„Gevatter Tod“ Gastspiel der Gruppe Bumerang im Theater Baumann

Von Ute Eschenbacher
Modernes Laientheater: Silvan Wagner (Tod) und Julien Zigan (Arzt) spielen die Hauptrollen in dem Theaterstück "Gevatter Tod". Foto: red Quelle: Unbekannt

KULMBACH/BAYREUTH. Seit Anfang des Monats proben sie täglich vier Stunden. Denn zur Premiere der Gruppe Bumerang am morgigen 26. September im Theater Baumann in Kulmbach soll alles sitzen.

 
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Die Schauspieltruppe gründete sich vor über 20 Jahren an einem Gymnasium in Burgkunstadt. Das Fach „Dramatisches Gestalten“ begeisterte die damaligen Gymnasiasten. Sie entschlossen sich, unabhängig von der Schule weiter zu spielen: Als Theatergruppe Bumerang, in der heute Studenten, Schüler und Berufstätige mitwirken.

Silvan Wagner, mittlerweile Privatdozent an der Universität Bayreuth, ist von Anfang an dabei. Ein Kern von acht bis zehn Personen halte das Laientheater am Leben, erzählt er im Gespräch mit dem Kurier. „Wir waren 18 Jahre lang in Lichtenfels, dann zwei, drei Jahre in Bayreuth und jetzt sind wir zum zweiten Mal zu Gast bei Rüdiger Baumann.“ Dort zeigten die Laiendarsteller bereits das Stück „Frauentausch“.

Sechs selbst verfasste Theaterstücke

Sechs eigene Stücke, meist mit Mittelalterbezug, habe er verfasst, sagt Wagner. In seine Produktionen baut er gern Schaurig-Gruseliges mit ein. Der Spezialist für mittelalterliche Literatur schrieb auch das Stück mit dem Titel „Gevatter Tod“ , das die Gruppe an diesem  Mittwoch zum ersten Mal vor Publikum aufführt. Dabei handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Märchens der Gebrüder Grimm: Ein Junge wird Arzt und schließt einen Pakt mit seinem Patenonkel, dem Tod. So wird er ein berühmter Arzt und Heiler. Aber er begeht den Fehler und versucht, den Tod auszutricksen. Am Ende wählt der Arzt freiwillig den Tod.

Wagner ist studierter Musikwissenschaftler, Theologe und Germanist, seine Frau Eva ist Grundschullehrerin und wirkt ebenso in der Theatergruppe mit. „Es gibt wenig Stücke für Laien, die bereichernd sind“, sagt Silvan Wagner. Oft gehe das ganze in Richtung Bauerntheater und sei „ein bisschen herb“. Ihn interessiert vor allem, wie man Stoffe aus dem Mittelalter in die Postmoderne transferieren kann.

Laientheater wissenschaftlich betrachtet

Silvan Wagner erforschte das Laientheater sogar wissenschaftlich. „Theorie und Praxis einer populären Kunstform“ heißt der Untertitel der von ihm im Mai 2011 herausgegebenen Publikation. Das Buch widmet sich den unterschiedlichen Facetten des Laientheaters.

„Theater als  Medium, das einem das Wunder der Verwandlung näherbringt“, ist das, was Wagner sich auf der Bühne vorstellt. Doch für Laien existierten nur wenige anspruchsvolle Stoffe, sagt er. „Da ist es leichter, man schreibt das Theaterstück selbst.“ Früher habe ein klassischer „Schwank“ auch eine philosophische Dimension gehabt. Heute gingen viele Theaterleute an die dramatischen Texte wie „an einen Steinbruch heran“. Die ursprüngliche Bedeutung komme dabei oft zu kurz. Deshalb hält er Texttreue für wichtig: „Was ich als Mediävist gelernt habe, ist Texte zu interpretieren.“

Eine größere Produktion im Jahr

In „Gevatter Tod“ übernimmt Wagner die Titelrolle und ist neben dem Autor des Theaterstückes auch dessen Regisseur. Denn es sei schwer, „begeisterte männliche Darsteller zu finden“. Um sich verbessern zu können, filmen die Darsteller ihre Proben. So sind auch ohne Regieassistenz Korrekturen möglich. Nach einem intensiven Vorbereitungswochenende wird die jährliche Produktion täglich einstudiert.

Franziska Engel kommt wie viele der Mitwirkenden vom Schultheater. „Ich bin für eine Freundin eingesprungen“, sagt die Bayreuther Studentin. „Uns sind vier Darsteller ausgefallen, deshalb mussten wir schnell Ersatz finden.“ Franzi verkörpert die Schwester des angehenden Arztes. Aber es werde nicht einfach das Märchen nacherzählt. „Wir spielen ein Stück im Stück“, sagt sie. „Der Zuschauer erlebt eine Bühne auf der Bühne.“

Eine andere sein

Der Reiz sei für sie, auf der Bühne jemand anderes sein zu können. Lampenfieber habe sie nicht. „Die Probenerfahrung verschafft einem die nötige Sicherheit.“ Außerdem sehe man das Publikum nicht. „Das Beste ist, wenn man ganz im Moment sein kann“, sagt Silvan Wagner, „wenn alles im Fluss ist, dann ist es perfekt.“

Info:Die Premiere ist am Mittwoch, 26. September, um 19 Uhr. „Gevatter Tod“ dauert knapp zwei Stunden (keine Pause). Noch drei weitere Aufführungstermine gibt es am 28., 29. und 30. September. Karten sind unter Telefon 0 92 21/ 9 33 93 oder unter www.das-baumann.de zu bestellen.

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