Geruchsbelästigung Nachts stinkt es in Pegnitz

Von Wolfgang Karl
Das Schlafzimmerfenster von Andrea Pfaucht muss Nachts oft zu bleiben. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Es stinkt in unregelmäßigen Abständen in einem Pegnitzer Wohngebiet. Anwohner beschweren sich, sie könnten nicht mehr bei offenem Fenster schlafen. Die Polizei, das Landratsamt und der Bezirkskaminkehrermeister haben noch wenige Anhaltspunkte und bitten die Anwohner deshalb um Mithilfe bei der Aufklärung.

 
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Den Pegnitzern stinkt es: Von einer "seltsamen, nächtlichen Geruchsbelästigung im Gebiet Lochsberg-, Sauerbruch- und Robert-Koch-Straße" ist in der Facbook-Gruppe "Ich bin ein echter Pegnitzer" die Rede. Darunter postet eine Diskussionsteilnehmerin einen Artikel zum Thema vom Kurier - aus dem Jahre 2001. Offensichtlich stinkt es nicht nur gewaltig, sondern auch schon seit Langem.

Worum geht es eigentlich? In unregelmäßigen Abständen, aber immer in der Nacht fange es an, übel zu riechen. "Man kann gar nicht mehr bei offenem Fenster schlafen: Ich zumindest werde davon wach", sagt Gabi Groß-Matthäi dem Kurier. Sie ist dabei nicht die Einzige. Auch Andrea Pfaucht und Andrea Kolb bestätigen das. "Das Problem: Wenn ich es rieche, dann habe ich den Geruch schon im Schlafzimmer. Fenster zumachen bringt dann auch nichts mehr", sagt Pfaucht.

Wonach riecht es? Ein Gestank, von dem man wach wird sei es. Ein Gestank nach Verbrennung. "Aber es ist kein normaler Holzgeruch, sondern ihm haftet etwas Chemisches an - als würde man Plastik verbrennen," geben Groß-Matthäi, Pfaucht und Kolb dem Kurier unabhängig voneinander an. Jedenfalls rieche es "nicht sehr gesund". Penetrant und ekelhaft sei der Geruch.

Was sagt die Polizei bisher? Doch kann das sein? Verbrennt jemand seit Jahren unerkannt mit chemischen Rückständen belastetes Altholz und Kunststoffe im Pegnitzer Stadtgebiet? Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Pegnitz, Roman Markert hat etwas von der Debatte auf Facebook mitbekommen. Doch eine Anzeige wegen der Geruchsbelästigung sei bisher nicht eingegangen. Natürlich würde die Polizei dann auch ermitteln. Aber dazu müsste man alarmiert werden, wenn der Gestank auftritt, sagt Markert.

Was sagen die Verwaltungsbehörden? Der Kurier hat eine schriftliche Anfrage an Bürgermeister Uwe Raab gestellt. Der verweist auf das Landratsamt Bayreuth. Herbert Mösch, Umweltschutzingenieur in der Immissionsschutzabteilung des Landratsamtes Bayreuth, ist mit Beschwerden bereits vertraut. "Es rufen immer wieder Leute an und beschweren sich über den nächtlichen Gestank", sagt Mösch. "Die Leute stellen sich oft vor, dass man einfach ein Messgerät aufstellt und dann wissen wir, woher es kommt."

Aber so einfach sei es nicht. Man müsste eine Dauermessung vornehmen, erklärt Mösch, da die Geruchsbelästigung in unregelmäßigen Abständen erfolge. "Dann wissen wir aber immer noch nicht, woher es kommt." Eine Gesundheitsgefährdung sieht Mösch nicht unbedingt: "Ich gehe davon aus, da das nur zeitlich begrenzt vorkommt, dass man von einer einer Gesundheitsgefährdung nicht reden kann." Messungen seien bisher allerdings keine vorgenommen worden. Für eine Langzeitmessung sei der Aufwand zu groß.

"Irgendwelche Aussagen über Luftschadstoffe helfen uns überhaupt nicht weiter dabei, die Ursache zu eliminieren", sagt Mösch. Eine Schadstoffmessung in Verbindung mit einer Windmessung sei ebenfalls nicht zielführend. Windumlenkungen, zum Beispiel durch Gebäude, machten es schon schwierig, einen geeigneten Ort für eine Windmessung festzulegen, so Mösch.

Was sagt der Kaminkehrer? Bezirkskaminkehrermeister Jochen Freiberger aus Creußen hat schon viele Anfragen von den Anwohnern bekommen. "Ich halte Ohren und Augen offen, aber aufgefallen ist mit bisher nichts. Auch Ölheizungen haben Ruß-Rückstände, man müsste auch die Asche von Kaminen erst analysieren. Ich vermute, dass da jemand seinen Unrat verbrennt. Etwas, was es in der heutigen Zeit mit der gelben Tonne echt nicht mehr braucht. Gerade jetzt in der Hitze sollen die Betroffenen mal mit der Taschenlampe raus und schauen, ob sie Rauch entdecken: Niemand sonst hat jetzt normalerweise den Kamin an."

Brandgeruch in Pegnitz: War da nicht mal was? Im Jahr 2013 gab es Beschwerden am Pegnitzer Kellerberg wegen Brandgeruchs. Der ist gut anderthalb Kilometer vom Gebiet Sauerbruch- und Robert-Koch-Straße entfernt, ein starker Geruch von dort könnte also noch wahrnehmbar sein. Ursache war damals das Hackschnitzel-Heizwerk der Wohnungsgenossenschaft Pegnitz am Kellerberg. Geschäftsführer Roland Schramm sagt dazu: "Seit 2013 haben wir eigentlich Ruhe. Würde der Geruch von uns kommen, müssten sich unsere Mieter ja auch beschweren. Wir haben damals die neuesten Filter eingebaut und lassen die Anlage regelmäßig vom Bezirkskaminkehrermeister überprüfen. Seit einigen Wochen ist das Heizwerk ohnehin abgestellt, für Warmwasser läuft nur ein Öl-Brennwerk."

Was können die Betroffenen konkret tun? "Es wäre optimal, wenn wir direkt in der Nacht noch zum Zeitpunkt angerufen würden, damit man zeitnah Ermittlungen zur Herkunft des Geruchs aufnehmen kann", sagt Markert von der Pegnitzer Polizei. Mösch vom Landratsamt bittet die Betroffenen, sich genau die Windrichtung zu merken, wenn der Gestank auftritt und diese zu melden. Nur so könne das Landratsamt die Richtung der Ausbreitung bestimmen und so am Ende den Ursprung des Geruchs ermitteln.

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