Georg Röhm sieht den erzkonservativen Flügel der CSU in Berlin nicht mehr vertreten Stadtrat gibt Parteibuch ab

Von Thorsten Gütling
Georg Röhm, Hollfelder Stadtrat und Fraktionschef der Jungen Liste im Kreistag Bayreuth, tritt aus der CSU aus. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Das Maß ist voll, sagt Georg Röhm. Der Hollfelder Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der Jungen Liste im Kreistag tritt aus der CSU aus.

 
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Einen Tag, nachdem CDU, CSU und SPD sich für Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten für das Bundespräsidentenamt ausgesprochen hatten, verschickte der Hollfelder Stadt- und Kreisrat ein Fax in dreifacher Ausfertigung. An Ortsverband, Kreisverband und Landeszentrale der CSU. Inhalt: Sein Austritt aus der Partei. Röhm sagt: "Wir Konservativen haben ja keine Alternative mehr."

"Ich kann mich damit nicht mehr identifizieren"

Entscheidend sei das Verhalten der CSU in Berlin gewesen, nicht das in München oder in der Region, darauf legt Röhm Wert. Aber es gebe eben nur diese eine CSU, nicht eine für den Bund und eine für die Region, und mit der könne er sich als Erzkonservativer, als Politiker rechts der Mitte, wie er sich selbst bezeichnet, nicht mehr identifizieren.

"Steinmeier ist für mich eine persönliche Niederlage"

Der 41-Jährige sitzt nicht nur für die CSU im Hollfelder Stadtrat und ist Fraktionssprecher der Jungen Liste im Kreistag. Er ist auch der Regionalsprecher des Konservativen Aufbruchs, einem von der CSU nicht anerkanntem Interessenverband erzkonservativer Christsozialer. Und als solcher habe er in letzter Zeit nicht mehr ruhig schlafen können. "Wenn Merkel und Seehofer Steinmeier so gut finden, dann sollen sie doch die Partei wechseln", sagt Röhm. Für ihn persönlich sei Steinmeier eine Niederlage. Er hätte sich einen konservativen Kandidaten gewünscht, auch auf die Gefahr hin, dass dieser Scheitern könnte. Edmund Stoiber zum Beispiel, oder jemanden aus der freien Wirtschaft.

"Hochgeschleime und Geschacher um Posten"

So aber, sei er wieder einmal Zeuge einer Politik geworden, die in Hinterzimmern gemacht werde. Röhm sprich von "Hochgeschleime" und einem "Geschacher um Posten" und sagt: "So eine Politik trage ich nicht mehr mit."

Er sei konservativ erzogen worden, seine Eltern immer politisch interessiert gewesen, hätten aber nie einer Partei angehört. 1998, Gerhard Schröder (SPD) war gerade Bundeskanzler und Rudolf Scharping und Joschka Fischer die Verteidigungs- und Außenminister, sei Röhm erstmals im Büro der CSU in der Bayreuther Wölfelstraße vorstellig geworden. Aus Protest, wie er heute sagt. Damals war Röhm 23 Jahre alt und damals wie heute sei er von Personalien enttäuscht gewesen. Zehn Jahre später saß Röhm für die Junge Liste im Kreistag, 15 Jahre später für die CSU im Hollfelder Stadtrat.

"Nie mehr Partei"

In letzterem, wo die Fraktion CSU/Offene Liste heißt, wolle er auch ohne Parteibuch weiter Politik machen. In der Fraktion der jungen Liste im Kreistag, wo mit dem Goldkronacher Bürgermeister Holger Bär ein weiterer Parteiloser vertreten ist, sowieso. Zumindest vorerst. Die nächste Kommunalwahl findet im Jahr 2020 statt. Was dann passiert, weiß Röhm noch nicht. Nur eins sei sicher: "Nie mehr werde ich in irgendeine Partei eintreten. Nie mehr werde ich mich auf diese Ochsentour begeben", sagt Röhm. Jetzt könne er wenigstens wieder ruhig schlafen.