Entwicklung zur Demokratie
Grundsätzlich gehe es um eine Standortbestimmung. Seit dem Reformationsjubiläum, das man im vergangenen Jahr feierte, habe der Reformationstag eine neue Bedeutung erfahren. „Die Veranstaltungen, Reden und Gottesdienste zum Jubiläum waren weitaus stärker besucht, als wir im Vorfeld vermutet hatten“, so Beckstein. Die Reformation habe die Entwicklung für die Demokratie und Gewissensfreiheit gelegt, ist seine Ansicht.
Faszinierende Persönlichkeit
Für ihn persönlich sei Martin Luther eine faszinierende Persönlichkeit einerseits. Andererseits habe er auch schwere Fehler gemacht und sei durchaus kritisch zu betrachten. Beckstein nennt Luthers Herziehen über die Juden und sein Anhalten zum Hexenglauben. „Wir haben ihm viel zu verdanken, aber es war auch vieles fragwürdig“, sagt Beckstein. Was er als besonders positiv aber sieht, ist die Entwicklung der Ökumene gerade in den vergangenen Jahren. Früher seien die Gegensätze zwischen katholischer und evangelischer Kirche wesentlich massiver gewesen. „Einen positiven Einfluss kann die Kirche aber nur nehmen, wenn eine gute Ökumene vorhanden ist und sie nicht gegeneinander arbeitet“, so Beckstein.
Info:
Günther Beckstein (74) wurde in Hersbruck geboren. Dem bayerischen Landtag gehörte er von 1974 bis 2013 an. Von 1993 bis 2007 war er Bayerischer Staatsminister des Innern und von 2007 bis 2008 Bayerischer Ministerpräsident.
Die zentrale Reformationsfeier des Dekanates Pegnitz findet am Mittwoch, 31. Oktober, um 19.30 Uhr in der St.-Michaels-Kirche in Lindenhardt statt. Es werden die vereinigten Kirchen- und Posaunenchöre sowie die Kantorei auftreten. Im Anschluss des Gottesdienstes ist ein Empfang im Gemeindehaus geplant.
Die Wahl auf Lindenhardt sei gefallen, „weil wir da schon lange nicht mehr waren“, sagt Dekan Gerhard Schoenauer. Näher kennengelernt hat er Günther Beckstein bei seiner Tätigkeit mal in Nürnberg, als dort seine Frau mit dem Politiker in der Konfirmandenarbeit zu tun gehabt habe. „Nein, was Günther Beckstein sagen wird, weiß ich nicht, lasse mich überraschen“, sagt Dekan Schoenauer. Er habe schon Fastenpredigten von Beckstein gehört und die seien auch ohne parteipolitische Färbung gewesen. Den Reformationstag bezeichnet der Dekan als ein Besinnen auf die evangelischen Wurzeln, das Profil der Kirche.