Geeignete Azubis werden sofort eingestellt

Von Hans-Jochen Schauer
Auch wenn das neue Ausbildungsjahr schon angefangen hat, gibt es noch frei Stellen in der Baubranche. Dieter Hofmann ist der Ansicht, dass eine qualifizierte Ausbildung eine gute berufliche Perspektive bietet. ⋌⋌Foto: red Foto: red

Dieter Hofmann (50) beschäftigt in seinem Betrieb HD-Bau in Michelfeld rund 60 Mitarbeiter. Darunter sind ein halbes Dutzend Auszubildende. Es könnten auch mehr sein, sagt er. Ein Blick auf die Situation in der Baubranche.

 
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„Wenn ich drei weitere geeignete Lehrlinge hätte, würde ich sie sofort nehmen“, sagt Hofmann, ein Diplom-Ingenieur. Der Markt an brauchbaren Bewerbern ist leer gefegt. „Es ist schwer, gute Auszubildende zu finden.“ Den Appell der Gewerkschaft IG Bau, jetzt noch nach Nachzüglern eine Chance zu geben, kann er wenig abgewinnen.

Oft nicht motiviert

„Ende August brauche ich solche Leute nicht einstellen.“ Warum? Weil die übrig gebliebenen Jugendlichen in der Regel wenig Lust an dem Job hätten und nicht motiviert seien, so Hofmann. Einfluss der Eltern Die Ausbildung am Bau ist bei jungen Leuten nicht die beliebteste. Dies habe auch etwas mit den Eltern zu tun, sagt Hofmann. „Das wird viel von ihnen gesteuert. Sie sagen zu ihren Kindern, sie sollen woanders hingehen.“

Als Argumente gegen ein Ausbildung am Bau führen sie das Wetter an oder die Arbeitszeiten, die auf einer Baustelle schon mal länger dauern können. Auch in der Schule habe das Handwerk einen schweren Stand und werde nicht gefördert. Die neue Ausbildungsordnung erhöhe laut Hofmann den Druck auf die Lehrlinge. Sie schließt nach zwei Jahren mit einer Zwischenprüfung (Hochbau-, Ausbau- oder Tiefbaufacharbeiter) ab.

Zweite Stufe dauert zwölf Monate

Nur wer sie schafft, kann weitermachen. Die zweite Stufe dauert zwölf Monate. In diesem Jahr qualifiziert man sich in dem gewählten Ausbildungsberuf zum Spezialbaufacharbeiter, zum Beispiel Maurer oder Betonbauer. Die Ausbildung wird mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Der Lohn für die Mühen: eine höhere Gehaltsstufe. Für den Michelfelder Firmenchef müssen Azubis am Bau bestimmte Voraussetzungen mitbringen: Interesse an dem Beruf, Freude an der Arbeit, technisches Verständnis, flexibel sein auf den Baustellen.

„Sie sollten Kopfrechnen können."

Dass größere Industriebetriebe bei der Ausbildung einen Vorteil haben, erkennt Hofmann an. Sie haben Lehrwerkstätten und Mitarbeiter, die sich speziell um die Lehrlinge kümmern. „In Baufirmen laufen sie nur mit.“ Betreuer wie in der Industrie Was fehle, seien Mitarbeiter, die wie in der Industrie die Lehrlinge betreuen. „Wir versuchen, das zu organisieren, denn wir brauchen gute Lehrlinge.“ Was müssen Bewerber um eine Lehrstelle mitbringen? „Sie sollten Kopfrechnen können. Wenn jemand gut in Mathe ist, ist das nicht ganz schlecht“, betont Dieter Hofmann. Er ist davon überzeugt, dass eine qualifizierte Ausbildung eine gute berufliche Perspektive eröffnet. „Ein guter Facharbeiter wird immer Arbeit haben.“

Keine geeigneten Bewerber

Die Schaffner Bau GmbH aus Krottensee würde Lehrlinge ausbilden, wenn sich geeignete Bewerber vorstellen würden. „Aber wir haben bisher keinen gefunden“, sagt Firmenchef Richard Schaffner (57). Die Bezahlung könne es nicht sein, so Schaffner, denn die sei „am Bau nicht schlecht“. Er vermutet, dass ungeregelte Arbeitszeiten, wechselnde Baustellen und die schwere Arbeit Jugendliche abschrecken. Die schwere Arbeit sei allerdings nicht mehr so extrem wie früher, denn der Betrieb habe viele Maschinen angeschafft. „Wir sind gut aufgestellt.“ Es bleibe jedoch Handarbeit, übrig, die sich am Bau nicht vermeiden lasse. Für Schaffner ist es wichtig, dass potenzielle Azubis aufnahmefähig und bereitwillig sind sowie Gespür und Interesse für die Tätigkeiten mitbringen. „Den Rest kann er lernen“, sagt der Meister für Hoch-, Tief- und Betonbau. Zeugnisnoten sind für ihn nicht entscheidend. „Lehrlinge müssen gewillt sein, etwas zu lernen.“ Beim Vater gelernt Richard Schaffner hat im elterlichen Betrieb das Maurerhandwerk erlernt. „Die Ausbildung war nicht einfach.“

Bis heute ist er seinem Vater dankbar, dass er ihm so viel beigebracht hat. „Er hat mit sogar gezeigt, wie man Maschinen repariert. „Ich habe die Lehrzeit nie bereut“, sagt er Seit 2003 ist auch sein Sohn Peter in dem 1971 gegründeten Unternehmen (zehn Beschäftigte). Er soll das Unternehmen aus Neuhaus weiterführen.