Genossenschaft Es war ein gutes Windjahr

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Wegen Eisbefalls und Artschutzes musste die Anlage im Lindenhardter Forst einige Stunden abgeschaltet werden. Foto: Frauke Engelbrecht Quelle: Unbekannt

SCHNABELWAID / CREUSSEN. Die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Energiegenossenschaft Creußen baut vor. Bei der Generalversammlung in Schnabelwaid beantragte der Vorstand, die Zinszahlungen an die Genossen zu reduzieren, falls es in Zukunft zu Liquiditätsproblemen kommen sollte. Momentan liegt die Basisverzinsung zwischen 3,5 und vier Prozent – je nach Windrad.

 
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„Uns ist es wichtig, das Eigenkapital, also die Darlehen der Genossen, zu sichern und eine höchstmögliche Auszahlung der Erträge zu gewährleisten“, sagte Vorstand Thomas Harting. Aber bei einer Genossenschaft gelte das Solidaritätsprinzip – alle für einen. Dafür sei eine geordnete und langfristige sichere Kostenstruktur der von der Genossenschaft betriebenen Anlagen aber Voraussetzung. Harting erklärte: „Die Genossen geben der Genossenschaft ein Darlehen, die wiederum gibt dem Betreiber der Anlagen ein Darlehen.“ Umgekehrt laufe es mit den Zinsen vom Betreiber über die Genossenschaft an die Genossen. Die Genossenschaft sei also ein Puffer zwischen Betreiber und Genosse.

Bonus wäre möglich

Die Zahlung der Zinsen sei jedoch nicht möglich, wenn es einen Liquiditätsengpass gibt. Deshalb schlage der Vorstand vor, 1,4 Prozent Zinsen zu zahlen, sollte sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern. Das wäre die schlechteste Situation. Bleibt sie gleich, würden auch die Zinszahlungen gleich bleiben und ein Bonus wäre möglich.

Im Vertrag stehe, dass es eine Auszahlung der Zinsen gebe, nicht eine Zahlung, so die Reaktion der Genossen. „Der Einzelne kann nichts dafür, wenn es zu Liquiditätsproblemen kommt“, hieß es. Deshalb sei der Antrag ein falsches Signal. Besser sei es, nur die Hälfte der Zinsen auszuzahlen. „Wenn die Mehrheit gegen den Antrag ist, können wir eine Vertragsänderung vorschlagen“, so Harting. Es würde dann eine Sondervereinbarung geben. Diese beinhalte, dass Genossen durch Sonderzahlungen das ausgleichen, was verloren geht, wenn andere bei einer niedrigeren Zinszahlung ihre Verträge eventuell kündigen.

Thema vorher besprechen

Zu der Reaktion mancher Genossen, dass man die bestehende Regelung erst mal bestehen lassen sollte, so lange kein Handlungsbedarf besteht, erwiderte Harting: „Irgendwann holt uns das Thema ein.“ Deshalb solle man das schon vorher besprechen. Ein weiterer Vorschlag der Genossen war, den Zinssatz nur auf einen Zeitraum von drei Jahren herunterzusetzen. „Manche warten auf den Zinsertrag und da sind 1,4 Prozent zu wenig“, hieß es. Wenn es aber eine Änderung gebe, müsse diese gut ausgearbeitet sein, damit die Genossen wüssten, worauf sie sich im schlimmsten Fall einlassen.

Manche kündigen gleich den Vertrag

Man müsse auf die aktuelle Situation – eben wenn sie wirtschaftlich schlechter wird – reagieren, war ebenfalls ein Argument. Und sicher gebe es Genossen, die bei einem 1,4-Prozent-Zinssatz aussteigen. Deshalb sei etwas mehr – etwa das Doppelte – besser und es gebe wieder welche, die neu einsteigen. Manche drückten es drastischer aus: „Alles unter 3,5 Prozent wird zu Verkäufen führen, bei 1,4 Prozent können Sie gleich die Kündigung bekommen.“

Bei der abschließenden Abstimmung votierten von den 122 Wahlberechtigten neun gegen den Antrag, zwölf enthielten sich.

Info:

Mitglieder: Die Genossenschaft hat zurzeit 526 Mitglieder, die insgesamt 3478 Geschäftsanteile halten. Begonnen hatte man bei der Gründung im Juli 2012 mit 147 Mitgliedern.

Windpark Lindenhardt: Die Enercon-Anlage laufe erfreulich, so Vorstand Thomas Harting. Mit 6859 Megawattstunden liege die Produktion 8,5 Prozent über dem Soll. Ausgefallen ist sie 493 Stunden (5,6 Prozent). Davon wegen Artenschutzes 297 Stunden und 102 Stunden wegen des Wetters – hier wegen Eisansatzes. Da die Anlage in einem Waldgebiet steht, ist ein gewisses Fledermausvorkommen vorhanden. „Unser Windrad steht in der gesamten Anlage ganz vorne und nimmt alles an Wind mit, was es gibt“, so Harting. Durch überdurchschnittlich viel Ostwind gebe es spürbar höhere Erträge.

Windpark Seubersdorf: Mit dieser Anlage ist die Genossenschaft nicht glücklich, sie weicht mit 5582 Megawattstunden um über elf Prozent vom Soll ab. „Die ersten drei Windgutachten waren fehlerhaft und die Winderträge nicht so positiv wie ursprünglich ausgewiesen“, so Harting. Abgeschaltet werden musste die Anlage insgesamt 1157 Stunden (13,2 Prozent). Auch hier gab es hauptsächlich mit Artenschutz (647 Stunden) und Eisbefall (158 Stunden) Probleme.

Windpark Thurnau: „Die Nordex-Anlage liegt mit 5605 Megawattstunden überschaubar unter dem Soll“, so Harting. Dies ist mit 5850 Megawattstunden festgesetzt. Auch die Ausfälle sind nur gering, beim Artenschutz 1,04 Prozent. „Hier ist der Ausfall geringer, weil es sich um eine Freiflächenanlage handelt“, so der Vorstand. Insgesamt könne über alle Anlagen gesagt werden, dass es ein gutes Windjahr war. Der Erwerb neuer Anlagen sei momentan nicht geplant.

Verlust: Der Bilanzverlust beträgt 50 763 Euro und wird auf das laufende Geschäftsjahr übertragen.

Aufsichtsrat: Klaus Amschler, Martin Dannhäußer und Martin Lautner wurden als Aufsichtsräte wieder gewählt. Hans-Heinrich Lauterbach wurde neu gewählt, nachdem Christine Raimund nicht weiter zur Verfügung stand.

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