Ein letzter Gruß
Als alle Einwohner im April 1938 das Dorf für immer verlassen mussten, hätten sie zum letzten Mal die beiden mächtigen Linden vom Kreitberg gegrüßt. Es herrschte eine unheilvolle Stille. „Die Soldaten schleiften dann die Häuser, die Linden wurden gesprengt“, lauteten die Erinnerungen. Nur der Friedhof am Kalvarienberg überdauerte die Zeit. „Dort liegen heute die Gebeine der Ahnen“, schilderte Krapf. Als frühere Lehrerin ist sie noch immer sehr redegewandt, mit ihren 95 Jahren zeigt sie sich geistig und körperlich fit. Lediglich das Laufen fällt ihr schwer. Sie ist eine der letzten aus Haag, die die Zwangsaussiedlung vor 80 Jahren noch persönlich erlebt hat. Die Höhepunkte des Dorflebens war die Inspektion eines Regierungsbeamten aus Amberg mit einem Flurumgang. „Eure Felder sind wohl bestellt, Gerste und Korn stehen gut“, sind seine Aussagen überliefert. Auch der Bischof aus Bamberg war für drei Tage zu Besuch, die Haager kehrten die Straße und schmückten ihre Häuser. Der Pfarrer war für die Moral zuständig, „er verlangte von den Haagern, einmal pro Jahr zur Beichte zu gehen“, schilderte Krapf. Die soziale Kontrolle im Dorf war groß. In den Erinnerungen von Krapf sind auch bittere Not und Missernten erwähnt, die eine Mutter zwangen, durch den tiefen Schnee heimlich zum Betteln nach Weiden zu stapfen. Ihr Mann war Kriegsinvalide, vertrank sein Geld im Wirtshaus.