich nicht mit ewigen Wahrheiten beschäftigen, sondern stehe vor der Aufgabe, die Welt zu gestalten. „Bei Äußerungen der Politik sind aber oft unterschiedliche Entscheidungen möglich“, hat er die Erfahrung gemacht.

Stichpunkte gesammelt

Hat er seine Rede schon fertig geschrieben, fällt sie nach der Landtagswahl vergangene Woche anders aus, als vorher? „Nein, ich habe sie noch nicht geschrieben, aber eine Stichpunktsammlung“, sagt Beckstein. Grundsätzlich könne er zum Wahlergebnis sagen, dass die CSU noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen sei. „Ich habe bei 43 Prozent damals aufgehört, Ministerpräsident Markus Söder hatte jetzt 37 Prozent“, sagt er. Damit sei für ihn eine stabile Regierung in einer Koalition mit den Freien Wählern durchaus möglich. „Die Unterschiede zwischen uns sind nicht so groß“, so Beckstein. Aber nein, das Wahlergebnis habe keinen Einfluss auf seine geplante Rede. Er hätte weder vor der Wahl noch jetzt danach eine Wahlkampfrede gehalten. „Ich rede ja bei der Kirche“, betont er.

Entwicklung zur Demokratie

Grundsätzlich gehe es um eine Standortbestimmung. Seit dem Reformationsjubiläum, das man im vergangenen Jahr feierte, habe der Reformationstag eine neue Bedeutung erfahren. „Die Veranstaltungen, Reden und Gottesdienste zum Jubiläum waren weitaus stärker besucht, als wir im Vorfeld vermutet hatten“, so Beckstein. Die Reformation habe die Entwicklung für die Demokratie und Gewissensfreiheit gelegt, ist seine Ansicht.

Faszinierende Persönlichkeit

Für ihn persönlich sei Martin Luther eine faszinierende Persönlichkeit einerseits. Andererseits habe er auch schwere Fehler gemacht und sei durchaus kritisch zu betrachten. Beckstein nennt Luthers Herziehen über die Juden und sein Anhalten zum Hexenglauben. „Wir haben ihm viel zu verdanken, aber es war auch vieles fragwürdig“, sagt Beckstein. Was er als besonders positiv aber sieht, ist die Entwicklung der Ökumene gerade in den vergangenen Jahren. Früher seien die Gegensätze zwischen katholischer und evangelischer Kirche wesentlich massiver gewesen. „Einen positiven Einfluss kann die Kirche aber nur nehmen, wenn eine gute Ökumene vorhanden ist und sie nicht gegeneinander arbeitet“, so Beckstein.

Info:

Günther Beckstein (74) wurde in Hersbruck geboren. Dem bayerischen Landtag gehörte er von 1974 bis 2013 an. Von 1993 bis 2007 war er Bayerischer Staatsminister des Innern und von 2007 bis 2008 Bayerischer Ministerpräsident.

Die zentrale Reformationsfeier des Dekanates Pegnitz findet am Mittwoch, 31. Oktober, um 19.30 Uhr in der St.-Michaels-Kirche in Lindenhardt statt. Es werden die vereinigten Kirchen- und Posaunenchöre sowie die Kantorei auftreten. Im Anschluss des Gottesdienstes ist ein Empfang im Gemeindehaus geplant.

Die Wahl auf Lindenhardt sei gefallen, „weil wir da schon lange nicht mehr waren“, sagt Dekan Gerhard Schoenauer. Näher kennengelernt hat er Günther Beckstein bei seiner Tätigkeit mal in Nürnberg, als dort seine Frau mit dem Politiker in der Konfirmandenarbeit zu tun gehabt habe. „Nein, was Günther Beckstein sagen wird, weiß ich nicht, lasse mich überraschen“, sagt Dekan Schoenauer. Er habe schon Fastenpredigten von Beckstein gehört und die seien auch ohne parteipolitische Färbung gewesen. Den Reformationstag bezeichnet der Dekan als ein Besinnen auf die evangelischen Wurzeln, das Profil der Kirche.

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