Großes Fest für den Reformator leidet unter der Witterung Pegnitz schockt Luther

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Also dieser Luther ist schon ein Teufelskerl. Und zugleich ein richtiger Schlawiner. Im Himmel haben sie die Nase voll von dem Typ. Weil der – statt zu frohlocken und Hosianna zu singen – ständig aufgeregt auf seiner Wolke herumschwadroniere und diese schon mehrfach beinahe zum Absturz gebracht hätte. Gott und Petrus beschließen daher, ihn zurück auf die Erde zu schicken. Aber nicht nach Wittenberg, wo der gute Mann gerne den Kirchentag besuchen würde, um sich dort Bier und Bratwürste einzuverleiben. Nein, nach Pegnitz soll er. Weil es dort einiges zu tun gebe.

 
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Und so findet sich der umtriebige Reformator denn plötzlich auf der Bühne des evangelischen Gemeindehauses wieder. Eigentlich hätte er auf dem Podium vor der Bartholomäuskirche landen sollen beim Lutherfest der Kirchengemeinde am Samstagabend. Doch da spielte das Wetter nicht mit. „Das ist echt Mist“, grummelte Dekan Gerhard Schoenauer denn auch im Kurier-Gespräch. Doch angesichts der ständigen Regenschauer und des böigen Windes könne man niemand zumuten, ein vierstündiges Programm im Freien durchzustehen. Und so beschlossen er und seine Mitstreiter um 15 Uhr, das Geschehen ins Trockene zu verlegen.

Eigentlich sollte es ein Volksfest werden

Klar, dass darunter die Resonanz litt. Was als eine Art kirchliches Volksfest geplant war, fand durch den unfreiwilligen Ortswechsel natürlich nicht den erhofften Zuspruch. Doch was zunächst nach einer Veranstaltung für eine sehr begrenzte Besucherschar aussah, entwickelte sich schnell zu einer gelungenen Veranstaltung vor fast vollem Haus. Was auch den Dekan wieder entspannter dreinblicken ließ.

Rollentausch im Pfarrbüro

Doch zurück zur Hauptperson, zu Herrn Luther. Den nach 500 Jahren zurück auf die Erde Gesandten mimte bei einem Theaterstück des 10vor11-Teams Pfarrer Thomas Miertschischk. Und das tat er mit Bravour. Rollentausch war dabei angesagt. Spielte Eva Wolfrum doch Pfarrerin Gerlinde Lauterbach, während diese wiederum als Pfarramtssekretärin auftrat. Ein geistreich-kreatives Drehbuch belustigte das Publikum sicht- und spürbar. Das war einfach echt witzig, als Martin Luther voller Entsetzen zur Kenntnis nehmen muss, dass inzwischen auch Frauen das Pfarreramt ausüben – „und das auch noch im Talar!“

Krankenhaus mit Luthers überfüllt

Diese rief mal vorsichtshalber das Bezirkskrankenhaus an, um den angeblichen Luther abholen zu lassen. Doch dort beschied man ihr: Alles überfüllt mit solchen Kandidaten.

Also blieb er Und bekam erst mal ein einheimisches Luther-Bier, was bei ihm angesichts dessen Stärke im Vergleich zum Wittenberger Gesöff von einst den nächsten Überraschungseffekt zeitigte. Am Ende tat er dann das, was die da oben im Himmel als Auftrag mitgegeben hatten: Er predigte stundenlang von der Kanzel. Und schaffte es mit seiner Wortgewalt sogar, den Pegnitzer Stadtrat zu befrieden und zu einem Einheit zu schmieden. Petrus und Gott waren sich einig: „Den lassen wir nicht mehr zurück.“

Spanien, Irland und mehr

Die Gäste des Lutherfestes bekamen auch so einiges „auf die Ohren“. Mal lautere Töne, mal leisere. Jedoch durch die Bank mit Niveau. Voluminöser war der Posaunenchor mit Stücken aus der Luther-Ära unterwegs. Zart und fein dagegen die Sängerin Viola Robakowski, die zuvor noch einen Auftritt in Bayreuth absolviert hatte. Begleitet von Felix Buchner mit Gitarre oder Kontrabass, präsentierte sie volkstümliches Liedgut von Spanien bis Irland, garniert mit Werken jüngeren Datums. Ganz großes Gesangskino war das.

Echt spektakulär

Bis zum Finale mit einer spektakulären Feuershow vor den Gemeindehaustüren hatten sich die meisten Besucher dann auch mit allerlei deftiger Kost gestärkt, die wohl auch ein Martin Luther zu schätzen gewusst hätte.

Hoffentlich reicht das Bier

Bleibt noch das Problem mit dem Luther-Bier. Der bei der Jura-Bräu eingebraute Spezialsud reichte für 500 Kästen. Doch die Nachfrage ist riesig. Obwohl es nur im Pfarramt erhältlich ist. „Da lerne ich Leute kenne, die ich sonst kaum oder nie treffe“, so Dekan Schoenauer. Kürzlich war jemand aus Nürnberg da, der gleich zehn Kästen auf einmal abholte. Schoenauer hofft jetzt nur, „dass es wenigstens noch bis zur Kirchweih reicht“.

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