Grenzenlos im Untergrund

Von Michael Weiser
Bayreuther Gesichter und Betrachter. Bei der Vernissage von Ahmad Nady, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bilder im Bayreuther Untergrund und eine Party zum Finale: Kunst und Musik aus Ägypten und eine Bayreuther Dichterin stehen im Mittelpunkt beim Festival "Grenzüberschreitungen" des Iwalewahauses.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

"Underground“, der Ausdruck fiel bei der Vernissage, und es ist schon so: Dieser Raum ist tatsächlich so etwas wie Bayreuths Untergrund. Nicht nur, weil er unter der Erde liegt und an eine U-Bahn-Station erinnert, sondern weil ihm etwas Abgründiges innewohnt, in seinem Geruch, seiner Vernachlässigung, der Unsicherheit auch, die dort nächtens ab und an herrscht. Die Unterführung am Unteren Tor ist schon ein spezieller Ort, einer, an dem ohnehin Grenzen überschritten werden, und sei es die von der Stadt jenseits des Rings hinüber zur Innenstadt.

Derzeit ist die Unterführung auch noch Teilschauplatz des Festivals „49 Grad. Grenzüberschreitungen“ vom Iwalewahaus. Der ägyptische Künstler Ahmad Nady stellt dort seine großformatigen Zeichnungen aus.

Nady machte sich dazu auf den Weg durch Bayreuth und sprach mit Frauen, die insgesamt ein ganz anderes Verhalten an den Tag legten, als er zuvor gedacht hätte. „Er traf auf unglaublich starke, selbstbewusste Frauen, die im Leben stehen und arbeiten“, sagt Tamara Fick vom Iwalewahaus. Oft nahm sich Nady mehrere Stunden Zeit für seine Interviews, und während der Gespräche zeichnete er die Frauen auf seinem Pad.

Das Resultat sind großformtige Zeichnungen, die stark an Comics erinnern. Ein Querschnitt durch die weibliche Bevölkerung ist da natürlich nicht, noch nicht einmal die halbwegs repräsentative Auswahl von einem Dutzend Frauen, die Nady ursprünglich hatte portraitieren wollen: Wegen eines Trauerfalls in der Familie musste der Ägypter abreisen, ohne mehr als die Hälfte seines Projekts umgesetzt zu haben.

Ausstellungen im Iwalewahaus

Zwei weitere Schauplätze des Festivals „Grenzüberschreitungen“ finden sich im Iwalewahaus selbst. Yara Mekawei beschäftigt sich dort mit dem Konzept von Elie Wiesel, dem jüdischen amerikanischen Schriftsteller, der zuerst den Wert des Menschen an sich in einem Satz verdichtete: Niemand ist illegal. Ihre fluoreszierende Installation lädt die Besucher ein, sich mit Raum auseinanderzusetzen und schlägt Brücken von Bayreuth nach Syrien, Ägypten und Amerika.

Islam Shabana wiederum setzt sich mit den Gedichten von Hilde Marx auseinander, in denen sie sich mit Bayreuth befasste. In einer Virtual-Reality-Installation werden die Besucher Teil des vom Künstler kreierten Raumes. Alle Ausstellungen sind bis Mitte September zu besichtigen.

Am heutigen Samstag ab 11 Uhr steigt eine Graffiti- Aktion, bei der drei ägyptische Künstler in der Radunterführung unter der Universitätsstraße zwischen Glasenweiher und Universität live sprayen werden. Abends ab 20 Uhr erwartet die Besucher das Finale des Festivals, unter andere, mit einer Video-Performance des Künstlers Islam Shabana, des Konzerts der ägyptischen Underground Punk-Band Youssef Aliman im Zentrum.