Giersch, Vogelmiere und Co.: Unkraut schmeckt - das zeigt Karin Hirz auf der Landesgartenschau Unkraut-Küche: Essen statt verfluchen

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Vogelmiere und Giersch. "Zwei Gewächse, denen man nachsagt, dass sie nur erfunden wurden, um den Gärtner zu ärgern." Karin Hirz hat ein Mittel gegen das, was die meisten Menschen, die mit Giersch im Garten geschlagen sind, Unkraut nennen: einfach aufessen. Mehrfach in der Woche zeigt Karin Hirz, die unter anderem Fachfrau für Heilpflanzenkunde, Aromaexpertin und Gesundheitspraktikerin ist, wie man Garten und Balkon nutzen kann, um schnell und lecker mit Blüten und Pflanzen zu kochen.

 
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Gut eine Stunde dauern ihre Kurse in der Outdoorküche der Jungen Landesgartenschau. Meist sind es 20 bis 25 Menschen, die an ihren Lippen hängen. Die sich auf das stürzen, was sie zubereitet, während sie plaudert und ganz nebenbei praktische Tipps gibt, wie die Arbeit in der Küche etwas einfach werden kann. Denn Karin Hirz weiß: Kochen macht einen Haufen Arbeit. "Wenn man eine große Einladung hat, dann kann man auch locker mal die Jugend mit einspannen, die ja sonst oft nicht weiß, wohin mit ihren Ideen", sagt Karin Hirz, während sie selbst angemachten Kräuterquark und ein Bärlauchpesto, das sie zur Bärlauchzeit zubereitet und eingefroren hat - "mir ist noch nie eines der kleinen Gläschen kaputtgegangen" - auf vorgegrillte Zucchinischeiben streicht. "So lernen die jungen Leute, was es für eine Arbeit ist. Und was es für einen Riesenspaß macht, mitzuhelfen. Außerdem lernen sie zu schätzen, was sie auf dem Teller haben."

Nachhaltig und naturnah

Nachhaltigkeit ist Hirz wichtig. Im Sinne von: naturnah. Denn ein naturnaher Garten ist ein Garten, der viel Essbares liefert, das man gar nicht angepflanzt hat. "Ein Golf-Rasen geht gar nicht. Man braucht eine Wiese", sagt sie. "Da muss was blühen." Nur dann wird das was mit den selbst gezogenen Blumen, die man in den Tomatensalat schnippeln kann. "Ringelblume eignet sich genauso wie Stiefmütterchen. Aber nicht die aus dem Baumarkt, die sind alle behandelt", sagt Karin Hirz, während sie die Stiefmütterchen zu den Kirschtomaten in die Schüssel streut. "Tomaten klein schneiden, Salz, Pfeffer, Knoblauch und die Blumen dazu. Dann löffelweise auf Weißbrotscheiben. Die röstet man am besten im Ofen vor. Nicht im Toaster, da hängt man bei einer Stange Weißbrot ganz schön dran", sagt Hirz. "Das ist ein Essen, das geht auch fußballmäßig mit kurzem Anlauf." Wenn während der Europameisterschaft spontan hungriger Besuch vor der Tür steht.

Rosen-Pannacotta ist blitzschnell weggegessen

Die Rosen-Pannacotta, die Karin Hirz aus 800 Milliliter Sahne, sechs Blatt Gelatine und den Blütenblättern von 30 bis 35 Duftrosenköpfen vorbereitet hat, geht genauso weg wie die Tomaten-Blüten-Crostini. "Die Rosen ziehe ich selber daheim. Da weiß ich, dass sie nicht gespritzt sind", sagt sie. "Aber man muss schon ein bisschen drauf schauen. Eine verlauste Rose kommt nicht auf den Tisch", sagt sie.

Viele Wiederholungstäter in den Kursen

"Viele Wiederholungstäter" kommen zu ihren Kochkursen, "die für Erwachsene sind, obwohl wir auf dem Gelände der Jungen Gartenschau sind". Karin Hirz gehörte zu den Initiatoren der Küche im Freien, teilt sich die Beete mit Kolleginnen wie Ute Geyer und Kathrin Dörfler, die hauptsächlich den Kindern beibringen, dass eine Wiese nicht nur grün, sondern auch ganz schön lecker und gesund ist. Lecker finden die Teilnehmer auch, was Karin Hirz macht. "Wir werden sicher das eine oder andere mal ausprobieren", sagen etwa Silvana und ihre beiden Freundinnen, die am Mittwochnachmittag eingetaucht sind in die Unkraut-, Kräuter- und Blumenküche. "Unglaublich, was man aus dem machen kann, das man im Garten hat und normalerweise einfach wegschmeißt." 

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